15 Tunesier machen den Anfang: ÖBB holen ausländische Mitarbeiter

Verkehr - Zugsverkehr - Warnstreik der ÖBB
Im nächsten Schritt könnten auch Zugbegleiter, Lokführer, Verschieber, Buslenker oder aber Lehrlinge aus diversen Drittstaaten folgen.

Die ÖBB kämpfen mit einem Personalmangel. Eisenbahnspezifische Berufe finden sich daher wie berichtet auf der Mangelberufsliste, um Mitarbeiter aus dem Ausland zu holen, was die Gewerkschaft vida stets kritisierte.

Laut dem Magazin profil arbeiten nun "die ersten 15 Tunesier" bei den ÖBB - als Bahn-Lagertechniker bzw. als Mechaniker beim ÖBB-Postbus. Im nächsten Schritt könnten auch Zugbegleiter, Lokführer, Verschieber oder Buslenker aus diversen Drittstaaten folgen.

Gewerkschaft vida sieht Chaos beim Staatsbetrieb

"Wir bereiten eine EU-weite Ausschreibung vor, die sich an heimische, aber auch internationale Personaldienstleister richtet, die Personal aus Österreich, der EU, aber auch aus unterschiedlichen Drittstaaten bereitstellen können", heißt es laut dem Magazinbericht aus der ÖBB-Kommunikation. Das richte sich besonders an "eisenbahnspezifische Berufe sowie Buslenker". Es handelt sich um Tätigkeiten auf der Mangelberufsliste, die per Rot-Weiß-Rot-Karte besetzbar sind.

Während die Bundesbahnen von einer Personaloffensive sprechen, sieht die Gewerkschaft vida Chaos beim Staatsbetrieb. "Es ist unerträglich, mit welchen Argumenten das Management das eklatante Personalproblem bei den ÖBB kleinzureden versucht und gleichzeitig dafür gesorgt hat, dass alle Eisenbahnberufe in der Zwischenzeit auf der berüchtigten Mangelberufsliste stehen", kritisierte zuletzt Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Bahngewerkschaft vida.

Kommen nun Lehrlinge über 18 aus Drittstaaten dazu?

Die ÖBB haben ihren Personalstand laut Unternehmensangaben von 42.600 Personen Ende 2022 auf 43.200 per Jahresende 2023 erhöht. Derzeit leisten 5.031 Lokführerinnen und Lokführer ihren Dienst - um 24 mehr als im Vorjahr. Bei den technischen Facharbeitern verzeichnete die Bahn mit 2.571 Personen ein Plus von 129 Mitarbeiter. Aktuell bilden die ÖBB rund 2.100 Lehrlinge aus. 21 Prozent der Lehrlinge sind weiblich, bei den Neuaufnahmen bereits ein Viertel, so die Bundesbahnen.

Die ÖBB zeigen sich laut profil auch offen dafür, Lehrlinge über 18 aus Drittstaaten aufzunehmen. Das will Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) durch eine weitere Lockerung zur Erlangung der Rot-Weiß-Rot-Karte ermöglichen. "Insgesamt gelingt es uns sehr gut, Personal zu finden und die 650 Lehrstellen, die wir jedes Jahr anbieten, zu besetzen", betonen die ÖBB laut Magazin. Es gehe "auch mit vielen Menschen, die in den letzten Jahren zugewandert sind, etwa Syrer oder Afghanen." In einzelnen Regionen könnten dennoch Stellen frei bleiben, die sich mit neuen Fachkräften aus Drittstaaten besetzen ließen.

vida: Einheimische würden sich die Chance verdienen

Die Mangelberufsliste umfasst heuer 110 bundesweite und 48 regionale Berufe, darunter zusätzlich acht Berufe des öffentlichen Verkehrs wie Zugführer, Schaffner oder Buslenker, was die vida heftig kritisiert. Damit riskiere die Regierung weiteres Lohn- und Sozialdumping sowie ein Aufweichen der Sicherheits- und Ausbildungsstandards, so Hebenstreit. 

Einheimische würden sich die Chance verdienen. Aber, beispielsweise haben auch beim Lkw-Hersteller MAN die ersten drei von zehn Kfz-Mechanikern aus Tunesien ihren Dienst unlängst begonnen, schreibt das Magazin.

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