Schau mir in die Gene, Kleines!

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Welche Rolle unsere DNA in Freundschaften und Liebesbeziehungen spielt.

Die vier Freundinnen aus "Sex and the City" besitzen nicht nur ähnliche Stilettos, sondern auch idente Gene. Zumindest teilweise. Das behaupten James Fowler von der University of California und Nicholas Christakis von der Yale University. Die Wissenschaftler verglichen in einer Langzeitstudie das Erbgut von Freunden und von Fremden. Ergebnis: Freunde sind einander genetisch so ähnlich wie Cousins vierten Grades.

Liebe per Gentest

Es ist nicht das erste Mal, dass Genetik und unser Sozialleben in einen Topf geworfen werden. Vor sechs Jahren gründeten Schweizer Wissenschaftler das Unternehmen GenePartner. Unter dem Motto "Liebe ist kein Zufall" testet es, ob potenzielle Partner genetisch zueinanderpassen. Denn: "Hohe genetische Kompatibilität bedeutet eine größere Wahrscheinlichkeit, eine andauernde und erfolgreiche Partnerschaft zu bilden." Nicht nur: Auch ein aufregendes Sexleben, erhöhte Fruchtbarkeit und gesunder Nachwuchs werden versprochen. Großes Vorbild ist die Bostoner Firma ScientificMatch, die ebenfalls das Erbgut der Kunden – mehr als 700 Euro kostet eine lebenslange Mitgliedschaft – auf Beziehungstauglichkeit testet.

Schau mir in die Gene, Kleines!

Wussten Sie, dass... die DNA bei allen Menschen zu 99,9 Prozent identisch ist? Die restlichen 0,1 Prozent sind die Ursache für individuelle Unterschiede wie die Augenfarbe.
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... jeder Mensch etwa 2000 Gendefekte in sich trägt? Manche davon können Krankheiten auslösen.
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... die DNA auf Deutsch eigentlich DNS (von Desoxyribonukleinsäure) heißt und DNA die englische Abkürzung ist? Laut Duden gilt die deutsche als veraltet.
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... Übergewicht vererbt werden kann? Verschiedene Gene steuern den Stoffwechsel, zum Beispiel den Kalorienverbrauch. Jeder Mensch hat einen eigenen Stoffwechseltyp, kann also bestimmte Nährstoffe gut oder weniger gut verarbeiten.
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... in jedem von uns ein bisschen Neandertaler steckt? Ein bis zwei Prozent der Erbinformation des modernen Europäers stammen vom Neandertaler - vor allem die Teile, die für die Ausprägung von Haut und Haaren verantwortlich sind.
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... eineiige Zwillinge natürliche Klone sind? Ein Klon ist einem anderen Lebewesen genetisch identisch, es hat dieselben Gene und somit dieselben Eigenschaften.
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... der Mensch aus ca. 100 Billionen Zellen besteht? In jeder Zelle befinden sich 23 Chromosomenpaare, die etwa 40.000 einzelne Gene enthalten.
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... nicht nur Vater und Mutter unsere Gene bestimmen? Jeweils die Hälfte ihrer Gene geben sie an uns weiter, bestimmen so etwa die Haarfarbe. Aber auch Umwelteinflüsse wie UV-Strahlung oder Chemikalien können unsere Gene verändern.
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... unsere Gene bestimmen, ob Medikamente richtig wirken? Wie stark oder schwach ein Medikament wirkt, liegt in unseren Genen.
Schau mir in die Gene, Kleines!

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Nun klingt "genetische Kompatibilität" nicht sehr sexy, und ein Speicheltest vor dem ersten Rendezvous versetzt wohl nur hartgesottene Forscher in romantische Stimmung. Markus Hengstschläger, Genetiker an der Uni Wien und Autor, steht Gentests in Liebes- und Freundschaftsbelangen kritisch gegenüber. "Der Mensch ist in zwischenmenschlichen Beziehungen nicht auf die Genetik reduzierbar", sagt der Mediziner. "Es gibt in der Genetik genug zu forschen, zum Beispiel die Heilung von Krankheiten. Es wäre sinnvoller, sich damit zu beschäftigen."

Einander riechen können

Portale wie GenePartner und ScientificMatch fußen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. 1995 fand der Schweizer Forscher Claus Wedekind heraus, dass die sogenannten HLA-Gene (Human Leukocyte Antigen) nicht nur für die Immunabwehr, sondern auch für die Partnerwahl wichtig sind. Er ließ Frauen an getragenen Männer-T-Shirts riechen. Die meisten Frauen bevorzugten den Geruch jener Männer, deren HLA-Gene sich am stärksten von ihren eigenen unterschieden.

Medizinisch und evolutionär gesehen ergibt das Sinn: Kinder von Paaren mit vielen verschiedenen HLA-Genen – und somit Immunreaktionen – sind gegen mehr Krankheiten geschützt. "Je höher die Variabilität, desto höher die Erfolgschancen", bestätigt Hengstschläger. "Sollte das aber Einfluss auf die Partnerwahl haben? Nein! Jede Beziehung ist ein Misch-Masch aus vielen verschiedenen Komponenten. Die DNA ist keine Entscheidungsgrundlage."

Freier Wille

Dasselbe gilt für Freundschaften. Die Freundschaftsstudie der US-Forscher sei laut Hengstschläger zwar "korrekt gemacht", zu viel Aufmerksamkeit müsse man ihr aber nicht schenken: "Die Ähnlichkeit in den Genen ist ein statistischer Wert, den man nicht überbewerten sollte." Das hieße nämlich im Umkehrschluss: Wenn zwei Menschen komplett verschiedene Gene haben, sind sie als Freunde nicht geeignet – völliger Unsinn, meint Hengstschläger. "Natürlich gibt es in zwischenmenschlichen Beziehungen auch eine biochemische Komponente. Aber was ist die Schlussfolgerung? Dass ich keinen freien Willen habe, weil ohnehin alles in meinen Genen vorherbestimmt ist?"

Bei aller Kritik hat Hengstschläger aber auch Verständnis für jene, die 200 Euro für einen Liebes-Gentest ausgeben. "Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach funktionierenden zwischenmenschlichen Beziehungen, sei es freundschaftlich oder in der Liebe. Und jeder fragt sich – was kann ich dazu beitragen?"

Was aber, wenn zwei Menschen bereits schwer verliebt sind und später feststellen, dass die Beschaffenheit ihrer DNA gegen eine gemeinsame Zukunft spricht? Genetiker Hengstschläger hat einen eindringlichen Rat für alle Verliebten: "Bitte, bitte – einfach ignorieren!"

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