Das Geschäft mit dem Tod - Das letzte Artensterben?

Das Geschäft mit dem Tod - Das letzte Artensterben?
Bis 21. April 2014 im Naturhistorischen Museum Wien

„Als Sie heute Morgen ihren Brotaufstrich gefrühstückt, ihre Katze gefüttert oder ihre Wäsche gewaschen haben, haben Sie mit 50 prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Stück Regenwald zerstört,“ erklärt NHM- Generaldirektor Christian Köberl. Palmöl ist mit 54 Mio. Tonnen das am meisten produzierte Pflanzenöl. In jedem zweiten Alltagsprodukt wird es in irgendeiner Form verarbeitet; für die riesigen Monokulturen der Ölpalmen wird hektarweise Regenwald gerodet. „Für unsere billigen Konsumgüter stirbt der Regenwald und mit ihm seine Tiere und Pflanzen.“

Anderes Beispiel: Als Sie zuletzt im Supermarkt zum herkömmlichen Tiefkühlfisch gegriffen haben: Mit einem Kilo ihres Lieblingsfisches haben Sie an die 20 Kilogramm Hai, Delfin und Meeresschildkröte auf dem Gewissen, die als unerwünschter „Beifang“ tot zurück ins Meer geworfen werden. Jährlich sind das in etwa 300.000 Wale und Delfine.

Nur zwei Beispiele von vielen, die in der Sonderausstellung des Naturhistorischen Museums und des WWF Österreich „Das Geschäft mit dem Tod – das letzte Artensterben?“ erläutern, wie viel jeder Einzelne von uns mit dem größten und rasantesten Artenverlust in der Geschichte der Evolution zu tun hat und was man dagegen tun kann. In den Schauräumen informieren sechs Stationen auf 550 m² Ausstellungsfläche über die Themen „Ausrottung“, „Lebensraumverlust“, „Tödlicher Luxus“, „Ausbeutung der Meere“, „Vergiftung“ und „Klimawandel“.

Der WWF bringt in die Ausstellung sein Fachwissen aus den zahlreichen österreichischen und internationalen Projekten ein. „Die Schau soll Besucherinnen und Besuchern zeigen, wie sehr unsere Existenz als Menschen mit einer lebendigen Artenvielfalt verbunden ist“, sagt Beate Striebel, die stellvertretende Geschäftsführerin des WWF Österreich.

Eine Begegnung mit Dodo, Gorilla, Meeresschildkröte oder Hai - , und auch weniger prominenten, aber uns näher stehenden Zeitgenossen von den heimischen Roten Listen, wie Fröschen, Rotkehlchen oder Feldhamstern.

Die Geschichte des Lebens kennt bislang fünf große Artensterben. Bedingt durch geologische Veränderungen verschwanden bis zu 90% aller Tier- und Pflanzenarten von unserem Planeten. Bekanntestes Beispiel ist das Massensterben am Ende der Kreidezeit, ausgelöst durch den Einschlag eines gewaltigen Meteoriten.

Das gegenwärtige Artensterben hat andere Ursachen: der Rückgang der Artenvielfalt durch menschliches Handeln übertrifft natürliche Aussterberaten um ein Vielfaches. Verluste durch direkte Verfolgung von Tieren zur menschlichen Ernährung, aber auch aus Angst oder Konkurrenzdenken, standen am Beginn. Heute sehen Experten vielfach den rasanten Verlust an Lebensräumen und die krasse Übernutzung natürlicher Ressourcen als hauptverantwortlich für den Niedergang der Biodiversität. Auch der viel diskutierte Klimawandel wird in Zukunft erhebliche Auswirkungen auf die Überlebensmöglichkeiten von Tier- und Pflanzenarten haben. Hinzu kommt skrupellose Geschäftemacherei, oft verbunden mit unbeschreiblicher Grausamkeit gegenüber wehrlosen Tieren. Der internationale Handel mit geschützten Arten ist längst fixer Bestandteil organisierter Kriminalität, die Gewinnspannen sind oft höher als im Drogenhandel!

Dem Naturhistorischen Museum Wien als Forschungszentrum und Archiv der Artenvielfalt kommt in dieser Thematik eine besondere Verantwortung zu. Besucherinnen und Besucher der Sonderausstellung sollen informiert und mögliche Auswege aus der Krise aufgezeigt werden. Eine Ausstellung die niemanden kalt lässt!

www.nhm-wien.ac.at

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