Die Österreicher sind ein Inselvolk

Die Österreicher sind ein Inselvolk
Griechenland boomt / Flugreisende zieht es heuer nach Kreta, Rhodos, Kos und Mallorca.

Irgendwo in Griechenland, jede Menge weißer Sand", sang die steirische Band STS bereits im Jahr 1985 – und spricht damit Hunderttausenden Österreichern aus der Seele. Heuer wird das Land am Mittelmeer sogar eine neue Rekordsaison hinlegen, meinen vom KURIER befragte Touristiker. Allem Krisengerede zum Trotz zieht es die Österreicher nach Griechenland wie niemals zuvor. Offenbar ist es die beste PR, wenn über eine Urlaubsdestination täglich in den Nachrichten gesprochen wird – egal ob positiv oder negativ.

Preis ist das Wichtigste

Doch es dürfte noch einen anderen Grund geben. "Der Kunde von heute denkt vor allem preisorientiert", erklärt Jörg Redl von Raiffeisen-Reisen. "Wir müssen ständig unsere Preise abgleichen, auch mit dem Internet. Wenn man heute nur etwas zu teuer ist, verkauft sich eine Reise überhaupt nicht mehr."

Griechenland ist mit den Preisen relativ weit unten, dazu hat die Billig-Airline FlyNiki das Angebot zu diesen Destinationen massiv ausgeweitet. Auch dadurch sanken die Flugpreise aus Österreich um 30 Prozent in den vergangenen zwei Jahren, berichtet das Flugvergleichsportal Checkfelix.

"Kreta, Rhodos und Kos sind die Top-Ziele auf der Mittelstrecke", erklärt Kathrin Limpel von TUI. Im Urlaub werden Herr und Frau Österreicher zum Inselvolk. Dahinter liegt die Türkei auf Platz zwei, auch wenn Touristiker das Land am Bosporus hinter vorgehaltener Hand als aktuelle Krisendestination bezeichnen. In den kommenden Wochen wird deshalb eine Werbeaktion angedacht. Zuletzt zeigten die Buchungszahlen aber wieder ganz leicht nach oben.

"Alle Länder, die nur irgendetwas entfernt mit dem Islam zu tun haben, sind derzeit schwierig zu verkaufen", erklärt Redl. Selbst sichere Destinationen wie Dubai oder eben die Türkei seien davon betroffen. Großartige Reiseländer wie Tunesien oder Marokko sind immer schwerer vermittelbar. Auch Ägypten hinkt trotz Kampfpreisen derzeit hinterher. Zuletzt mussten Reisebusse hier wieder von der Polizei bewacht und in Kolonnen ihre Ausflüge nach Luxor bestreiten, berichten Urlauber.

Einen nicht aufzuhaltenden Boom erleben weiterhin die Kreuzfahrten. Dafür sorgen auch Kampfpreise. "Die Plätze werden bereits zum Selbstkostenpreis verkauft. Ohne die Bordverkäufe und Ausflüge wäre das nicht einmal kostendeckend", berichtet ein Brancheninsider.

Ansonsten geht der allgemeine Trend weg von der Fernreise. Dazu trägt auch die instabile Sicherheitslage in der Welt bei. Viele Österreicher werden deshalb in Europa bleiben. Beim ARBÖ heißt es, dass bei Autoreisenden vor allem Italien und Kroatien die Renner bleiben. Auf Platz eins bei den Anfragen der Clubmitglieder liegt heuer aber Frankreich (17 Prozent), gefolgt von Skandinavien (15 Prozent, siehe Zusatzbericht). Erst dahinter folgen Griechenland, Italien und Spanien.

Urlaub daheim

Wie viele Österreicher diesmal im Land bleiben, will die Österreichwerbung derzeit noch nicht einschätzen. Laut Ulrike Rauch-Keschmann könnten zwar die Nächtigungszahlen leicht steigen, allerdings wird bei den Zusatzausgaben (etwa für Ausflüge) immer häufiger gespart.

Ein Überblick über jene Reiseziele, die heuer und im kommenden Jahr zum Renner oder zumindest zu einem Geheimtipp werden:

SkandinavienLockt im Sommer mit 20 und mehr Stunden Sonnenschein täglich. Ob mit den Hurtigruten-Kreuzfahrtschiffen entlang der norwegischen Fjorde, einen Abstecher ins schwedische Pippi-Langstrumpf-Land oder einen Elch in einem Elchpark füttern – was die Deutschen seit Generationen lieben, scheint auch immer mehr die Österreicher zu erfreuen. Ganz großartig auch für eine Cabrio-Tour im Juni oder Juli geeignet.

MittelamerikaIn Panama werden derzeit fleißig Hotels gebaut, es bietet alles – vom Strandurlaub mit Südsee-Flair bis zum Dschungelerlebnis. Gerne auch verbunden mit einem Kurzbesuch in Nicaragua. Wer keine Discos, aber brodelnde Vulkane oder verlassene Strände sucht, wird mit Costa Rica seine Freude haben.

MacauLas Vegas ist tot, Macau ist nun die Glücksspiel-Stadt Nummer 1. Während im US-Zockerparadies reihenweise die Hotels eingehen, eröffnen sie in der chinesischen Sonderverwaltungszone im Monatsrhythmus.

Kambodscha, VietnamLiegestuhlterror, erhöhte Preise und Massentourismus in Thailand lässt die Südostasien-Fans nach Alternativen suchen. Der Süden Kambodschas (inklusive einem Abstecher zu den Tempelanlagen Angkor) ist eine davon, Vietnam die andere. Seit die Insel Phu Quoc einen internationalen Flughafen hat, wurde sie vom Geheimtipp von Individualisten zum neuen Trendreiseziel.

TasmanienViel südlicher geht’s nicht mehr. Traumhafte Nationalparks, aufregende Tierwelten (vom Wombat bis zum Tasmanischen Teufel) und die Freundlichkeit der Australier. Diese Insel muss man einmal gesehen haben. Ideal zu kombinieren mit einem Besuch in Sydney und einem Abstecher auf die neuseeländische Südinsel.

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