Hörprobleme: Wenn Implantate helfen

Implantate sind für viele Menschen eine Möglichkeit, denen herkömmliche Hörgeräte nicht helfen
Assoc.-Prof. Dr. Christoph Arnoldner, Facharzt für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde, assoziierter Professor an der HNO-Klinik der Medizinischen Universität Wien.

Welche implantierbaren Hörhilfen gibt es?

Hörprobleme: Wenn Implantate helfen
Dr. Christoph Arnoldner, HNO-Arzt

Zum einen Innenohrimplantate, die Cochlea-Implantate (Cochlea ist die Hörschnecke). Das sind elektronische Hörprothesen, mit denen taube oder hochgradig schwerhörige Menschen wieder hören können. Sie werden bei taub geborenen Kindern und bei ertaubten Erwachsenen eingesetzt. Auch Patienten, bei denen normale Hörgeräte nicht mehr helfen, können von Cochlea-Implantaten profitieren. Mittelohrimplantate sind für Menschen hilfreich, die nur "mittelgradig" schlecht hören, aber etwa durch chronische Gehörgangsentzündungen Hörgeräte nicht vertragen.

Funktionieren solche Implantate auch, wenn die Haarzellen in der Schnecke kaputt sind?

Ja, bei Cochlea-Implantaten wird durch eine in die Schnecke eingesetzte Elektrode der Hörnerv direkt, also unter Umgehung der Haarzellen, gereizt. Kinder, die frühzeitig (meist schon in den ersten zwei Lebensjahren) Implantate bekommen, haben so die Möglichkeit, normale Lautsprache zu lernen.

Muss man mit Cochlea-Implantaten wieder hören "lernen"?

Kinder, die zuvor nie gehört haben und sehr früh Implantate bekommen haben, gewöhnen sich rasch daran. Wesentlich ist hier eine intensive Therapie mit Logopäden sowie eine frühe Sprachförderung (Frühförderung). Erwachsene, die zuvor schon einmal gehört haben jedoch später etwa durch Hörstürze ertaubt sind, berichten von einem anfangs etwas unnatürlichen Klang, der allerdings allmählich als normal wahrgenommen wird.

Sieht man die Implantate von außen?

Mikrofon, Sprachprozessor und Batterie werden in einem kleinen Gerät außerhalb des Körpers getragen. Dieses kann unauffällig unter den Haaren im Ohrbereich versteckt werden. Ist man im Alltag eingeschränkt?Der außen am Kopf getragene Teil der Implantate hält magnetisch über dem implantierten Teil. Möchte der Patient etwa schwimmen oder tauchen gehen, wird dieser äußere Teil einfach abgenommen. Wer übernimmt die Kosten für die Implantate? Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen, einzig die Batterien müssen von den Patienten gezahlt werden.

Helfen diese Implantate bei Ohrgeräuschen?

Manchmal kommt Tinnitus von einem Ohr, das eigentlich taub ist, ähnlich dem Phantomschmerz nach Amputation von Extremitäten. In den meisten Fällen kann dann mit einem Cochlea-Implantat eine deutliche Besserung erzielt werden. Hierfür ist eine genaue Abklärung durch spezialisierte Kliniken notwendig.

Anfragen an Dr. Arnoldner per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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