Wie aus der Maus ein Elefant wurde

Wie aus der Maus ein Elefant wurde
Biologen haben berechnet, wie lange es dauert, bis sich aus kleinen Tieren große entwickelt haben.

Manche Menschen schaffen es, innerhalb von Sekunden aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, wie lange die Evolution für so ein Kunststück braucht: Alistair Evans von der Monash University School of Biological Sciences in Australien und seine Kollegen kamen auf 24 Millionen Generationen. So viel Zeit brauchte die Evolution, bis sie aus einem mausgroßen Säugetier einen Elefanten entwickelt hatte.

Große & kleine Tiere Vom gigantischen Blauwal bis zur winzigen Haselmaus – alle heute lebenden Säugetierarten haben einen gemeinsamen Vorfahren, auf den sich ihr Stammbaum zurückführen lässt. Nach dem Aussterben der Dinosaurier vor etwa 65 Millionen Jahren fächerten sich die urtümlichen Säugetiere in viele Arten auf, die sich in ihren Körpergrößen dramatisch unterschieden. Vor diesem Hintergrund sind die australischen Wissenschaftler nun der Frage nachgegangen, wie lange die Evolution für die Größenveränderungen benötigte. Im KURIER-Interview erklärt Alistair Evans, warum Inseln Tiere klein machen, Wasser dagegen groß.

KURIER: Professor Evans, wie kamen Sie auf die Idee, die Geschwindigkeit der Evolution in Sachen Größenwachstum zu untersuchen?
Alistair Evans:
Unsere Forschergruppe hat an einer Datenbank gearbeitet, in der die größten Säugetiere der vergangenen 70 Millionen Jahre gelistet werden sollten. Als wir damit fertig waren, begann ich darüber zu spekulieren, wie schnell dieses Größenwachstum der 28 untersuchten Säugetier-Gruppen wohl erfolgt sein könnte. So entstand die Idee, die Datenbank zum Kalkulieren der Evolutionsraten zu nutzen. Als Maßstab für die Entwicklungsgeschwindigkeit haben wir die Anzahl derbenötigten Generationen genutzt. Das ist der ausschlaggebende Faktor bei der Evolution und nicht die Zeit. Die Generationsfolge als Maßstab ermöglicht außerdem einen aussagekräftigen Vergleich zwischen Lebensformen mit unterschiedlicher Lebensdauer.

Was hat Sie am meisten überrascht?

Dass Säugetiere viel schneller schrumpfen als sie wachsen. Für eine Größenzunahme, die der zwischen einer Maus und einem Elefanten entspricht, benötigte die Evolution mindestens 24 Millionen Generationen. Das Verkleinern geht dann bis zu dreißig Mal schneller (siehe auch rechts) .

Das Verkleinern passiert sehr oft auf Inseln?
Ja, ein Beispiel dafür sind die heutigen Zwergformen des Flusspferds oder der Elefanten, die einst auf einigen Inseln existierten. Hier dokumentieren Fossilien aus dem Stammbaum dieser Arten, dass das Schrumpfen vergleichsweise schnell ging: Die Entwicklung der Zwerg-Elefanten nahm beispielsweise zehn mal weniger Generationen in Anspruch als die umgekehrte Evolution eines schafsgroßen Vorfahren der Elefanten zu den großen Arten. Ich würde daher sehr gerne noch viel mehr Insel-Fossilien untersuchen (von dort kennt man das Phänomen, dass Tiere kleiner werden, weniger Futter brauchen und sich in rascherer Abfolge fortpflanzen können, Anmerkung) .

Im Wasser geht das Wachstum aber schneller?
Ja, darauf deutet die Entwicklungsgeschichte der Wale hin: Die Evolution von kleineren Meeressäugern zu den Giganten der Ozeane erfolgte doppelt so schnell wie bei den Landsäugetieren. Im Wasser scheint man leichter groß werden zu können – es hilft, das Gewicht zu tragen und bedarf weniger aufwendiger Anpassungen als an Land. Um einen Elefanten zu entwickeln, musste die Evolution anscheinend große statische Herausforderungen meistern.

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