78 Prozent für verpflichtenden Spitalsdienst von Jungärzten

Wie können die überlangen Wartezeiten bei Arzt-Terminen reduziert werden? Und wie gelingt es, die mitunter problematischen Arbeitsverhältnisse in Spitälern zu verbessern? Während die Bundesregierung beim Sommerministerrat ein 200-Millionen-Euro-Paket präsentiert hat, hat die Bevölkerung überraschend klare Vorstellungen, welche gesundheitspolitischen Maßnahmen sinnvoll wären.
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Laut einer OGM-Umfrage für den KURIER, bei der mehr als 900 Menschen befragt worden sind, sagten acht von zehn der Befragten (78 %), dass sie es für gerechtfertigt halten, Jung-Ärzte im Gegenzug für ein kostenloses Medizin-Studium für ein „paar Jahre“ im öffentlichen Gesundheitssystem zu verpflichten. Derzeit ist das Studium durch Aufnahmetests und die Zahl der Studienplätze beschränkt. Es gibt allerdings keine Forderungen, die die öffentliche Hand an fertige Medizin-Studenten stellt.

Bemerkenswert ist, dass offensichtlich eine Mehrheit der Patienten auch Änderungen beim Wahlarzt-System befürwortet. Für mehr als zwei Drittel (72 %) ist es richtig zu fordern, dass Ärzte, die gleichzeitig im Spital und einer Wahlarztordination arbeiten, die Mehrheit der Arbeitszeit im Spital sind.
Die Skepsis der Versicherten zeigt sich auch in einer anderen Frage: Zwar halten 45 Prozent der Befragten ein komplettes Abschaffen des Wahlarzt-Systems für übertrieben; immerhin 38 Prozent hätten damit aber kein Problem – der Unterschied ist kein besonders großer.
Spannend ist, dass die 2001 zur Entlastung der Ambulanzen etablierte und 2003 wieder abgeschaffte „Ambulanzgebühr“ kein politisches No-Go darstellt, zumindest nicht für die Patienten. Immerhin 44 Prozent würden mit einer Ambulanzgebühr von zehn Euro leben können, wenn diese die überfüllten Ambulanzen entlastet; 48 Prozent halten das für keine so gute Idee.

Interessenvertreter
Überraschendes lieferte die OGM-Umfrage in Sachen Vertrauen: Gefragt, wer die Interessen der Patienten vertritt, schneidet Gesundheitsminister Johannes Rauch mit 39 Prozent Zustimmung deutlich besser ab als Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, die Länder als Spitalsbetreiber und die Krankenkassen.
Alarmierend ist das Ergebnis aus Sicht der Ärztekammer. Während Funktionäre für sich gern in Anspruch nehmen, nicht nur Interessen von Ärzten, sondern auch die der Patienten zu vertreten, ist die Wahrnehmung der Bevölkerung eine andere: Die absolute Mehrheit (54 %) hat keine gute Meinung über die Ärztekammer. Und nur 24 Prozent stimmen der Aussage zu, dass die Kammer auch Interessen von Patienten vertritt.
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