Alles dreht sich um Herbert Kickl
Es ist politisch eine verrückte Situation. Jener Parteichef, der am wenigsten öffentlich auftritt, der kaum Interviews gibt und der auch mit seinen Reden und mit seiner Anwesenheit im Parlament sehr sparsam umgeht, ist jene Person, um die sich die österreichische Innenpolitik dreht. Denn seit Herbert Kickl mit seiner FPÖ bei den verschiedensten Umfragen konstant und mit klarem Abstand auf dem ersten Platz liegt, haben die anderen Parteien – vor allem jene der Regierung – bei fast allen Entscheidungen im Hinterkopf, ob sie dadurch der FPÖ nicht doch noch Stimmen wegnehmen können. Bisher ohne Erfolg.
Im kommenden Jahr wird Kickl noch mehr das politische Geschehen bestimmen, auch wenn er größtenteils selbst darin nicht involviert ist.
Liegen die Umfragen richtig?
Alle Augen sind auf Ende September gerichtet, wenn der Wahltag schwarz auf weiß zeigt, ob die Umfragen richtig gelegen sind. Dass in der ÖVP und in der SPÖ teilweise bereits der zweite Platz als internes Wahlziel ausgegeben wird, zeigt, wie wenig man dort noch daran glaubt, Herbert Kickl von der Spitze verdrängen zu können. Das alles ist dann mit der Hoffnung verbunden, dass der FPÖ-Bundesparteiobmann trotz eines Wahlsiegs keine Regierung zusammenbringt und deswegen der Bundespräsident dem Zweiten den Auftrag dazu erteilen wird.
2024 wird zurecht als Superwahljahr bezeichnet. Weniger, weil auch noch in zwei Landeshauptstädten, in zwei Bundesländern und natürlich auch auf europäischer Ebene gewählt wird. Das sind nur Nebenschauplätze, entscheidend ist die Nationalratswahl, weil sie eine Weichenstellung bedeutet. Kann erstmals eine stark rechte Partei auf Bundesebene die ehemaligen Großparteien SPÖ und ÖVP überflügeln? Und findet sich trotz aller gegenteiligen Beteuerungen dann nicht doch noch ein Steigbügelhalter für einen Kanzler Kickl? Gleichgültig, wie die Antworten ausfallen, für Österreich wird der Herbst 2024 zur Zerreißprobe.
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