Wo Hunde Schule machen, gibt es einiges zu lernen

Wo Hunde Schule machen, gibt es einiges zu lernen
Collie Whoopy besucht ein Mal pro Woche die Sonderschule Fischamend. Dabei fördert sie die Wahrnehmung, Merkfähigkeit und soziale Kompetenz der Kinder. Erfolg streichelt deren Seelen.

Für Whoopy hat wieder die Schule begonnen. Ein Mal pro Woche besucht sie die Sonderschule Fischamend – so wie in den Jahren zuvor, so wie heute. Auf klackernden Pfoten tänzelt der Collie, die Ohren gespitzt, in den hellen Aufenthaltsraum. Mucksmäuschenstill und ohne Gezappel warten dort bereits sechs Kinder auf ihre vierbeinige Lehrerin. Das Schicksal hat ihnen ein Leben als ausgeprägte Individualisten aufgebürdet. Autismus, Downsyndrom, Sprachstörung, seltene Erbkrankheit; Lernbehinderung nennt es die Medizin. Im Moment ist nur Vorfreude zu sehen. Sogar Deniz, der sich beim ersten Zusammentreffen mit der Therapiehündin völlig verkrampft hat, gähnt entspannt.

"Der Hund ist Teil des Unterrichts", sagt Eva Steininger. Die Direktorin setzt sich seit zehn Jahren dafür ein, dass "ihre" 42 Kinder in jeder Altersstufe (von sechs bis 16 Jahre) zusätzliche Unterstützung bekommen: z. B. durch Maltherapie, Alpakas. Und Felicitas Grübl mit ihren Hunden Whoopy und Chelly. Die Finanzierung gelingt dank schulischer Aktivitäten, Elternverein, Gemeinde und großzügigen Spendern. Heuer übernimmt Pet Ribbon die 9000 Euro für die tierbegleitete Therapie (siehe rechts). "Kontinuität ist wichtig", betont Klassenlehrerin Edith Reisch: "Es hat sich bei den Kindern durch die Therapie so viel entwickelt."

Training

Inzwischen wiederholen ihre Schützlinge anhand von Fotos die hundeeigene Körpersprache. Collin, der eben noch im Gang mit seinen Hausschuhen laut und wild und unergründlich getrommelt hat, legt sich auf den Boden und zieht sich selbst die Ohren lang. So sieht Whoopy aus, wenn sie aufmerksam Platz macht. Der kleine Bursche ist ganz bei der Sache. Merkfähigkeit und Körperbeherrschung wollen trainiert sein. Spaß muss auch sein.

Jetzt rümpfen alle die Nase. Im Gleichklang mit Whoppy. Sie schnüffelt nach dem Leckerli, das Jessica schließlich unter dem Tisch versteckt hat. Räumliche Orientierung ist nicht jederkinds Sache. Applaus für Zwei- und Vierbeiner. Lehrerin und Trainerin freuen sich mit. Sie besprechen die individuellen Ziele im Vorfeld. "Hier sind alle sehr umsichtig im Umgang mit Hunden und natürlich mit Menschen. Deswegen passen wir so gut zusammen", sagt Grübl, die nahe St. Pölten das Zentrum für tierbegleitete Entwicklungsförderung leitet. Schon schickt sie Denise über einen Zwei-Stangen-Parcours zur Tür. Jedes Wort fällt dem Mädchen schwer. Whoopy weiß trotzdem, was bei "Wusi pom" zu tun ist, sie versteht jedes richtige Signal. Erfolgserlebnisse streicheln die Seele.

"Es geht in der Therapie nicht ums Kuscheln", sagt Steininger. Das wäre auch Grübl zu wenig: "Wohlbefinden ist bald einmal da, wenn man mit Hunden wo hingeht." Das tierische Intelligenzspiel fordert nun nicht nur Whoopy. Die Schüler müssen zuerst zählen, wie viele Leckerlis vorbereitet, wie viele Spielfelder bestückt und wie die Belohnungen unter den hohlen Holzbausteinen versteckt werden müssen. Logelei und Rechnen einmal anders. Durch Grübls einfühlsames Einwirken denken alle mit. Hier wird auf artgerechtes Verhalten Hunden gegenüber mindestens so viel Wert gelegt wie auf soziale Kompetenz.

Energie

Beim abschließenden Memory übernimmt Reisch wieder ihre Klasse. Whoopy liegt satt zwischen den folierten Hundefotos und döst unbeeindruckt von den fröhlichen Paar-Suchern vor sich hin. Höchste Konzentration strengt nicht nur die Schulkinder an. "Allein die Energie im Raum genügt, um einen Hund zu ermüden. Man muss ihn sehr genau beobachten und aufhören, bevor es ihm reicht", sagt Grübl. Das ist jetzt der Fall. Whoopy hat ihre Aufgaben auf glattem Boden bravourös gemeistert – und genossen. Kommende Woche wird zur Freude aller weitergearbeitet.

Wo Hunde Schule machen, gibt es einiges zu lernen
BILD zu OTS - Pet RIBBON Anstecker: Der Pet RIBBON Anstecker ist weiterhin um 1 Euro über www.petribbon.at erhältlich.
Pet Ribbon ist eine Spendenplattform für die Förderung der Mensch-Tier-Beziehung sowie zum Tierschutz. Sie wurde 2012 von Mars Austria gemeinsam mit dem Verein Tiere als Therapie und den SOS-Kinderdörfern ins Leben gerufen, um „ein sichtbares Zeichen für Tierliebe und Hilfe für kranke Kinder“ zu setzen. Heuer kommen die Spenden der „Stiftung Kindertraum“ zugute – und damit dem Jahresprojekt „Tiergestützte Therapie in der ASO Fischamend“.

Das herzförmige Ansteck-Schleifchen gibt es als Dankeschön für eine Spende von 5 € bzw. 10 € über die Homepage www.petribbon.at. Zudem spenden Whiskas und Pedigree rund um den Welttierschutztag am 4. Oktober pro verkauftem Produkt einen Cent für das Projekt.

Wo Hunde Schule machen, gibt es einiges zu lernen
Bei Felicitas Grübl im Kindertierkreis Artemis stehen die Tiere im Mittelpunkt. Sie sind Teil eines ganzheitlichen Entwicklungs- und Förderangebots.

In welchen Bereichen können Therapiehunde unterstützen?
„Für mich sind die bestehenden Therapieformen wie Ergo, Logo, Physio sowie die Pädagogik bewährte Fachbereiche, die nicht gestützt werden müssen. Allerdings macht es absolut Sinn, diese Fachbereiche mit Tieren zielorientiert zu begleiten.“

Was muss ein Therapiehund können?
„Er muss den Umgang mit Menschen lieben, das ist die Basis. Und dann muss er durch entsprechende Ausbildung sicher im Umgang mit unterschiedlichen Menschen und Situationen sein. Hunde haben unterschiedliche Neigungen. Die Bedürfnisse der Kinder müssen mit den Neigungen der Hunde zusammenpassen.“

Wann funktioniert tierbegleitete Therapie?
„Selbstverständlich ist es unumgänglich, dass der Hund eine entsprechende Ausbildung hat. Genauso notwendig ist es, dass der Trainer weiß, wie, wozu und wie lange er seinen Hund einsetzt. Der Trainer muss auch über die unterschiedlichen Krankheitsbilder Bescheid wissen und ein großes Maß an Empathie und Bauchgefühl mitbringen.“

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