Grün, grüner, am grünsten
von Claudia Nichterl
Smoothies sind eine schnelle Möglichkeit ganz viel grünes Gemüse auf einmal zu essen. Heiß beliebt, bei vielen, die es schnell und effizient angehen, um sich Gutes zu tun.
STOP! Nein, nicht schnell!
Schmecken und kauen ist angesagt bei Smoothies. Schluck für Schluck und noch besser mit einem Löffel. SCHMAUEN – noch nie gehört? Dieses Wort setzt sich aus schmecken und kauen zusammen und soll gerade bei den Smoothies die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass man Gemüse isst und nicht trinkt.
Der Verdauung Zeit geben, die Zeit, die sie braucht. Der schnell gemixte Smoothie hat wohl alles aufgespaltet und vieles an Inhaltsstoffen freigesetzt was normalerweise der Kauvorgang übernimmt. Die Zähne zermalmen das Gemüse, bereiten die Faserstoffe vor, der Speichel sorgt für die notwendigen Botenstoffe, um die Verdauung anzukurbeln. Und nun stell man sich vor – schwuppdiwupp landet ein ganzer Berg Gemüse fein püriert im Magen - ohne Vorwarnung. UFF! Genau, das denkt er sich und ist erstmal mühevoll damit beschäftigt all die Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe … zu sortieren und die notwendigen Enzyme bereitzustellen. Noch dazu ist das Gemüse kalt- es kommt ja frisch aus der Null-Grad-Zone des Kühlschranks, roh, und ungekocht in den Hochleistungsmixer, von dort ins Glas und ab in den Magen. Der muss nun ordentlich das Verdauungsfeuer anheizen. Bei manchen Menschen stellen sich dadurch Bauchschmerzen und Müdigkeit ein, sie werden träge und ihnen fröstelt, sie fühlen sich aufgebläht oder bekommen Durchfall – kein Wunder, der Verdauungsapparat ist massiv überfordert, das viele Frische Grün zu verarbeiten.
So nährstoffreich ein grüner Smoothie ist – bei Smoothies Zeit nehmen – die Zeit, die man beim Gemüse schneiden und kochen aufwenden würde in die Zeit des Schmauens – schmecken und kauen – investieren. Löffel für Löffel.
Grüne Smoothies sollten übrigens gleich nach der Zubereitung genossen werden. Je länger die Smoothies aufbewahrt werden, umso mehr verlieren sie an den wertvollen Vitalstoffen. Nach maximal 2-3 Tagen im Kühlschrank sollten die Smoothies geschmaut sein.
Grüne Smoothies laden zum Experimentieren ein! Salatblätter, Blätter von Radieschen, roten Rüben oder Kohlrabi, Gartenkräuter, Wildkräuter – die Brennnessel ist ein unglaublich schmackhaftes (Un)Kraut, aber auch Löwenzahnblätter, Schafgarbe, Vogelmiere, Waldmeister, Wegerich oder Blätter von Bäumen: die jungen Birkenblätter oder Lindenblätter sind ein wahre Explosion an kraftvollen Nährstoffen.
Wildpflanzen erhöhen die Vitalstoffe im Smoothie. Die Kombination aus Gemüse, Obst und Pflanzengrün ergänzt sich ganz wunderbar. Grüne Blätter enthalten eine Fülle an Vitaminen und Mineralien, so stärkt der grüne Smoothie das Immunsystem.
Bei Obst und Gemüse einfach verwenden was gerade Saison hat: Fenchel, Karotten, Zucchini, Äpfel, Marillen, Birnen, Kirschen, Zwetschken und Beeren sind eine perfekte Kombination. Auch Nüsse, Gewürze, Sprossen und Algen können verwendet werden. Als Gewürze eigenen sich Ingwer, Curcuma, Zimt, Kardamom, Fenchelsamen, Paprikapulver – einfach austoben.
- 1 Handvoll frisch gepflückte Wildkräuter
- 1/2 Apfel
- 1/2 Fenchel
- 1/2 geschälte Bio-Zitrone
- 2-3 Datteln ohne Kerne
- 1 Scheibe Ingwer
- 1/2 TL Fenchel
- 1/2 EL Leinsamen
- 300 ml Wasser
Ab in den Mixer und kräftig pürieren. Und nun langsam schmeckend und kauend genießen.
Chlorophyll, das grüne „Blut“ der Pflanze
Das Chlorophyll der Pflanzen wird oft mit dem Hämoglobin des menschlichen Blutes in Verbindung gebracht. Der grüne Pflanzensaft verleiht den Pflanzen die grüne Farbe – grünes Gemüse enthält daher besonders viel Chlorophyll. Chlorophyll unterstützt bei Eisen- und Magnesiummangel, hat antioxidative Eigenschaften und beugt Zellschäden durch freie Radikale vor. Aus Sicht der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) hilft es beim Blutaufbau, ernährungswissenschaftlich wissen wir, dass grüne Pflanzen Folsäure enthalten, die die Zellproliferation fördern.
Chlorophyll wird als natürlicher Farbstoff von Pflanzen in der Photosynthese gebildet. Durch das Chlorophyll absorbieren Pflanzen Lichtenergie und der natürliche Prozess des Sauerstoffkreislaufs wird in Schwung gehalten. Wer viel grünes Gemüse isst, nimmt viel Chlorophyll auf und viele gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe wie Vitamine, Nährstoffe, Ballaststoffe, Antioxidantien und Carotinoide.
Besonders viel Chlorophyll enthalten Spinat, Kohlgemüse, Mangold, Brokkoli, grüner Spargel, Artischocken und alle Wildkräuter. Diese Lebensmittel sind ebenso reich an Vitamin K, Folsäure und Magnesium.
Vitamin K steckt in „krünem“ Gemüse.
Über grüne Wälder und Wiesen
Die Farbe Grün steht für die Farbe des Lebens, der Hoffnung und des Frühlings – so zieht es uns hinaus in die Natur, auf die Wiesen und wir saugen die beruhigende und harmonisierende Wirkung förmlich ein.
Die Heilwirkung des Grün für Körper, Geist und Seele wusste auch Hildegard von Bingen, Äbtissin und Heilende des Mittelalters zu schätzen und schickte Menschen in die Wälder um zu meditieren und das Grün wirken zu lassen.
Grün wirkt auf die Augen angenehm und lässt uns auf das wesentliche konzentrieren. Kein Wunder, das spazieren und wandern gerade einen Hype erfährt.
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