Ein Chat-Dienst wird Facebook gefährlich
Keine Werbung, keine Partnerschaften, keine Interviews: Der Handychat-Dienst WhatsApp, 2009 von zwei Ex-Yahoo-Entwicklern gestartet, wächst ohne Zutun und unaufhörlich – dank viraler Verbreitung, würden Social-Media-Experten sagen. 20 Prozent der österreichischen Smartphone-Nutzer haben WhatsApp bereits installiert, schätzt Martin Pansy, der mit www.mysms.com von Graz aus einen WhatsApp-Konkurrenten betreibt. Weltweit sollen es zwischen 200 und 300 Millionen Nutzer sein.
Dass es regelmäßige Berichte über Sicherheitslücken gibt, über die Angreifer Nutzerdaten auslesen könnten, tut dem Wachstum keinen Abbruch. Der Grund für die enorme Popularität: WhatsApp ist nicht nur ein multimedialer Ersatz für die gute alte SMS (man kann auch Fotos und Videos schicken), sondern hervorragend für Freundeskreise geeignet. „Der Gruppen-Chat ist in der Zielgruppe unter 25 Jahren sehr wesentlich“, sagt Pansy.
Gefährlich
Genau hier wird WhatsApp Facebook gefährlich: Denn mobiles Chatten verlagert sich von SMS und dem Online-Netzwerk zunehmend Richtung WhatsApp. „Whats-App ist Facebook ein Dorn im Auge“, sagt Pansy. „Facebook kann es sich nicht erlauben, so einen zentralen Punkt, also direkte private Kommunikation am Smartphone, einem Rivalen zu überlassen“, so der Experte.
Wenig überraschend startet Facebook seine Gegenoffensive: Eine neue „Messenger“-App für Android-Handys kann ohne Facebook-Account genutzt werden und erinnert stark an WhatsApp. „Wir haben viel in Mobile Messaging investiert und wollen den Leuten mehr bieten als SMS“, so Facebook-Manager Peter Deng.
Gebühr statt Werbung
Bei der Konfrontation Whats-App gegen Facebook prallen Geschäftsmodelle aufeinander. Der Chat-Dienst wirtschaftet eigenen Angaben zufolge positiv, ohne je Werbung verkauft zu haben. WhatsApp sei nicht an den Daten der Nutzer interessiert, und deswegen würde es Gebühren geben, heißt es seitens der Betreiber. „Heute wissen Firmen buchstäblich alles über dich, deine Freunde und deine Interessen.“ Bei Firmen, die Werbung verkaufen, seien die Nutzer gleichzeitig das Produkt.
Ob Facebook mit Werbung in seinen Messenger-Apps künftig Geld verdienen kann, ist anzuzweifeln. „Der Bereich ist zu persönlich, um dort Werbung zu schalten“, sagt Pansy. Für seinen Dienst mysms plant er kostenpflichtige Tablet-Apps. „Messaging-Apps werden intensiv genutzt, oft mehr als zehn Mal pro Tag“, so der mysms-Chef. Die Nutzer seien gewillt, dafür zu zahlen. 2013 rechnet er mit einer Million Nutzer. „Wenn zehn Prozent für eine Tablet-App zahlen, verschafft uns das gute Einnahmen.“
Der Terror hat kein Gesicht, sondern spaziert als grünes Logo mit weißer Schrift durch unsere Wohnung. WhatsApp hat meine Tochter als Geisel genommen. Es ist immer und überall. Sogar während sich das Kind die Zähne putzt, ploingen im Sekundentakt Nachrichten auf. Botschaften, ohne die das Leben sinnlos wäre: „Hihihi, hohoho, Schatzibuusibärli.“ Und: „Hey, was geht?“ Oder aber das junge Volk verzichtet komplett auf überflüssigen Wortschatz und packt die Gemütslage in Smileys, Herzlein, Totenköpfe, Totenköpfe, Smileys, Herzlein. Rechtschreibung? Wozu, die Menge macht’s! Man ist stolz: „Du, die X hat im November 5000 Nachrichten verschickt.“ Na pfuh. Und wann ist die aufs Klo gegangen? Ach ja, die Gruppen. Ständig gründet hier irgendjemand irgendeine Gruppe, da chatten 30 Jugendliche, die einander noch nie im Leben gesehen haben, Schwachsinn.
Was tun? Durchatmen. Und warten, dass ein Wunder geschieht: die Gebühr! Dann wird ums Taschengeld gedealt.
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