Tischgespräche: Dieses Mal mit Maria Köstlinger
freizeit-KURIER-Chefredakteur Michael Horowitz und seine Frau Angelika luden 20 befreundete Künstler zu intensiven Gesprächen ein. Bei einem Essen, in einem Wirtshaus, in einer Atmosphäre, bei der sie sich wohlfühlten. Festgehalten wurden die "Tischgespräche" im gleichnamigen Buch. Lesen Sie in den folgenden 20 Tagen was Alfred Dorfer, Christiane Hörbiger und viele mehr bewegt. Dieses Mal zu Gast: Schauspielerin Maria Köstlinger.
"Ich tanze mir die Seele aus dem Leib"
Maria Köstlinger wurde bereits im Alter von 24 Jahren Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt. Die heute 39-Jährige spielt "Theater aus dem Bauch heraus" und glaubt nicht, dass es immer nur das Stille, Leise und Zurückgenommene sein muss, das einer Bühnenfigur Authentizität verleiht. Laute Gefühle, die sich die selbstbewusste Schauspielerin in ihrem Privatleben allerdings nicht immer gestattet. Auf der privaten Bühne ihres Lebens glaubt sie längst nicht mit jener Überzeugtheit an sich, mit der sie - in eine andere Rolle geschlüpft - auf der Bühne das Publikum verzaubert.
Du hast ein herrliches Lachen, eigentlich ist es mehr als nur ein Lachen.
Sag`s ruhig, es gleicht eher einem Grunzen.
Aber einem sehr herzlichen. Grunzt du immer, wenn du lachst?
Vor allem dann, wenn ich entspannt bin.
Fast ansteckend, dieses Entspannungsgrunzen.
Stimmt. Alle Schauspielerkollegen, die lange und oft mit mir zusammen sind, beginnen irgendwann zu grunzen.
Auch dein Mann, Karlheinz Hackl?
Natürlich.
Wie lange seid ihr jetzt verheiratet?
Ewig. Na ja, fast. Seit 1997.
Seit 1996 spielst du am Theater in der Josefstadt. Das sind jetzt 15 Jahre. Damals warst du blutjung, heute bist du auch schon …
… im Strafraum, wie man so schön sagt.
Beruhigend, dass auch junge Mädchen irgendwann älter werden und sich uns g’standenen Herren altersmäßig ein wenig annähern.
Werden Männer denn überhaupt älter?
Kaum, du hast Recht. Du bist als 24-Jährige ans Theater in der Josefstadt gekommen - einem Haus mit großer Schauspielertradition. Wie war das, als junges Mädchen plötzlich mit Granden wie Otto Schenk und Helmuth Lohner auf der Bühne zu stehen?
Ein Wahnsinn. Otto Schenk war damals noch Direktor, kurz bevor Helmuth Lohner das Szepter übernahm.
Wie bist du überhaupt an dieses Theater gekommen? Du hast damals doch nicht in Wien gelebt.
Richtig. Ich war ab 1994 am Salzburger Landestheater engagiert. Helmuth Lohner kam damals auf Empfehlung eines Regisseurs gemeinsam mit Herbert Föttinger extra nach Salzburg, um mich am Landestheater in "Tango" zu sehen. Damals wurde für Herbert Föttinger eine Partnerin für die Produktion "Barfuß im Park" in den Kammerspielen gesucht.
Du hast den beiden Herren gefallen, nehme ich an?
Ja, vermutlich.
"Barfuß im Park" wurde dein erstes Stück an den Kammerspielen?
Ja. Gefolgt von "Was ihr wollt" an der Josefstadt.
Wie war die Begrüßung am Theater in der Josefstadt? Wie wurdest du aufgenommen?
Wunderbar. Alle waren entzückend. Ohne jede Form von Überheblichkeit.
Warst du damals schon so selbstbewusst?
Bin ich so selbstbewusst? Ich erinnere mich an meine erste Leseprobe von "Was ihr wollt". Ich war sehr nervös. Aber da ich von allen Kollegen so herzlich aufgenommen wurde und mir dadurch so eine Kraft gegeben wurde, konnte ich sehr rasch meine Nervosität ablegen. Dafür war ich sehr dankbar, und ich hatte große Freude am Spielen.
War für dich als 24-Jährige das Theater in der Josefstadt eine Wunschadresse? Wirkt so ein Traditionstheater für einen jungen Menschen nicht auch ein wenig morbid oder verstaubt?
Nein, überhaupt nicht. Obwohl ich davor nur einmal als 17-Jährige in der "Josefstadt" war. Aber ich muss zugeben, dass ich auch kein typisch rebellisches junges Mädchen war, das sich gegen das Establishment aufgelehnt hat.
Wolltest du schon immer Schauspielerin werden?
Ja, ich war ein typisches Theaterkind. Mein Vater war Opernsänger, und ich durfte immer dabei sein, hinter der Bühne sitzen und bereits als Kind meinem Papa zuhören. Er hat unter anderem den Tony in der "West Side Story" gesungen. Allein in dieser Rolle habe ich ihn 24 Mal gesehen.
Papas Liebling also. Hat dich die Welt der Bühne damals schon begeistert?
Ja, das Flair war so ansteckend. Sehr bald war mir klar, dass ich auch dort draußen - auf der Bühne - stehen möchte. Damals war es mir noch egal, ob als Sängerin, Tänzerin oder Schauspielerin. Hauptsache, hinaus auf die Bühne.
Du bist in Schweden geboren. Wann bist du mit deinen Eltern nach Österreich übersiedelt?
Ich bin in Stockholm geboren und war zwei Jahre alt, als meine Eltern nach Salzburg übersiedelten. Mein Vater ist Oberösterreicher und meine Mutter Schwedin.
Hast du heute noch eine innige Beziehung zu Schweden?
Ja, sehr. Schweden ist ein wunderbares Land und Stockholm eine traumhaft schöne Stadt. Ich fahre jedes Jahr ein paar Wochen nach Schweden und miete mir dort ein Ferienhaus. Ich versuche auch schwedische Traditionen - wie zum Beispiel das Luciafest - an meine Tochter weiterzugeben.
Du kamst 1996 nach Wien und wurdest im selben Jahr Ensemblemitglied.
Ja, und ich bekam sofort einen Zweijahresvertrag.
… und bist bis heute noch im Josefstadt-Ensemble. Hat man nicht irgendwann - und du bist ja immer noch sehr jung - den Wunsch, auf eine andere Bühne zu wechseln?
Na ja, sicherlich. Jetzt gehe ich auf die 40 zu, und man stellt sich natürlich in diesem Alter andere Fragen. Nicht, dass ich die "Josefstadt" unbedingt verlassen möchte.
Aber du willst keine Vilma Degischer werden?
Sie war eine große Schauspielerin, aber manchmal denke ich mir natürlich, dass sich in meinem Leben schon noch etwas verändern sollte.
Spielst du lieber am Theater als im Film?
Den direkten, spontanen Kontakt zum Publikum finde ich auf der Theaterbühne spannender.
Du hast einmal gesagt, dass du oft überrascht bist über die Reaktion des Publikums, nachdem der Vorhang gefallen ist. Wunderst du dich, dass die Zuseher nicht mehr aus sich herausgehen? Ist das ein Problem für dich?
Ja. Das Publikum im Theater in der Josefstadt ist oft sehr verhalten. Das ist, nachdem man zweieinhalb Stunden lang auf der Bühne gestanden und sich das Herz aus dem Leib gespielt hat, oft schwer zu verstehen. Applaus ist für uns Schauspieler sehr wichtig.
Weißt du, wenn du auf der Bühne stehst, ob du gerade besonders gut bist, ob das Stück ein Erfolg wird oder nicht?
Ja, ja, man hat das Gespür dafür, ob sich ein Stück ausgeht oder nicht. Oft weiß man schon allein wegen des Bühnenbildes, ob das Publikum eine Produktion mögen wird oder nicht. Auch weiß man meist bereits vorher, ob Regisseure den Nerv der Zuseher treffen werden oder nicht.
Ist es bei diesen Vorgaben nicht oft schwierig, überhaupt auf die Bühne hinauszutreten?
Eigentlich nicht. Man kommt irgendwann zu dem Punkt - vor allem, wenn es sehr schwierige und textintensive Rollen sind -, an welchem man sich nur mehr auf sich selbst konzentriert und versucht, aus seiner Rolle das Beste zu machen. Wenn mir das gelingt, habe ich oft auch bei schwierigeren Bedingungen sehr viel Spaß und Freude daran, auf die Bühne zu gehen.
Ist es leichter oder mühsamer, mit einem Schauspieler als Mann und Lebensmenschen zusammen zu sein als beispielsweise mit einem Kunsttischler?
Der Vergleich mit dem Kunsttischler fehlt mir leider. Ich war erst einmal mit einem Handwerker zusammen, und das war definitiv schwieriger. Es ist leichter, wenn der Partner in irgendeiner Form mit deinem Beruf zu tun hat, finde ich. Aber, ob es gleich ein Schauspieler sein muss?
Er könnte ja auch ein Kostümbildner sein oder ein Tänzer?
Ja, Letzterer, vielleicht.
Apropos Tanzen. Nach einer Premiere bist du immer die Erste, die tanzt – und das am wildesten von allen. Ist das Tanzen ein Ventil für dich?
Ja. Das ist nach einer Premiere sehr wichtig für mich. Es gibt ja kaum eine Premiere - zumindest habe ich sie noch nicht erlebt -, bei der insgesamt alles perfekt gelaufen ist. Mein Mann sagt immer: "Je später der Abend, desto schlechter wird die Premiere." Und so ist es auch. Kurz nach dem Ende der Aufführung gratuliert noch jeder, aber je länger die Nacht wird, umso mehr Kritik muss man sich anhören.
Daher ist es mir immer lieber, schnell auf die Tanzfläche zu verschwinden, da kann ich meine Gefühle hinaustanzen und muss mir nicht all das anhören, was die Menschen glauben, mir sagen zu müssen. Denn das ist oft sehr unsensibel. Und es tut auch weh. Das Tanzen hilft mir, Aggressionen abzubauen.
Was war der größte Flop am Theater, bei dem du dabei warst? Wann bist du am schnellsten auf die Tanzfläche geflüchtet?
Ich glaube, das war "Das Sparschwein" von Eugène Labiche und Botho Strauß.
In den Kammerspielen?
Nein, das war im großen Haus. Aber es gab einige Stücke, nach welchen ich fast nahtlos auf die Tanzfläche geflüchtet bin. Das gehört einfach dazu.
Da wir gerade beim Tanzen und Entspannen sind. Kochst du gerne?
Na ja, mittlerweile koche ich sehr gerne. Der Karli, mein Mann, war bei uns zuhause früher immer der Chefkoch, und ich war als seine Assistentin für das Schneiden der Zutaten verantwortlich. Diese sogenannten niedrigen Hilfsarbeiten durfte ich machen. Dazwischen war ich auch für das Abwaschen verantwortlich. Inzwischen habe ich aber Spaß am Kochen und bin in unserer hierarchischen Küchenordnung bereits aufgestiegen.
Was kochst du denn gerne?
Verschiedenes. Die Speisenzubereitung ist bei uns aufgeteilt: Für das Paprikahuhn ist beispielsweise Karli, für Lasagne bin ich zuständig, auch Fisch mache ich gerne auf die verschiedensten Arten. Mittlerweile backe ich auch – darunter auch diverse schwedische Kuchen. Ich verwende viel Kardamom und Safran.
Hast du auch die Angewohnheit, in schwedischer Manier Käse mit Marmelade zu essen?
Ja, ich esse gerne Käse mit Marmelade, und auch zu fast allem und jedem Preiselbeeren. Die liebe ich. Zum Schnitzel, zum Gulasch, zum Paprikahendl.
Wir sitzen hier in der "Frommen Helene" und du isst ein Steak mit Preiselbeeren. Warum kommst du gerne hierher?
Ich mag diese gemütliche Atmosphäre und das Personal, da es nicht aufdringlich ist. Ich bevorzuge Lokale, die täglich frische Speisen anbieten und nicht nur ständig dieselbe Standard-Speisekarte haben. G’sundes, Frisches ist mir schon sehr viel lieber …
… als Ung’sundes, Verdorbenes?
Du sagst es. Aber die "Fromme Helene" ist für mich, seit ich in Wien lebe, sehr wichtig. Bereits an meinem dritten Tag in der Stadt hat mich Herbert Föttinger, zu dieser Zeit noch Kollege und nicht Direktor, in die damals noch alte "Fromme Helene" eingeladen. Auch mit Petra Morzé war ich, als wir "Was ihr wollt" an der Josefstadt spielten, ständig da. Unter anderem habe ich hier Karlheinz kennengelernt. Der Karli ist - egal auf welcher Bühne er gerade stand - immer in dieses Lokal gegangen. Petra Morzé hat ihn mir dann vorgestellt.
Ich verehre dich als Schauspielerin, weil du Figuren wunderbar auf die Bühne bringst, und das auf eine - für mich - sehr erotische Art und Weise. Weiß man das als Frau und Schauspielerin, und ist einem diese Wirkung bewusst und wichtig?
Wichtig ist es in jedem Fall. Sehr wichtig sogar. Wenn ich selbst im Zuschauerraum sitze, empfinde ich es als unerträglich, wenn ein Mann eine Rolle spielt und dabei eine erotische Ausstrahlung haben soll, die er nicht hat. Man muss das Knistern zwischen Mann und Frau auf der Bühne spüren.
Spürt man als Schauspielerin die eigene Erotik beziehungsweise zeigen die männlichen Zuschauer, dass sie diese empfinden?
Kaum, da sind Frauen viel aktiver. Wenn ihnen ein Mann auf der Bühne gefällt, stellen sie sich am Bühneneingang an, warten auf ein Autogramm, machen Geschenke, stricken Pullover …
Darf ich dir vielleicht einmal eine Bonbonniere schicken? Oder gar ein Preiselbeertörtchen?
Das wär lieb. Damit werde ich selten verwöhnt.
Hat dir noch nie ein männlicher Fan Rosen geschenkt?
Doch, aber das waren meist Männer, die - um es milde auszudrücken - etwas seltsam waren.
Bist du vor Premieren nervös?
Ich werde immer nervöser. Leider.
Wie entspannst du dich vor einer Premiere?
An Premierentagen verbringe ich viel Zeit mit meiner Tochter Melanie und spiele Klavier.
Welches Stück?
Chopin, was immer so aus mir herauskommt.
Du bist am Theater in der Josefstadt eine sehr präsente Schauspielerin, über die man allerdings nur wenig Privates liest. Woran liegt das?
Das ist aus meiner Perspektive nicht ganz leicht zu beantworten. Sicherlich gibt es Menschen, die finden, ich sollte mich mir selbst mehr widmen, mehr auf mein eigenes Wohl schauen. Das hat wiederum mit einem mangelnden Selbstvertrauen zu tun – und das führt in der Folge wiederum dazu, dass ich mich nicht wirklich selbst verkaufen kann.
Dabei wirkst du sehr selbstbewusst.
Das ist eine große Bandbreite - auf der einen Seite ist da großes Selbstbewusstsein, auf der anderen wiederum überhaupt nicht. Das ist eine recht merkwürdige Mischung, die es mir selbst nicht immer ganz leicht macht.
Was hättest du denn gerne anders an dir?
Ich hätte gerne mehr Glauben an mich selbst. Meine Selbstzweifel sind groß und stehen mir manchmal im Weg.
Würden dich auch große Filmrollen interessieren?
Durchaus. Ich würde keinem Hollywoodregisseur die Tür vor der Nase zuschlagen. Wenn ich mir beispielsweise Christoph Waltz ansehe, denke ich mir schon, super …
Das heißt, man muss als Schauspieler auch selbst aktiv werden, um Rollen zu bekommen?
Natürlich. Abgesehen von dem bisschen Glück, das auch dazugehört.
Wenn jetzt Hollywood anrufen würde, mit welchen großen internationalen Schauspielern würdest du gerne spielen?
Ich würde gerne mit einer sehr temperamentvollen Frau eine lustige Komödie spielen, wie zum Beispiel mit Penélope Cruz. Aber ich mag bei Frauen ganz verschiedene, konträre Typen. Juliette Binoche, zum Beispiel, finde ich auch atemberaubend gut.
Was magst du am Film?
Faszinierend beim Film ist, dass man bei nahen Kameraeinstellungen so viel mit Gestik zeigen und ausdrücken kann. Ich finde nicht, dass man - was Theaterschauspieler beim Film meist glauben - mit ganz wenig Gestik alles zeigen muss. Das kann auch langweilig sein. Es muss nicht immer nur das Stille, Leise und Zurückgenommene sein. Schau dir Jack Nicholson an, ein großartiger Schauspieler und durchaus ein Beispiel dafür, dass weniger nicht immer mehr ist. Mir gefällt auch - um beim deutschsprachigen Fernsehen zu bleiben - sehr gut der "Tatort" mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers. Die spielen sich die Seele aus dem Leib, mit Händen und Füßen.
Würdest du gerne auf eine andere große Wiener Bühne, zum Beispiel das Burgtheater, wechseln?
Ja.
Du hast auch bei zwei Produktionen von Peter Stein mitgespielt. Spürt man als Schauspieler die Qualität eines großen Regisseurs sofort?
Ja. Natürlich ist es für jeden Schauspieler wichtig, mit einem guten Regisseur zu arbeiten. Und die Arbeit mit Peter Stein war aufregend und prägend.
Welcher Regisseur hat am meisten aus dir herausgeholt, dich am meisten gefordert?
Sicherlich mein Mann, nicht nur, weil er sehr gut ist, auch deshalb, weil er mich so gut kennt. Er kann bei mir an Schrauben drehen und etwas aus mir herauslocken, das niemand anderem so gelingt. Aber auch Otto Schenk hat es in "Liebelei" - auch wenn das nicht immer leicht war - geschafft, mich zu fordern, an neue Grenzen heranzuführen und sehr viel aus mir herauszuholen.
Gibt es Facetten an und in dir, die noch kein Regisseur bis jetzt ans Licht geholt hat?
Das hoffe ich. Es gibt sicherlich auch eine Scheu oder Schüchternheit an und in mir, die es für einen Regisseur noch aufzulösen gäbe.
Könntest du dir vorstellen, einen Film ohne Tabus zu drehen? Ich denke zum Beispiel an den Film "Antares" mit Petra Morzé.
Ich kann bei Dreharbeiten sehr gut abschalten, daher ist viel möglich, aber ich möchte zum Beispiel nicht, dass es bei einem Dreh tatsächlich zum Geschlechtsverkehr kommt.
Aber du kannst dir vorstellen, sehr weit zu gehen?
Ja. Wichtig ist, dass mein - ganz persönlicher - Intimbereich gewahrt bleibt.
Du bist jetzt 39 Jahre alt, hat sich dein Verhältnis zu deinem Beruf mit dem Älterwerden geändert?
Ich bin insgesamt in einer Phase der Veränderung.
Aber du befindest dich in keiner Krise?
Na ja, es gibt immer wieder kleine Krisen. Und das hat natürlich auch mit dem Alter zu tun. Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, es sei mir egal, älter zu werden.
Wie alt wärst du gerne, wenn du die Uhr zurückdrehen könntest?
30. Ich würde gerne zurück an den Start gehen und 30 Jahre alt sein. 30 Jahre und alles noch einmal neu machen. Das wäre schön.
Ich nehme an, ohne über die Krankheit deines Mannes sprechen zu wollen, dass dir dein Beruf in schwierigen Zeiten sehr geholfen hat? Du hast einmal gesagt: "Mein Beruf gab mir die Möglichkeit, Ventile zu öffnen und meinen Schmerz, meine Angst und meine Wut rauszulassen." Kann man auf der Bühne aus seiner Persönlichkeit herausschlüpfen?
Ja. Es war während der Aufführung von "Liliom", als mein Mann im Krankenhaus war und ich die Rolle der Julie gespielt hab - deren Mann in dem Stück ja stirbt. Das war zwar einerseits entsetzlich, aber andererseits konnte ich dadurch weinen, traurig sein - und ich hatte die Möglichkeit, diese Rolle als Ventil zu nützen. Ja, es war mir lieber, diese Rolle spielen zu können als beispielsweise eine Komödie. So konnte ich zumindest teilweise auch meine Empfindlichkeiten ausleben.
Ist es für dich als Schauspielerin schwierig, mit einem Bühnen-Grandseigneur wie Karlheinz Hackl verheiratet zu sein?
Ja. Unter anderem, weil er Rapid-Fan ist und ich Red-Bull-Salzburg-Anhängerin. Aber ich habe keine Minderwertigkeitskomplexe.
Weil du gerade vom Fußball sprichst. Kannst du mir spontan für eine Produktion am Theater ein "Dreamteam" zusammenstellen? Schauspieler, mit denen du gerne auf der Bühne stehen würdest?
Auf der Bühne des Theaters in der Josefstadt?
Egal. Auf der Bühne eines Welttheaters, wenn du möchtest.
Ich bleibe beim österreichischen Theater. Ob ich auf genau elf komme, weiß ich nicht, vielleicht müsste der eine oder andere manchmal auf der Ersatzbank sitzen: Aber im "Dreamteam" wären auf jeden Fall: Nicholas Ofczarek, Regine Fritsch, Maria Happel, Birgit Minichmayr, Klaus Maria Brandauer, Alexander Pschill, Bernhard Schir, Erwin Steinhauer, Erni Mangold, Sandra Cervik, und von den Jungen Gerti Drassl, Franziska Hackl, meine Stieftochter, und Sebastian Wendelin, … und - würde sie noch leben - in jedem Fall Monika Bleibtreu.
Welcher Trainer beziehungsweise Regisseur sollte dieses "Dreamteam" zur Weltmeisterschaft führen?
Das ist schwierig, da ich ja mit sehr vielen großen Regisseuren noch nicht gearbeitet habe, aber ich würde sagen Martin Kusej.
Wunderbar, das Match kann ja nur gewonnen werden. Wir wünschen dir und deinem Team viel Glück.
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