Zecke und Hund: Wann, wo und wieso
Frühlingszeit ist Zeckenzeit. Während sich der Mensch beim Wald- und Wiesenspaziergang leicht mit Kleidung vor den unliebsamen Parasiten schützen kann, weiß der Hund nicht um die Gefahr, die von Zecken ausgeht. Waldi, Hasso und Co. sind auch der Zecke leichtestes Opfer. In der Natur ist eine Begegnung unvermeidbar, im Fell kann die Zecke leicht untertauchen und sich in aller Ruhe ansaugen.
Was Hundehalter bei einem Biss beachten müssen, wie Gefahr minimiert werden kann und wann Zecken am aktivsten snid, haben Forscher der Vetmeduni Vienna in einer ausführlichen Studie, die im Journal Parasites & Vectors publiziert wurde, untersucht. Georg Duscher und Kollegen haben über 90 Hunde vornehmlich aus dem Burgenland im Lauf eines Jahres auf ihren Zeckenbefall hin untersucht. Die Wissenschafter fanden heraus, dass Zecken zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahr Hunde beißen. Da verschiedene Arten auch unterschiedliche Erreger übertragen, können mit diesem Wissen spezifische Krankheiten im Jahresverlauf eher vorausgesagt werden. Denn für eine gute Behandlung des Vierbeiners ist es wichtig zu wissen, wann und wo verschiedene Zeckenarten stechen und welche Mittel Bissen vorbeugen können.
Welche Zecke beißt wann?
Die häufigste Zeckenspezies, die während der Studie gefunden wurde, war Ixodes ricinus. Vor allem im April und Mai, aber auch ein zweites Mal im September, trat diese Spezies vermehrt auf.
Die am zweithäufigsten gefundene Zeckenart war Dermacentor reticulatus, welche schon im März/April und in geringen Zahlen auch im Oktober/November zu finden war.
Die dritte Art, Haemaphysalis concinna, bevorzugt eher wärmeres Klima und wurde deshalb vermehrt in den heißen Sommermonaten Juni und Juli gesammelt.
Wo beißt die Zecke zu?
Je schneller eine Zecke am Hund entdeckt wird, desto besser. Je länger der Parasit Zeit hat, desto eher können Erreger übertragen werden. Prinzipiell gilt: Wo die Zecke auf den Vierbeiner gelangt, lässt sie sich auch nieder. “Aufgrund ihrer ungünstigen Körperform verschwenden Zecken keine Energie, um durch struppiges Fell an andere Körperregionen des Hundes zu gelangen, sondern beißen sich dort fest, wo sie sich gerade befinden“, erklärt Georg Duscher. Daher sind die am häufigsten betroffenen Stellen Kopf, Nacken, Schultern und Brust.
Wie kann man den Hund schützen?
Laut den Untersuchungen von Michael Leschnik von der Klinik für Kleintiere der Vetmeduni Vienna, ist die Anzahl gefundener Zecken bei Hunden, die zuvor mit Anti-Zeckenmitteln behandelt wurden, geringer. Aber die Mittel schützen noch nicht vor übertragbaren Krankheiten. In der Studie wurden verschiedene, am Markt erhältliche, Präparate untersucht. Sogenannte Akarizide, die tödlich auf Zecken wirken, und Repellents, welche Zecken lediglich über den Geruch abstoßen. Die Präparate wurden einerseits in der Kombination Akarizid plus Repellent (Permethrin) aber auch als Akarizid ohne Repellent (Fipronil) getestet. In der Studie konnte gezeigt werden, dass der Wirkungsgrad der Mittel insgesamt eher gering ist solange diese nicht regelmäßig eingesetzt werden.
Die granulozytäre Anaplasmose, welche durch bakterielle Infektion, Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Fressunlust und Gelenksentzündungen hervorruft, ist mittels Antibiotika auch gut behandelbar.
Bei der Borreliose handelt es sich um eine Infektion mit einem schraubenförmigen Bakterium. Anfangs zeigen sich Symptome der Appetitlosigkeit, Fieber und Müdigkeit, im weiteren Verlauf können auch Lahmheiten durch Gelenksentzündungen auftreten. Bakteriell verursachte Erkrankungen können prinzipiell gut mit Antibiotika behandelt werden.
FSME (Frühsommermeningoenzephalitis) beim Hund wird hingegen durch eine Infektion mit Viren hervorgerufen. Diese seltene Erkrankung des Nervensystems kann zu Fieber, Wahrnehmungsstörungen und Ausfällen von Hirnnerven führen. Gegen diese Art der Infektion gibt es keine Behandlung. Vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen und das Verhindern von Zeckenstichen sind generell besonders wichtig. Michael Leschnik und seine Kollegen konnten über Blutuntersuchungen an 90 Hunden zeigen, dass bei rund 50 Prozent der Vierbeiner eine Infektion während der Studienphase stattgefunden habe. Die Infektionen sind unabhängig von schützenden Präparaten aufgetreten. Die schlechte Wirksamkeit von Anti-Zecken-Präparaten erklärt Leschnik unter anderem durch geringe Konsequenz der Hundebesitzer bei der Verwendung der Mittel: „Das Bewusstsein bei den Hundebesitzern muss geschärft werden. Innerhalb der Studie wurden die Präparate teilweise erst dann aufgetragen, wenn bereits eine Zecke am Hund entdeckt wurde. Zusätzlich wurden die Mittel nicht regelmäßig und nicht oft genug angewendet. Die Effizienz der Produkte ist im Labor, unter streng eingehaltenen Bedingungen, wesentlich höher.“
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