Ein anderer Blick: Afghanische Kultur im Weltmuseum erleben
Aus Afghanistan kamen dieses Jahr viele schreckliche Bilder, als die Taliban im Sommer die Macht übernommen haben. Wie anders man das Land und seine Menschen auch zeigen kann, beweist das Weltmuseum Wien mit seiner aktuellen Ausstellung im "Korridor des Staunens": Für "...aus Afghanistan" bat man Männer und Frauen aus der Region, die in Wien leben, selbst gewählte Objekte mit den Besuchern zu teilen. So sollen "vielfältige, lebensbejahende Eindrücke" entstehen.
Auf diese Weise präsentieren Afghaninnen und Afghanen "ihre Kultur", wie es das Museum beschreibt. Es gebe "Streiflichter auf Szenen des alltäglichen Lebens" in ihrer ursprünglichen Heimat bis zur Situation der Geflüchteten in Wien zu sehen. Die ausgestellten Objekte stammen dabei teils aus der Sammlung des Weltmuseums, teils aus privatem Besitz der Menschen, weil sie ihnen "wichtig erschienen, um über das Leben in ihrer alten Heimat und in Wien zu berichten".
In dem Land leben mehr als 50 Stämme. Ihr gemeinsamer Staat grenzt an sechs Länder, wobei die Grenzziehung über weite Strecken auf imperialistische Machtbestrebungen zurückgeht:
Die Einmischung ausländischer Akteure in innerafghanische Angelegenheiten prägte über mehr als hundert Jahre das Leben vor Ort. Zwischen 1838 und 1919 führte Großbritannien Kriege im Land. Ab 1979 intervenierte zehn Jahre lang die Sowjetunion, wobei die USA den islamistischen Gegnern der Kommunisten, den Mujahedin, umfangreich Waffen lieferte. In den Jahren 1992 bis 1994 tobte ein blutiger Bürgerkrieg. Von 1996 bis 2001 beherrschten die Taliban große Teile des Landes. Gegen sie und andere islamistische Gruppen führten die USA und deren Bündnispartner von 2001 bis 2021 einen blutigen Krieg. In all diesen Konflikten litt vor allem die Zivilbevölkerung Afghanistans: viele Menschen wurden getötet, Millionen mussten fliehen, vor allem in die Nachbarländer.
Im Vordergrund stehe dabei nicht die kriegerische Eskalation der vergangenen Monate, sondern die "Kultur jenseits des Kriegsgeschehens" - von Keramiken über geflochtene Körbe bis zu Silberschmuck und Gebetstüchern. Ergänzt wird die Präsentation durch Fotografien von Brigitte Neubacher, Josef Polleross, Max Klimburg, Alfred Janata, Roger Senarclens de Grancy, Walter Kuschel und Georg Sarac. Aleksandra Pawloff fotografierte wiederum die am Projekt beteiligten Afghaninnen und Afghanen.
Das Weltmuseum zeigt sich "solidarisch mit den Menschen in Afghanistan in ihrer Vielfalt. Die aktuelle Situation ist für uns schwer einschätzbar, aber Krieg und Konflikte führen zur Vertreibung von Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen." Daher appelliere man an die Länder, um den Geflüchteten mit Mitgefühl zu begegnen, sie aufzunehmen und zu unterstützen. Die Ausstellung "...aus Afghanistan" ist bis 31. Mai 2022 zu sehen. Alles Infos dazu finden Sie hier
Kommentare