Reinigungsbranche – geregelt, aber dennoch prekär

Reinigungspersonal ist meist außerhalb der Bürozeiten im Einsatz.
Während der Corona-Krise kamen nochmal größere Herausforderungen auf Reinigungskräfte hinzu.

Sie sind meist weiblich, migrantisch und arbeiten in prekären Arbeitsverhältnissen. Die Rede ist von Reinigungskräften – sei es im Großraumbüro, im Krankenhaus und Pflegeeinrichtungen oder im privaten Zuhause.

Anlässlich des „Tags der Gebäudereinigung“ präsentierte die AK eine neue Studie zu den Arbeitsbedingungen in der Reinigungsbranche. Die Ergebnisse unterstreichen das, was man ohnehin eigentlich schon weiß. Menschen in der Reinigungsbranche verrichten sowohl physisch als auch psychisch meist einen sehr harten Job.

"Unsichtbare" Arbeit
"Im laufenden Betrieb eines Unternehmens wird die Reinigung häufig im doppelten Sinn an den Rand geschoben: Die Arbeit findet in den frühen Morgen- und späten Abendstunden statt, um die anderen MitarbeiterInnen nicht zu stören“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl. Das mache die Arbeit der Reinigungskräfte „unsichtbar“ und führe zu einer geringeren Wertschätzung. Die Arbeit als Reinigungskraft benötige jedoch Fachwissen und sei eine „sehr wichtige und wertvolle Tätigkeit, die im Zuge der Corona-Krise systemrelevant wurde“. Die Studie spricht von prekären Arbeitsverhältnissen in der Reinigungsbranche, obwohl die Reinigungsbranche kollektivvertraglich geregelt ist.

Corona machte Probleme sichtbarer
Während der Corona-Krise kamen noch mal größere Herausforderungen auf Reinigungskräfte hinzu. „Während der Pandemie wurde Hygiene sehr viel wichtiger“, erklärt Ursula Woditschka vom Fachbereich Gebäudemanagement und Dienstleistungen von der Gewerkschaft Vida. Für die verstärkten Hygiene-Maßnahmen oder das Desinfizieren sorgten hauptsächlich die Reinigungskräfte.

Während in den Lockdowns viele ihre Arbeit aus dem Home-Office verrichteten, arbeiteten Reinigungskräfte wahrscheinlich mehr als zuvor „Schon im Herbst bemerkten wir einen Anstieg an Anfragen aufgrund von Überlastungen“, sagt Woditschka. Dass etwa vom sogenannten „Corona-Bonus“, welche an Gesundheits- und Pflegepersonal ausbezahlt werden sollen, die Reinigungskräfte nicht eingeschlossen sind, verärgert die Gewerkschafterin daher umso mehr.„Sie kriegen weder über den Bonus der Regierung, noch über den KV etwas für diese Zeit“, erklärt sie. „Gerade sie hätten es sich verdient. Sie sollen für die harte Arbeit, die sie verrichten, gesehen werden“, betont Woditschka.

  • In Österreich arbeiten rund 76.000 Personen im Reinigungsgewerbe (inkl. Hausmeister/innen-​Dienste). 
  • Rund 70 Prozent der der Beschäftigten sind Frauen.  
  • Rund 40 Prozent der Beschäftigten sind in Österreich geboren.  
  • Rund die Hälfte der Beschäftigten insgesamt arbeitet in Teilzeit. Insbesondere Frauen arbeiten häufig in (niedriger) Teilzeit – mit den entsprechenden Folgen für Löhne und Pensionen.  
  • Löhne sind kollektivvertraglich geregelt. Die Stundenlöhne in der Denkmal-​, Fassaden-​ und Gebäudereinigung etwa liegen zwischen 9,38 bis 11,43 Euro brutto. 

Norwegen als positives Beispiel
Wie das gehen könnte, zeigt Norwegen. Karin Sardadvar, Soziologin an der WU Wien, untersuchte die Arbeitsbedingungen von Reinigungskräften im skandinavischen Land im Vergleich zu Österreich. "In Norwegen kam es in den letzten Jahrzehnten zu einem weitreichenden Übergang von einstmals verbreiteten geteilten Diensten an den Tagesrändern hin zu einem hohen Anteil an nicht unterbrochenen Arbeitstagen zu den gewöhnlichen Geschäftszeiten. Heute ist es in Norwegen der Normalfall, dass Reinigungskräfte dann arbeiten, wenn auch die meisten anderen Beschäftigten ihrer Arbeit nachgehen – zu den Bürozeiten Untertags“, berichtet Sardadvar.

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