Woher die Welpen kommen

Woher die Welpen kommen
Hündinnen sind mit etwa sechs Monaten das erste Mal läufig. Spätestens dann sollen Halter entscheiden, ob sie züchten wollen.

Hundewelpen sind Herzensbrecher: Kindchenschema mit Dackelblick, feines Kuschelfell, tollpatschig-verspieltes Gehabe. Bis es so weit ist, sind die Babys etwa 62 Tage im Bauch ihrer Mutter, die davor geschlechtsreif, läufig und gedeckt wurde.

"Wer sich für eine umgängliche Hündin als Heimtier entscheidet, muss im ersten Lebensjahr überlegen, ob er züchten will. Wenn nicht, gibt es eine Empfehlung zur Kastration", sagt Zoodoc Folko Balfanz aus der Tierärztlichen Ordination Tiergarten Schönbrunn. Der Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt die Phasen der Läufigkeit und warum das Entfernen der Keimdrüsen aus medizinischen Gründen vernünftig ist.

Reife

In der Regel wird die Hündin im Alter von sechs Monaten das erste Mal läufig. Bei kleinen Rassen kann die Geschlechtsreife früher einsetzen, bei großen Rassen kann sie sich hinauszögern. Von da an wiederholt sich die sogenannte Hitze jedenfalls regelmäßig – meist im Frühjahr und im Herbst. Bei Hündinnen ab ca. sieben Jahren tritt sie seltener und weniger stark ausgeprägt auf.

"Die Läufigkeit dauert ungefähr drei Wochen", sagt Balfanz. Sie beginnt mit der zehntägigen Vorbrunst, in der die Scheide extrem angeschwollen ist, und Blut ausfließt. In der Brunstphase wird der Ausfluss klarer, die Hündin hat drei Tage Stehzeit, d. h. sie toleriert Rüden und lässt sich bereitwillig begatten. Dann nehmen Scheidenschwellung und Ausfluss ab, bis sich das Zeitfenster für die Zeugung von Nachwuchs für etwa ein halbes Jahr schließt.

Ausnahme

Woher die Welpen kommen

 "Das Verhalten der Hündin kann in der Läufigkeit etwas vom üblichen abweichen", sagt der Tierarzt. Auf der Suche nach einem Partner versucht das Weibchen unter Umständen wegzulaufen. In der kritischen Phase sollte der Vierbeiner daher an die Leine. Hormonell bedingte Verstimmungen sind nicht bekannt. Am ehesten reagiert die Hündin mit Verhaltensänderungen auf ihren genervten Besitzer. "Sie fühlt sich eventuell schlecht, weil sie Blut tropfenweise im Haus und auf dem Teppich verliert, und der Halter vermehrt putzt", sagt Balfanz. Manche Hündin muss in der Läufigkeit Spezialwindeln tragen. Auch das kann zu Spannungen zwischen Tier und Mensch führen.

Wird die hitzige Hündin nicht belegt, kommt es mit zunehmendem Alter häufig zu Scheinschwangerschaften: Die Brust schwillt an, Milch schießt ein, das Tier wird anhänglich, unruhig, weinerlich und trägt Spielzeug herum. Ausgedehnte Spaziergänge, Spiel sowie eine Reduktion des Futters steuern gegen. Helfen diese Maßnahmen nicht, gibt es Präparate, die in den Hormonhaushalt eingreifen.

Krank

Scheinträchtigkeit belastet den Körper, bei wiederholtem Auftreten kann sich sogar eine lebensbedrohliche Gebärmutterentzündung entwickeln. Aus tiermedizinischer Sicht sind unkastrierte Hündinnen damit höheren Gesundheitsrisiken ausgesetzt als Tiere, bei denen die Eierstöcke entfernt wurden. Balfanz betont trotzdem: "Es gibt kein Patentrezept für die Entscheidung zur Kastration."

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Kastration: Eingriff schützt vor Nachwuchs und Krankheiten

Chirurgische Eingriffe ohne vernünftigen Grund sind hierzulande verboten. Medizinisch angezeigt, müssen sie unter kompletter Ausschaltung von Schmerzen vorgenommen werden", zitiert Zoodoc Folko Balfanz frei das österreichische Tierschutzgesetz. Unkastrierte Hündinnen sind im Hinblick auf Scheinträchtigkeit, Gebärmutterentzündung sowie Krebserkrankungen von Brust und Geschlechtsapparat höheren Gesundheitsrisiken ausgesetzt als kastrierte Vierbeiner, Veterinärmediziner empfehlen daher das Entfernen der Eierstöcke. Das Verhindern unkontrollierter Vermehrung ist für sie das schwächste Argument.

Der Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team erklärt die verschiedenen Methoden, Nutzen, Kosten und Gefahren: "Letztlich muss der Heimtierhalter die Entscheidung treffen."

Routine

Bei der Kastration handelt es sich um eine Operation in Vollnarkose, bei der die Keimdrüsen (gegebenenfalls auch die Gebärmutter) entfernt werden. Der Routine-Eingriff beim nüchternen Vierbeiner dauert etwa eine Stunde, die Erholungsphase drei Tage. Bis zur Naht- bzw. Klammern-Entfernung zehn Tage später besteht Sportverbot, Gassigehen erfolgt an der Leine. Kastrationen mittels Schlüssellochchirurgie kosten fast doppelt so viel wie die OP mit einem großen Bauchschnitt.

"Es ist eine Geschmacksfrage von Besitzer und Tierarzt, ob die Hündin vor oder nach der ersten Läufigkeit kastriert wird", sagt der Zoo­doc. Hat der Vierbeiner noch keine Hitze durchlebt, ist das Gewebe weniger durchblutet. Die Tiere entwickeln sich natürlich weiter, doch sie behalten ihr kindliches Aussehen, ihr verspieltes Temperament und eine Art Babyfell. Hat der Vierbeiner den ersten Hormonschub komplett hinter sich, gilt er als ausgewachsen. Der Habitus ist reifer, der Körperbau kräftiger. Wird nach der ersten Brunstphase nicht gehandelt, steigt das Risiko für tödlich endende Erkrankungen enorm.

"Eine relativ häufige Komplikation nach der Kastration ist das Harnträufeln. Doch durch Akupunktur oder Medizin kann die Hündin den Schließmuskel wieder kontrollieren", sagt der Experte.

Als Alternative zur chirurgischen Kastration nennt er die hormonelle Kastration. Doch das Hormon-Implantat reduziert nicht das Risiko für Brustkrebs und Gebärmutterentzündungen. Die Sterilisation (das Abbinden der Geschlechtsorgane) wird in Österreich bei Heimtieren nicht durchgeführt.

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