Und hier fängt das Meer an: Entlang der Adria nach Piran

Und hier fängt das Meer an: Entlang der Adria nach Piran
Die Strecke entlang der Adria nach Piran bietet landschaftliche, kulturelle und historische Highlights.

von Manfred Ruthner

Vom Loiblpass in Kärnten gerechnet sind es knapp zweihundert Kilometer bis zum schmucken Städtchen Piran. Dort, wo die Passstraße der Karawanken ins Tal mündet, liegt der erste Ort auf slowenischer Seite, Tržic, während der Monarchie als Neumarktl bezeichnet. 1492 wurde das einstige Dorf zum „neuen“ Markt erhoben. Die Straße führte mitten durch die Ortschaft und begünstigte als bedeutende Handelsroute die Entwicklung. Prächtig renovierte Bürgerhäuser entlang des einstigen Durchzugweges zeugen von der erfolgreichen Wirtschaftstätigkeit. Einen authentischen Einblick in die Werkstätten und Arbeit von Textilarbeitern, Schustern und Wagnern bietet ein Rundgang durch das örtliche Museum. Wo übrigens auch einige persönliche Utensilien des früheren Skiidols Bojan Križaj gezeigt werden, der in Tržic aufgewachsen ist. Im ältesten Haus des Städtchens, dem Kurnikhaus mit Schindeldach aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts, lernt man Brotbacken wie damals. Flache Fladen mit Schinkenstücken belegen und im Ofen der Rauchkuchl backen. Ein genussvoller Einstieg in die Reise quer durch Slowenien.

Kaum zwanzig Kilometer weiter, auf einer Flussterrasse oberhalb der Save, liegt ein mittelalterliches Kleinod, Radovljica. Reich an mit Fresken geschmückten Gebäuden aus dem 14. Jahrhundert und gesichert mit Stadtmauer und Wehrgraben, um seinerzeit den Angriffen der Türken zu widerstehen. Im Museum am Hauptplatz, vor aufwendig bemalten historischen Bienenstöcken und untermalt vom geschäftigen Summen der Bienen, erzählt die Führerin Interessantes über die besonders resistente und geschützte Krainer Biene. Der Vater der modernen Imkerei, Anton Janša, wurde hier geboren. Er reiste im Jahr 1768 nach Wien und gründete im Augarten die 1. Bienenzuchtschule. Von dort aus verbreitete sich die „Vollständige Lehre der Bienenzucht“ in der ganzen Monarchie.

Tipps abseits der Autobahn

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Škofja Loka

Besterhaltene mittelalterliche Stadt, mit vielen Gebäuden aus dem
11. bis 16. Jahrhundert. Etwas oberhalb auf einem Hügel liegt das Schloss von Škofja Loka. Im jetzigen Museum taucht man in die jahrtausende alte Geschichte der Region ein. Ein Stück weiter erfährt man in einem alten Bauernhaus sehr anschaulich, wie vor Jahrzehnten in kleinen, niedrigen Räumen gelebt und gearbeitet wurde

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Kamnik

Von der blühenden Handelsstadt im Mittelalter zeugt ein reiches architektonisches Erbe. Ein besonderes Kleinod auf dem Stadthügel ist eine kleine, zweigeschossige romanische Kapelle mit Krypta aus dem
11. Jahrhundert. Einst Teil einer Burganlage (Mali grad), von der noch einige Ruinen erhalten sind

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Kranj

Die Altstadt mit engen Gassen, prächtigen Bürgerhäusern und einem Renaissancepalast als Rathaus liegt auf einem steilen Hügel. Tief unten liegt ein Tunnelsystem, das im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzstollen angelegt wurde. Vor dem Ausgang können Interessierte eine sehr authentische Simulation eines Luftangriffs erleben

Auf dem halben Weg zur Adria liegt die Stadt Idrija, die älteste slowenische Bergbaustadt. Das zweitgrößte Quecksilberbergwerk der Welt lockte schon vor Jahrhunderten Bergleute und Forscher aus ganz Europa an. Die ersten Funde datieren aus dem Jahr 1493. Der Antoniusstollen führt in den für Besichtigungen freigegebenen ältesten Bergwerksteil. Am Eingang erwartet Nina ihre Gäste, die junge Slowenin gibt bei der Führung durch die feuchten und manchmal engen Stollen spannende Einblicke in die fünfhundertjährige Geschichte des Quecksilber-Abbaus. Sie erzählt auch über die schrecklichen Folgen für viele Arbeiter, bei denen die chronische Vergiftung mit Quecksilber zu Nervenleiden führte. Tiefer im Berg kann man in einer dünnen Gesteinsader bei genauer Betrachtung noch winzige Quecksilberkügelchen erkennen, die hinter dickem Glas geschützt werden. Die Produktion von Quecksilber wurde in Idrija 1994 eingestellt. An einer anderen Tradition wird hier festgehalten: Die Frauen der Bergleute haben über die Jahrhunderte das Klöppeln zur Meisterschaft entwickelt und pflegen es noch heute. Seit hundertzwanzig Jahren wird dieses Handwerk in einer eigenen Schule gelehrt, um diese Tradition zu bewahren. Man kann den Frauen bei der Arbeit über die Schulter blicken und die fertigen Kunstwerke als Souvenir erstehen.

Enge Gassen und Prosecco

Noch wenige Kilometer auf der Straße über den hier so grünen Karst und schon glitzern die Wellen der Adria am Horizont. Bald ragt deutlich sichtbar die Halbinsel mit der Stadt Piran ins Meer. Am Ortsbeginn, in der mehrstöckigen Parkgarage, bleibt das Auto zurück, Piran ist eine einzige Fußgängerzone. Der erste Spaziergang führt auf einen kleinen Hügel zur alten Stadtmauer. Der Aufstieg lohnt sich, von hier hat man den besten Blick über das ganze Städtchen Piran, das sich wie ein mächtiger Finger ausnimmt, der in Richtung Italien weist. Sehr passend zur historischen Beziehung zu Italien. Piran gehörte ab 843 zum italienischen Königreich und stand bis ins 19. Jahrhundert unter der Herrschaft Venedigs.

Enge Gassen führen hinunter ins Zentrum, wo sich am Tartiniplatz ein großes Oval öffnet, benannt nach dem Violinisten Guiseppe Tartini. Ein prächtiges Ensemble mittelalterlicher Bauten umschließt den ehemaligen Marktplatz. Vom Rathaus, dem mächtigsten Gebäude, blickt ein steinerner Löwe herab: der Markuslöwe. Das offene Buch zwischen seinen Vorderpranken bedeutet Friede, er soll an die Serenissima erinnern. Der Rundgang endet mit dem Besuch des Venezianischen Hauses, eines der schönsten Häuser von Piran. Innen reich an antikem Mobiliar, sogar die Tafel im Salon ist stilecht gedeckt. Mit einem Glas voll prickelndem Prosecco in der Hand, darf man auf den Eckbalkon treten und aufs Treiben auf dem Tartiniplatz blicken.

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