Individualisten mit Fernweh: Die Top-Urlaubsziele für alleinreisende Frauen

Individualisten mit Fernweh: Die Top-Urlaubsziele für alleinreisende Frauen
Reykjavík bietet, was sich alleinreisende Frauen wünschen: Sicherheit. Ob Mann oder Frau: Der Tourismus muss sich zunehmend für Individualisten mit Fernweh rüsten.

Wer die isländische Flaniermeile Sæbraut entlangspaziert, hat den Atlantik vor sich, die atemberaubende Natur des Nordens im Augenwinkel – und eine aufstrebende Kleinstadt im Rücken: Reykjavík, Europas nördlichste Hauptstadt, lockt mit seinen vielen Seiten. Und seiner Sicherheit.

Alleinreisende Frauen können die Küstenstadt besonders bedenkenlos erkunden. Reykjavík ist Spitzenreiter in einer kürzlich von der Reisesuchmaschine Way Away veröffentlichten Rangliste:

Sie kürt die sichersten Städte für soloreisende Frauen. Auf den Folgerängen finden sich San Juan, Budapest, Singapur, Madrid, Toronto, Boston, München, Dublin und Berlin. Wien landet auf Platz 16, nach Tokio und Hongkong und vor Doha und Barcelona.

Ziemlich entmutigend war das Ergebnis einer zuvor von dem Vergleichsportal durchgeführten Umfrage ausgefallen: Knapp 25 Prozent der Frauen haben schon einmal eine Reise wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. Im Vergleich zu Männern halten sie das Alleinreisen auch viermal so oft für eine unsichere Angelegenheit.

Individualisten mit Fernweh: Die Top-Urlaubsziele für alleinreisende Frauen

Platz 1: Reykjavík, Island. Wo Björk und der Islandpulli herkommen, kann es nur hip zugehen. Die charmanten Bars und Cafés der kulturell aufstrebenden Stadt laden zum Verweilen. Seit 2008 belegt Island Platz eins im "Global Peace Index". Reisende erwarten dort u. a. sichere Taxis und Öffis und eine niedrige Kriminalitätsrate.

Individualisten mit Fernweh: Die Top-Urlaubsziele für alleinreisende Frauen

Platz 2: San Juan, Puerto Rico. Die Karibikhauptstadt vereint Urbanität, Strandkultur und geschichtsträchtiges Flair. Ein Bummel durch die kopfsteingepflasterte Altstadt ist Pflicht. Laut dem "Numbeo Crime Index" ist das Risiko in der Karibikhauptstadt wegen Ethnizität, Geschlecht oder Religion angegriffen zu werden, niedrig.

Individualisten mit Fernweh: Die Top-Urlaubsziele für alleinreisende Frauen

Platz 3: Budapest, Ungarn. Überraschend junge Stadt mit ausgezeichnetem Essen.  Ein Muss ist das jüdische Viertel, ebenso wie ein Abstecher zu den altehrwürdigen Thermalbädern. Daten von "Travel Safe Abroad" zeigen, dass es kaum Gewaltverbrechen gegen Touristinnen und Touristen gibt. Das Terrorismusrisiko gilt als "niedrig". 

Solide Rangliste

Für das Ranking analysierte Way Away ein Potpourri von Analysen zum Thema Sicherheit – etwa den "Numbeo Crime Index", den "Safe Cities Index" des britischen Wirtschaftsmagazins Economist oder Daten von "Travel Safe Abroad". Geprüft wurde die Aussagekraft besagter Studien durch Interviews mit Einheimischen.

Dass es sich zwischen Gletschern und Geysiren unbedenklich alleine umherstreifen lässt, untermauern Vergleiche mit anderen Rankings. Der "Global Peace Index", der Länder unter anderem anhand der Kriminalitätsrate oder der politischen Stabilität vergleicht, listet Island ebenfalls auf dem ersten Rang, gefolgt von Neuseeland, Irland, Dänemark und: Österreich auf Platz fünf.

Auf der "Travel Risk Map" von International SOS erscheint Island ebenfalls in risikofreiem Grün. Wie übrigens auch beinahe der gesamte Rest Skandinaviens. Auch weite Teile Südostasiens – Vietnam, Laos, Kambodscha und Thailand – gelten als stressfreie Zone für alleinreisende Frauen und Männer.

Selbstbestimmter Reisestil

Das Reisen ohne Reisebegleiter – und damit auch ohne Rücksicht auf fremde Bedürfnisse – gilt längst nicht mehr als bemitleidenswert. Im Gegenteil: Solo-Trips erfreuen sich seit Längerem wachsender Beliebtheit. Das Konzept kommt vor allem bei Frauen an.

Was reizt sie am Alleinreisen? Das deutsche Zukunftsinstitut hat sich auf Spurensuche begeben. Die Entwicklung wurzelt im gesellschaftlichen Megatrend der Individualisierung. Insbesondere Frauen, denen Autonomie und Selbstbestimmung lange abgesprochen wurde, wollen das nun beim Reisen auskosten. "Immer mehr Frauen steigen allein ins Flugzeug, weil sie Abstand suchen, sich neu orientieren oder sich einfach etwas Gutes tun wollen", so der Befund des Zukunftsinstituts.

Abnabelung bis Inneneinsicht

Je nach Alter erfüllen sich alleinreisende Frauen unterschiedliche Wünsche: Während man sich mit Mitte zwanzig vom Elternhaus emanzipieren und die Welt entdecken will, ist das Alleinreisen Anfang dreißig der Entschleunigung gewidmet. Mit 50 nutzt man das Reisen ohne Anhängsel zur Neuorientierung, ab Ende sechzig dient es dem Loslassen und der inneren Reflexion.

Alleine zu reisen, heißt nicht, einsam zu reisen. Wer Lust auf Austausch hat, der kann in speziellen Hotels für Alleinreisende nächtigen. Gruppenaktivitäten bieten Abwechslung und Abenteuer mit Gleichgesinnten.

Um stille Momente wird man nicht umhinkommen. Und das ist gut so. Wer es an fremden Orten mit sich selbst aushält, kommt in den Genuss dessen, was Soloreisen im Idealfall sein können: Luxus für das eigene Ich.

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