Ein Wiener Klassiker: Was Wiener Oblaten so besonders macht

In der Firma in der Wiener Rechten Wienzeile 25 werden heute Waffeleisen mit Karlsbader und Wiener Schriftzug gepresst.
Die Rezeptur für die Oblaten entstanden vor mehr als 100 Jahren im Monarchie-Kurort Karlsbad. Und auch heute noch sind sie beliebt.

Eineinhalb Minuten reichen zwar völlig aus, um einen Teigklecks in ein hauchdünnes, rundes Etwas verwandeln. Doch dann gilt es noch, 21 Tage Geduld walten zu lassen.

Erst nach dieser Frist haben die „Original Wiener Oblaten“ ihre optimale Konsistenz erreicht, um mit süßen Füllungen zu einer Knabberei, einer traditionellen Oblaten-Torte oder mit einem leicht gewürzten Teig zu pikanten Knabbereien zu werden.

Auf diese Arbeitsschritte legt Gert Lagler heute noch ebenso viel Wert, wie einst Oblaten-Firmengründer Otto Sacher im Jahr 1912 (nicht verwandt mit dem Schokotorten-Erfinder).

Ein Wiener Klassiker: Was Wiener Oblaten so besonders macht

Die pikanten Oblaten erfand ebenfalls bereits Otto Sacher.

Zwischen heißen Eisen

Die Zubereitung nach dem Originalrezept, das der Wiener Bäcker im Monarchie-Kurort Karlsbad an die noble Gesellschaft brachte, ist noch immer die Grundlage für die süßen und pikanten Knabbereien. Es hätte Herrn Sacher sicher gefreut, dass Knabberfans auch mehr als 100 Jahre später noch immer schmecken. Und erst recht, wenn es auch bei professionellen Verkostern anerkannt wird.

Erst kürzlich vergab etwa das International Taste Institute in Brüssel einen seiner Superior Taste Awards in der Kategorie „Salzige Knabberei“. Beim dritten Internationalen Konditorenwettbewerb bewertete eine Fachjury die pikanten Oblaten zudem mit Gold. Für den heutigen Firmenbesitzer Gert Legler sind die internationalen Bewertungen „ein hohes Qualitätsmerkmal“.

Ein Wiener Klassiker: Was Wiener Oblaten so besonders macht

Ursprünglich mit Kümmel, der gut mit dem Karlsbader Wasser harmonierte.

Die halte man auch heute noch immer so hoch wie zu Monarchiezeiten, betont er. Nicht nur, dass die einstigen Oblaten noch immer auf (zum Teil restaurierten) Original-Waffeleisen händisch hergestellt werden. Auch am ursprünglichen Rezept hielt man fest: Ein extra für die Oblaten produziertes Mehl wird verwendet und keine Konservierungsmittel kommen dazu.

Nicht in den Teig und nicht in die Füllungen aus Haselnuss und Schokolade, mit denen die dünnen Waffeln teilweise gefüllt werden.

Ein Wiener Klassiker: Was Wiener Oblaten so besonders macht

Der Teig hat eine etwas andere Konsistenz

Was die legendäre Oblaten-Torte betrifft, ist das Original nicht so einfach auszumachen. „Jeder macht sie ein bisserl anders“, weiß Legler vom Austausch mit Kunden. „Manche überziehen sie mit Marillenmarmelade, andere mit Schokolade-Glasur und auch, ob Butter-Schokocreme oder Schlagobers-Schokocreme zwischen die Waffelblätter gefüllt wird, ist Geschmacksvorliebe. Oder Familientradition. „Für viele ist diese Torte eine Kindheitserinnerung.“

Die allerdings im Erwachsenenalter ein wenig in Vergessenheit gerät. Für Legler unverständlich: „Es ist die leichteste Torte, die es gibt – auch für alle, die sich nicht aufs Backen verstehen.“

Ein Stück Geschichte

Otto Sachers Oblaten spiegeln zudem die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sogar internationale Patentämter und die EU wurden mit ihnen bemüht. Denn laut einer staatsvertraglichen Vereinbarung zwischen Österreich und Tschechien nach dem Zweiten Weltkrieg durfte Sachers Originalrezept nicht in Tschechien verwendet werden. Das gilt auch laut einer späteren, rechtskräftigen EU-Verordnung, wie Legler erwähnt. „Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal für Österreich und Europa. Nur in unserer kleinen Firma in Wien dürfen Oblaten nach dem Originalrezept produziert und weltweit vertrieben werden.“

Anderen Rezepturen sei diese Namensgebung nicht erlaubt. „Nur in Karlsbad und nur mit dem dortigen, anders lautenden Rezept sowie nur auf den Raum Karlsbad beschränkt dürfen die Nachbauten produziert und vertrieben werden.“

Dem berühmten Ursprungsort zum Trotz benannte Legler die „Original Karlsbader Oblaten“ in „Original Wiener Oblaten“ um. Gert Legler erklärt dies damit, dass Otto Sacher immerhin von Wien aus nach Karlsbad ging. „Es war also eine Wiener Rezeptur“. Und es gab auch ganz pragmatische Gründe. „Wir versenden auch in viele Länder. Wie soll ich einem Japaner erklären, warum auf einem Wiener Produkt Karlsbad draufsteht.“

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