Alles unter (chinesischer) Kontrolle

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China hat die Welt ins Corona-Unglück gestürzt. Und profitiert davon auch noch auf dem Weg zur Weltmacht Nummer eins.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Es ist ein viel geteilter Cartoon dieser Tage: Eine Katze schickt sich an, eine Eprouvette mit Coronaviren vom Regal zu stoßen – der Ursprung der Corona-Ausbreitung über die ganze Welt sozusagen. Spaßvögel sagen, im berüchtigten Labor von Wuhan kann sich diese Szene nicht zugetragen haben, die Katze wäre vorher gegessen worden. Da ist was dran.

Nein, im Ernst: Man muss gar nicht der wilden These von ein paar schrullig gewordenen Virologen oder des US-Präsidenten anhängen, SARS CoV-2 sei in einem chinesischen Labor erzeugt worden. Oder gar absichtlich verbreitet worden, auf dass die Chinesen die Weltherrschaft übernehmen können. Es reicht zu konstatieren: Das Virus hat seinen Ursprung in China, vermutlich auf einem Wildtiermarkt in der Millionenstadt Wuhan. Die chinesischen Behörden haben es (mit Unterstützung der Weltgesundheitsorganisation) wissentlich, also nicht fahrlässig, sondern verbrecherisch verschlafen bzw. vertuscht.

Sie haben in der Folge mit Methoden, die so nur in der Erziehungsdiktatur China möglich sind, das Virus bekämpft, eingedämmt und niedergerungen. Zwischendurch haben sie sich der Welt , über die die Coronanot hereinbrach, als Helfer angedient: mit Experten, Ärzten und Lieferungen von zum Teil untauglichen Schutzmasken und -Anzügen.

Wenn heute das Scheinparlament des bevölkerungsreichsten Landes der Welt den im März verschobenen jährlichen Volkskongress beginnt, dann ist die Botschaft in der Großen Halle des Volkes in Peking: Seht her, wir haben alles unter Kontrolle. Untertitel: Wenn ihr euch umseht in der Welt, unter chinesischer Kontrolle.

Das hat nicht nur mit Corona zu tun. Die Chinesen waren längst auf der Überholspur. Sie haben Japan im Ranking der Weltwirtschaftsmächte auf Platz drei verdrängt und sich von der belächelten Plagiats- zur Innovationsnation entwickelt. Sie haben eine  Wirtschaftsleistung und ein Wachstum erzielt, das nur mit Rückgriff auf schier unendliche Humanressourcen und ohne  Rücksicht auf das Individuum möglich ist – der Einzelne ordnet sich in allen Belangen dem Wohl der Nation unter. Mit diesem Selbstverständnis hat China eine Neokolonialisierung der Welt begonnen, von Afrika über Europa bis Lateinamerika. Räumt mit Ellenbogen zur Seite, was dem Erfolg im Weg liegt.  Der viel gescholtene US-Präsident wehrt sich wenigstens, aber Europa?  Und jetzt, wo die Welt am Boden liegt mit dem „chinesischen Virus“ (© Trump) und Manches billig zu haben ist, steigt China auch noch aus der Corona-Hölle wie Phönix bzw. der chinesische Drache aus der Asche.

Da mag sich die westliche Welt  mokieren, dass in China gerade erst eine Kampagne für zivilisiertes Essen läuft, auf dass so etwas wie  Corona nicht wieder   geschehe. Was heißt da  „zivilisiert“, werden die Chinesen fragen? Sie sehen sich seit je als Reich der Mitte, also das Zentrum der Zivilisation.  Zur Nummer eins der Welt bald hat’s ja   immerhin gereicht.

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