OECD-Studien, Gesundheitsökonomen, Uni-Rektoren: Sie alle sagen, dass Österreich bei der Zahl der Ärzte europaweit im Spitzenfeld liegt. Das Problem besteht einfach darin, dass die Mediziner nicht dort arbeiten, wo die Gesellschaft sie braucht. Und das wiederum hat – auch – damit zu tun, dass im Gesundheitswesen schlampige Verhältnisse herrschen.
Während man sich beispielsweise in Deutschland entscheiden muss, ob man mit fixer Gage angestellt im Spital oder selbstbestimmt in einer Ordination arbeitet, ist die Mischform „Spital plus Ordi“ hierzulande nicht nur möglich, nein: Sie ist in Ballungszentren oft Standard.
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Ein paar Stunden (Nacht-)Dienst im Krankenhaus, den Rest der Arbeitswoche in der Wahlarztpraxis, wo man selbst Ordinationszeiten und Honorare bestimmt: So sieht bisweilen der ärztliche Alltag aus. Den Betroffenen ist kein Vorwurf zu machen, sie holen sich nur das Beste aus beiden Welten.
Vielmehr ist die Politik gefordert, klare Verhältnisse zu schaffen. Die Idee, Medizinabsolventen eine begrenzte Zeit im öffentlichen Gesundheitssystem zu halten, ist nicht die allerschlechteste. Auch hier könnten Anreize greifen, frei nach dem Motto: Du verpflichtest dich für x Jahre im Spital, wir garantieren dir eine hochwertige Ausbildung. Das wäre ein fairer Deal, der in anderen Bereichen (man denke an Piloten beim Bundesheer etc.) selbstverständlich ist.
Die Patienten sind diesbezüglich ohnehin viel weiter: Laut einer großen OGM-Umfrage für den KURIER halten es fast 80 Prozent der Bevölkerung für gerechtfertigt, im Gegenzug für einen Gratis-Zugang beim Medizinstudium ein paar Jahre im öffentlichen Gesundheitssystem zu arbeiten.
Dass die Interessenvertreter der Ärztekammer gegen derartige Vorhaben opponieren, ist erwartbar, kann aber eher ignoriert werden. Denn mittlerweile ist eine absolute Mehrheit überzeugt, dass die Institution Ärztekammer – im Unterschied zur Selbstdarstellung – keinesfalls Interessen von Patienten vertritt. Kaum ein „Player“ im System ist schlechter angeschrieben. Als Standesvertretung müsste man sich ob dieses Befundes dringend ein paar Fragen stellen. Aber das ist eine andere Geschichte.
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