Pilzvielfalt im Wienerwald

Ein Herbsttag im Wienerwald: Am Boden, vor allem der Buchenwälder, ist die Pilz-Biodiversität hoch.
Der Wienerwald beherbergt viel mehr Pilze als bisher bekannt. Forscher zählen 828 Arten, 17 von ihnen sind erst heuer entdeckt worden.

Sage und schreibe 828 verschiedene Arten konnten die Pilzexperten im Wienerwald bestimmen, unter den Funden waren auch viele Raritäten. 17 der nachgewiesenen Arten sind noch nicht in der Datenbank der Pilze Österreichs aufgeführt und somit wahrscheinlich Erstfunde für Österreich. Besonders viele Arten finden sich in Wäldern, die von Österreichs Baum des Jahres 2014, die Rotbuche, gebildet werden.

Die hohe Zahl an Pilzarten weist auf deren enorme Spezialisierungen hin, die Pilz-Vielfalt ist eine Voraussetzung für einen gesunden Waldbestand. Neben allseits bekannten Arten wie Steinpilzen, Eierschwammerln oder Fliegenpilzen finden sich in den Wäldern des Biosphärenpark Wienerwald auch weniger häufige: „Gelbflockiger Schleimkopf“, „Orangebrauner Schönkopf“ oder „Nördlicher Höckerrindenpilz“. Eine erst 2008 aus Buchenwäldern der Halbinsel Krim neu beschriebene Art aus der Gattung der „Stummelfüßchen“ (Crepidotus malachioides) wurde ebenfalls erstmals im Wienerwald nachgewiesen.

Pilzvielfalt im Wienerwald
Crepidotus cf malachioides
Die beiden Fundstellen in Österreich, eine im Wienerwald und eine im Nationalpark Donauauen, sind gemeinsam mit Funden aus Natur- und Urwäldern der Slowakischen Republik die ersten Funde in Mitteleuropa. Diese Art wurde stets an Totholz gefunden. Auf Grund der Verwechslungsmöglichkeit mit verwandten Arten vermuten die ExpertInnen, dass die seltene Art bislang übersehen wurde, ist doch der eindeutige Nachweis nur durch eine mikroskopische Untersuchung möglich.
Pilzvielfalt im Wienerwald
Climacodon pulcherrimus
Auch der „Schöne Stachelseitling“ bevorzugt starkes Buchentotholz und dürfte zur Ausbildung der Fruchtkörper an besondere Witterungsbedingungen gebunden sein. Diese Art mit ihrer Hauptverbreitung in den (Sub)Tropen war durch die Starkregenereignisse im Juni 2013 und die darauf folgenden sehr heißen Tage begünstigt. Der bisher erste und einzige veröffentlichte Nachweis dieser Art in Österreich stammt aus dem Weinviertel im Jahr 1998.

Dr. Alexander Urban von der Universität Wien ist als Pilzexperte im Biosphärenpark Wienerwald unterwegs: Pilze sind faszinierende Organismen und übernehmen im Ökosystem Wald vielfältige Funktionen, vom Abbau der toten organischen Substanz bis zur Versorgung der Bäume mit Nährstoffen. Die 828 festgestellten Pilzarten sind nur ein Teil der tatsächlichen Vielfalt der Pilze, denn viele Arten bilden nur selten und für kurze Zeit Fruchtkörper aus, und sind daher nur mit Finderglück zu entdecken.“

http://www.bpww.at

Kommentare