Handverletzungen: Gefährliche Freizeit

Jährlich kommt es zu 230.000 Handverletzungen. Mit Schutzkleidung und Handschuhen könnten viele vermieden werden
Oberarzt Martin Leixnering, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Handchirurgie.

Der Handchirurg Dr. Martin Leixnering ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Handchirurgie und Oberarzt im Lorenz Böhler Unfallkrankenhaus der AUVA in Wien.

Wie häufig sind Handverletzungen?

Handverletzungen: Gefährliche Freizeit
Oberarzt Dr. Martin Leixnering, Handchirurg

Bei 41 Prozent aller Arbeitsunfälle sind die Hände betroffen, bei Jugendlichen liegt der Anteil sogar bei 50 Prozent. Insgesamt gibt es jährlich 230.000 Handverletzungen. Am häufigsten sind Riss-Quetschwunden gefolgt von Prellungen, Brüchen und Infektionen. Die Häufigkeit von Verletzungen an der Hand im Freizeitbereich (60 % aller Handverletzungen) steigt deutlich.Tätigkeiten im Garten, während der Sportausübung und beim unprofessionellen Hantieren mit handgehaltenen Maschinen (z. B. Kreissäge, Handbohrer) von Baumärkten führen zu den meisten und oft schwersten Unfällen.

Warum ist das Problem in der Freizeit so groß?

Bei Jugendlichen spielt das erhöhte Risikoverhalten eine Rolle – etwa im Sport oder im Verkehr. Im Arbeitsbereich gibt es strenge Schutzbestimmungen und verpflichtende Sicherheitsvorkehrungen bei vielen Maschen. Bei den Hobby-Heimwerkern hingegen verzichten viele auf Schutzkleidung und Handschuhe, hinzu kommen Selbstüberschätzung, mangelnde Ausbildung und die Verwendung defekter und ungesicherter handgehaltener Maschinen. In den Baumärkten sind viele schwere Maschinen erhältlich, die nicht mit demselben Standard an Schutzvorrichtungen verkauft werden, wie er für einen Einsatz in einem Betrieb vorgeschrieben wäre.

Gibt es Neuerungen bei der Therapie?

Nach Operationen am Handgelenk ist nur mehr eine kurze Ruhigstellung notwendig. Bei solchen Brüchen ist heute die "wirbelstabile Plattenosteosynthese" Standard. Das heißt, die Schrauben zur Fixierung der Platte, die das Gelenk stabilisiert, sind mit dieser fest verbunden, sie verblocken mit ihr. Dadurch ist das Gelenk besser stabilisiert und man kann früher mit der Übungsbehandlung – Physiotherapie, Ergotherapie – beginnen. Hier können die Ergebnisse durch spezialisierte Handtherapeuten – z. B. Physio- oder Ergotherapeuten mit Zusatzausbildung – weiter verbessert werden. Die Wiederherstellungsrate ist sehr hoch.

Was gehört alles zu den Aufgabenbereichen eines Handchirurgen?

Die Handchirurgie umfasst die Diagnose und die Therapie von Erkrankungen, Verletzungen, Fehlbildungen und Funktionsstörungen der Hand sowie der oberen Extremitäten inklusive deren Strukturen (Haut, Nerven, Muskel, Sehnen, Knochen etc). Die medizinische Versorgung kann sowohl operativ wie konservativ (Ergotherapie, Pysiotherapie) erfolgen.

Handchirurgen sind spezialisierte Fachärzte für Unfallchirurgie, Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie, Allgemeinchirurgie sowie Kinder- und Jugendchirurgie.

www.handchirurgen.at

www.auva.at

Anfragen an Oberarzt Dr. Martin Leixnering per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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