Weißstörche in Österreich - wo und wie sie leben
Nachdem die Störche bei uns im Winter (noch nicht) genug Nahrung finden, fliegen Sie jedes Jahr im August nach Afrika und kommen gegen Ende März wieder zurück zu ihren Brutplätzen. Bei der Birdlife Weißstorchzählung 2021 wurden 420 Brutpaare in Österreich gemeldet.
Schwindende Lebensräume, Gefahren auf den Flugrouten, Stromleitungen und Chemie in der Landwirtschaft gefährden die Bestände der Weißstörche. Verschiedene Schutzprojekte und ambitionierte Storchenvereine setzen sich dafür ein, dass sich der beliebte Meister Adebar weiterhin in Österreich leben kann.
Ein Storchenpaar oder eine Storchenkolonie zu beobachten ist ein amüsantes Naturerlebnis. Bei den großen Langstreckenfliegern ist immer etwas los. Damit Ihr Storchenbesuch richtig Spaß macht, beantworten wir Ihnen hier die wichtigsten Fragen rund um den Weißstorch:
Wann kommen die Störche nach Österreich?
Der genaue Zeitpunkt der Ankunft der Störche ist abhängig vom Wetter. Normalerweise landen die ersten Störche zwischen Mitte und Ende März in Österreich. Sobald sie sich ein bisschen vom langen Flug erholt haben, beginnen sie mit dem Nestbau und in weiterer Folge mit dem Aufziehen der Jungen. Mitte August starten die Weißstörche den Rückflug nach Afrika. In Marchegg fliegen die ersten Störche ziemlich genau am 15. August ab.
Wie lange fliegt ein Storch von Österreich nach Afrika?
Insgesamt legen die Störche ca. 10.000 km zurück. Die einer durchschnittlichen Flugstrecke von 150 bis 300 km täglich brauchen sie schon einige Wochen, bis sie ihr Ziel erreichen. Spannend ist, dass die Jungvögel zuerst fliegen. Und obwohl sie die Flugroute nicht kennen, finden sie den Weg zu den afrikanischen Storchenkolonien. Ihr innerer Kompass, der sich an der Sonne, den Sternen und magnetischen Linien orientiert, zeigt ihnen den Weg.
Welche Flugroute fliegen Störche?
Störche fliegen nur tagsüber und fressen sich vor ihrer langen Reise keinen Fettreserven. Deshalb brauchen sie während ihrer langen Reise immer wieder Schlaf- und Futterplätze. Ein Flug direkt über das Mittelmeer ist ihnen nicht möglich. Es gibt zwei Flugrouten, die nach Afrika führen. Die westziehenden Störche fliegen über Gibraltar und die Sahara in die westafrikanische Sahelzone. Die Ostroute führt die Weißstörche über den Bosporus in der Türkei über den Sudan bis nach Tansania und Südafrika. Auf der NABU-Flugkarte der Störche können Sie die genauen Flugrouten einiger besenderter Weißstörche nachverfolgen.
Das Familienleben der Störche
Im Normalfall kommt Meister Adebar bereits zwei Wochen vor seiner Zukünftigen oder Angetrauten zu den Brutplätzen. Im Idealfall kann er den Horst des Vorjahres beziehen. Anderenfalls kann es sein, dass er darum kämpfen muss. In jedem Fall wird das Nest sorgfältig gereinigt und weiter ausgebaut. Hat er seine Arbeit gut gemacht, zieht Frau Storch wieder bei ihm ein. Hat ein Rivale ein schöneres Nest, kann es schon einmal passieren, dass sie dieses bevorzugt. Schon bald nach ihrer Ankunft wird mit der Familienplanung begonnen und zwei bis fünf Eier liegen im Nest. Die Brutzeit beträgt 32 - 33 Tage, dann ist der Nachwuchs da.
Während der Brutsaison sind sich die Störche meistens treu. Sie ziehen gemeinsam zwischen 3 und 4 Junge auf. Das ist auch gemeinsam richtige Schwerarbeit. Ein kleiner Jungstorch kann mehr als 1 kg Futter am Tag vertilgen. Sobald sie groß genug sind, lernen die Storchenkinder das Fliegen. Die ersten tollpatschigen Versuche sind sehr unterhaltsam und im Juli zu beobachten. Doch die Jungen lernen schnell – schon Mitte August machen sie sich auf den anstrengenden Weg nach Afrika. Erst zwei bis vier Jahre später kommen sie zurück, um ihre eigene Familie zu gründen.
Was fressen Störche?
Ein erwachsener Storch braucht zwischen 500 und 700 Gramm Futter täglich. Wählerisch kann er bei seiner Nahrungssuche nicht sein. Das Amphibienangebot reicht längst nicht mehr aus, um seinen Hunger zu stillen. Aber der Weißstorch ist eine Nahrungsopportunist und passt sich an das Nahrungsangebot an. Weißstörche fressen
- Regenwürmer
- Insektenlarven
- Heuschrecken
- Schlangen
- Eidechsen
- Maulwürfe
- Schnecken
- Muscheln
- Fische
- gefressen wird, was da ist. Leider oft auch giftige Nahrung, die sie auf unseren Mülldeponien finden.
Auf frisch gemähten Wiesen können Sie oft Störche beobachten, da hier das Nahrungsangebot besonders hoch ist.
Wo nisten Störche in der Natur?
Normalerweise würde der Weißstorch sein Nest auf einem großen kräftigen Baum bauen, der in einem Gebiet mit viel Nahrungsangebot steht. Im Laufe der Jahre kann ein Storchennest zwischen 600 und 800 kg schwer werden. Nachdem die entsprechenden Bäume und auch die Futtergebiete immer weniger werden, nehmen die Weißstörche für ihre Nester auch gerne Hausdächer, Türme und Strommasten an.
Warum klappern Störche?
Der Weißstorch kann nicht singen, weil sein Stimmapparat dafür nicht geschaffen ist. Deshalb kommunizieren Störche mit ihrem Geklapper. Sie klappern zur Begrüßung, beim Flirten und zur Warnung vor Feinden bzw. um diese zu vertreiben.
Wie alt werden Störche?
In der Natur können Störche 20 Jahre und älter werden. Ein Alter von 33 Jahren wurde schon nachgewiesen. In Gefangenschaft liegt das Rekordalter bei 48 Jahren.
Wo gibt es Störche in Österreich?
Weißstörche können Sie nicht nur bei ihren Nestern beobachten. Auf Nahrungssuche gehen sie oft auf Wiesen und Feldern spazieren. Normalerweise fliegen Sie 2 bis 3 km rund um den Horst zur Futtersuche.
Das Burgenland ist bekannt für seine Storchenkolonien und lt. Weißstorchzählung 2021 gibt es da die meisten Brutpaare. Auch in der Steiermark, in Niederösterreich und in Vorarlberg verbringt Meister Adebar den Sommer. In folgenden Orten haben Sie gute Chancen, Weißstörche zu beobachten:
Rust ist schon lange als die Stadt der Störche bekannt. Um die 20 Storchenpaare erfreuen die Einheimischen und Touristen mit ihrem Geklapper. Der Storchenverein kümmert sich darum, dass sich die Störche da auch wirklich wohl fühlen.
In Oberwart wurden 32 Brutpaare gezählt, Ihre Chancen, den einen oder anderen Storch zu sichten, sind relativ groß.
In Neusiedl am See, Eisenstadt Umgebung und Oberpullendorf finden sich jährlich mehr als 20 Brutpaar ein.
In der Storchenstation Steiermark werden am Hof von Obmann Rosenthaler in Tillmitsch verletzte und verwaiste Störche aufgenommen und vom Storchenvater gesund gepflegt. Flugunfähige Tiere bleiben auf dem Hof. Eine Gruppe junger Menschen unterstützt ihn dabei. Der Verein hat eine Übersichtskarte mit den Störchennestern in der Steiermark erstellt – mehr als 70 Nester sind da eingetragen. Beim Tag der offenen Tür in der Storchenstation Tillmitsch und anderen Gelegenheiten können Sie die Störche und ihre Jungen hautnah erleben.
Eine der größten Weißstorchkolonien finden Sie in Marchegg. Am neu renovierten Schloss und im WWF Auenreservat können Sie Meister Adebar beim Nestbau, den Aufziehen der Jungen und bei der Futtersuche beobachten. Empfehlenswert ist die Storchenführung, bei der Sie spannende Fakten und Geschichten über die Weißstörche erfahren. Tipps zum Fotografieren der Störche und Ihren Besuch im Auenreservat machen Ihren Besuch im Auenreservat zum angenehmen Naturerlebnis.
Im Alpenrheintal finden die Weißstörche optimale Bedingungen für die Aufzucht ihrer Jungen. Der Verein Rheintaler Storch hat 2022 insgesamt 209 Brutpaare gezählt. Die Störche halten sich hierbei nicht an unsere Grenzen. In Vorarlberg wurden 2021 84 Brutpaare gezählt. Immer mehr Störche bleiben hier auch über den Winter. Rund um den Bodensee, in Lustenau, Dornbirn, Rankweil … in Vorarlberg haben Sie viele Möglichkeiten Störche live zu erleben. In einem Forschungsbericht zu Entwicklung und Bestand des Weißstorches von inatura erfahren Sie mehr über den Vorarlberger Sommergast.
In Oberösterreich gilt der Weißstorch als stark gefährdet. 2022 wurden hier 11 Brutpaare gemeldet. In Perg, Haslach an der Mühl und rund um Frankenmarkt können Sie hier Ihr Glück versuche.
Die Weißstörche profitieren vom immer wärmer werdenden Klima in Österreich. Leiden allerdings unter den schwindenden Lebensräumen. Die Zukunft wird zeigen, wie sich das auf die Storchenpopulation auswirkt. Wenn Sie in Ihrer Nähe kein Storchenpaar beobachten können, bieten Ihnen einige Storchenkameras die Möglichkeit, am Storchenleben teilzunehmen.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen mit den Störchen. Teilen Sie gerne mit #LustaufOesterreich Ihre Storchenfotos mit uns.
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