Feiermarathon beginnt: Warum der Schutzpatron dem Serben so heilig ist
Kaum eine andere Sache ist charakteristischer für die Serben als die "Slava". Wörtlich übersetzt bedeutet dies "Feier", worunter ein Familienfest zu Ehren des Schutzheiligen bzw. Schutzpatronen gemeint ist. Dem Anlass wird in Serbien so eine Bedeutung zugemessen, dass die Angestellten sogar per Gesetz das Recht auf einen freien oder arbeitsfreien Tag für die Feier haben. "Slava" ist der wichtigste Feiertag jeder Familie und neben Weihnachten und Ostern der größte orthodoxe Feiertag in Serbien. Dieser serbische Brauch findet sich auch in der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit wieder.
"Slava" stammt aus dem Ahnenkult und ist einer der wichtigsten urslawischen Kulte. Die alten Slawen, insbesondere die Serben, waren nämlich sehr an ihre Familie und ihre Beziehung zu ihren Vorfahren gebunden. Man glaubte, dass dies der Weg war, um eine Verbindung zu ihren Vorfahren und Ursprüngen aufrechtzuerhalten. Durch das Feiern gaben die Familien das kulturelle Erbe von Generation zu Generation weiter und bewahrten das Bewusstsein für die eigene Herkunft, was ihnen besonders wichtig war in den Zeiten, als viele Eroberer Serbien besuchten.
Wie wird "Slava" gefeiert?
Am Tag der Feier herrscht im Heim der Familie eine festliche Atmosphäre. Am Tag vor der Feier bereitet die Gastgeberin (ja, die meiste Arbeit fällt auf die Hausherrin zurück) den Festkuchen zu - wie das rituelle Brot genannt wird, das speziell für diesen Anlass zubereitet wird. Einige Familien laden vor der Feier den Priester ins Haus ein, um für die Feier "das Wasser zu weihen".
Das Weihwasser wird so zubereitet, indem Basilikum in einen speziellen Wasserbehälter gegeben wird, wonach der Priester ein Gebet liest. Dieses Weihwasser wird speziell behandelt und für die Zubereitung des Festkuchens verwendet. Das Brot ist zudem besonders verziert, meistens in der Mitte in Form eines Kreuzes und mit Details an den Seiten. Am Tag der Feier bringen viele Familien den Festkuchen zur Weihe in die Kirche.
Eine Kerze wird auf den Tisch gestellt und dem Schutzheiligen geweiht, dem die Familie gedenkt. Neben der Kerze werden ein Räuchergefäß und ein Glas Rotwein platziert. In einigen Teilen Serbiens kommt auch Getreide auf den Tisch (gekochter gemahlener Weizen, der zu Ehren der Vorfahren der Familie zubereitet wird). Danach findet mit allen anwesenden Mitgliedern ein rituelles Anschneiden des Kuchens statt, das den Hauptakt der Feier darstellt.
Wie wird "Slava" vererbt?
Im Gegensatz zu den meisten Bräuchen des serbischen Volkes feiert jede Familie ihren Schutzheiligen separat. "Slava" wird durch die männliche Linie vererbt - die Söhne erben den Heiligen vom Familienoberhaupt, normalerweise dem Vater. Töchter erben den Heiligen nur dann, wenn sie unverheiratet bleiben, während verheiratete Frauen in der Regel den Schutzpatronen ihres Mannes feiern.
Jede Familie hat ein oder zwei Feste im Jahr, je nach Heiligem, weil einigen zwei Feiertage gewidmet sind, zum Beispiel einen Tag im Sommer, den anderen im Winter. So lange der Familienvater lebt, wird "Slava" unter seinem Dach gefeiert. Ausnahmeregelungen gibt es für Söhne, die weit entfernt leben. Mit Erlaubnis des Vaters darf die Feier dann auch im Haus des Sohnes stattfinden.
Wie wird "Slava" heutzutage zelebriert?
Das moderne Zeitalter hat auch hier Innovationen gebracht. Die vermehrt berufstätigen Frauen haben aufgrund ihrer beruflichen Verpflichtungen nicht mehr so viel Zeit, um einen festlichen Kuchen zuzubereiten, so dass viele Bäckereien in Serbien in ihr Angebot Kuchen nach Wunsch der Gastgeberin aufgenommen haben. Besonderes Augenmerk wird auf die Dekoration des Tisches für die Gäste und auf die Spezialitäten gelegt, die auf der festlichen Tafel zu finden sind.
Das Essensangebot ist in der Regel mehr als ausreichend - es gibt verschiedene Käsesorten, hausgemachten Prosciutto, Kajmak, Ajvar, verschiedene Arten von Aufschnitt, das unverzichtbare Sarma und sogar mehrere Arten von Braten oder während der Fastenfeste - verschiedene Arten von Fastengerichten, Fisch und Kuchen. Besonderes Augenmerk wird auch auf das Geschenk für die Gastgeber gelegt - ein unverzichtbarer Bestandteil des Geschenks sind Wein für den Gastgeber und Blumen für die Gastgeberin des Hauses.
In einigen Teilen Serbiens laden "Slava"-Feiernde eine große Anzahl von Gästen ein, so dass sich bei dieser Gelegenheit 50 bis 100 Menschen versammeln und Musiker engagieren. In einigen Regionen wird der Feiertag nach altem serbischen Brauch drei Tage lang gefeiert. Beliebt ist bei den Serben die winterliche "Slava"-Saison mit Freude, wenn fast jede Woche ein Fest für Schutzpatronen gefeiert wird.
Ende Oktober geht es los, die Saison endet erst mit Ende Jänner. Der berühmteste Schutzheilige ist Sveti Nikola (Sankt Nikolaus), dem am 19. Dezember gedacht wird. Aufgrund der großen Zahl der Feiernden pflegt man dann zu sagen, dass "die Hälfte Serbiens feiert, während die andere Hälfte bei den Feiernden zu Gast ist". Beliebt sind auch der heilige Jovan, Dimitrije ("Slava"-Name: Mitrovdan), Đorđe (Đurđevdan) sowie der heilige Erzengel (im Serbischen: Arhanđel) Mihailo (Aranđelovdan).
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