Von Nüssen und Orangen in Schuhen: Nikolo-Traditionen
„Lasst uns froh und munter sein, und uns recht von Herzen freuen!“ So lauten die ersten Worte des Kinderliedes, das spätestens mit dem Strophen-Zusatz „Lustig, lustig, tralalalala“ jedem bekannt ist. Besungen wird hier kein Geringerer als der Nikolaus. Doch wer war der Bischof von Myra eigentlich und welche Traditionen gibt es um seine Person herum?
Bekannter Heiliger des Christentums
Er ist einer der bekanntesten Heiligen im Christentum; und, bis ihm das Christkind den Rang ablief, der Gabenbringer schlechthin. Auch aus anderen Gründen ist er ein „Superheiliger“: Nikolaus von Myra (heutige Türkei), von dem es heißt, es sei am 6. Dezember 343 oder 351 nach Christus gestorben, war bei vielen Professionen als Schutzpatron begehrt.
Sogar als Schützer der Prostituierten. Was seine Wurzeln in einer der Legenden haben dürfte, die sich um den im jungen Alter von 30 Jahren zum Bischof ernannten Mann ranken. Auch wenn Kirchenhistoriker heute davon ausgehen, dass der Bischof von Myra mit einem 200 Jahre später lebenden, anderen Nikolaus zur Heiligenfigur verschmolz. Bei der Erzdiözese Wien betont man: „Das Verteilen von Geschenken am Vorabend des Nikolaustages gründet auf den vielfältigen Legenden über den Heiligen, der die Stadt Myra aus der Hungersnot rettete und mit der heimlichen Gabe von goldenen Kugeln drei junge Frauen vor der Zwangsprostitution bewahrte.“
Legenden
Der „Kinderbischof“, wie er aufgrund seiner Jugend (bereits mit 19 wurde er Abt eines Klosters) genannt wurde, soll die drei Töchter einer armen Familie gerettet haben. Manchmal ist auch nur von drei Jungfrauen die Rede. Diesen fehlte das Geld für die Aussteuer und damit die Möglichkeit, die Mädchen zu verheiraten. Sie hätten stattdessen ihren Körper für ihren Lebensunterhalt verkaufen müssen. Glaubt man der Legende, war die erste Gabe des Nikolo also Geld – in Form der drei goldenen Kugeln bzw. Börsen mit Goldmünzen, die er durchs Fenster des Familienhauses geworfen haben soll.
Gaben
Darin liegen die Wurzeln für die Nikolausgaben von heute – runde Äpfel, später Orangen und Mandarinen. Nüsse galten seit Urzeiten als Speise der Armen, ihre Lagerfähigkeit und Nahrhaftigkeit hilft über den Winter. Schokolade kam erst später dazu.
Stiefel
Auch der Brauch, dass Kinder ihre Stiefel (später Schuhe) am Abend des 5. Dezember vor die Tür stellen, könnte mit den Nüssen zusammenhängen. Manche interpretieren in mit Nüssen gefüllten Kinderstiefeln ein Symbol für Empfängnis. Weiters besagt eine Bauernregel: Eine reiche Nussernte deute auf reichen Kindersegen hin. Auch Papier-Schiffe dienten in manchen Regionen als Behältnisse für die Geschenke.
Lesen aus dem goldenen Buch
Heutzutage wird der Nikolo in verkleideter Form sehr gerne zu privaten Feiern eingeladen. Hier hat es Tradition, dass er in seinem goldenen Buch nachliest, ob das Kind auch brav war. Je nachdem wie die Antwort ausfällt, wird das Kind beschenkt oder bekommt keine Geschenke.
Schutzpatron
Als Helfer der Armen, an die er sein Vermögen verschenkte, über den Fürsprecher von Kindern bis zum Schutzpatron: Seine Beliebtheit zeigt sich in seinen zahlreichen Aufgaben und all jenen, denen er Schutz bringen sollte. Auch die Seefahrer erkoren ihn zu ihrem Patron. Nikolaus sollte während eines Sturms Schiffbrüchige gerettet haben. Dazu kommen Reisende, Gebärende, Studierende und sogar Diebe. Ein Heiliger für fast alle Fälle und Lebenslagen.
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