Weil das Stinken so gut riecht
Hunde sind Nasentiere. Ihr Riechorgan ist extrem empfindlich und leistungsstark. Sie können Gerüche nicht nur sehr früh und intensiv wahrnehmen, sie können diese auch besonders differenziert entschlüsseln. Hunde benützen zehn Prozent ihres Hirns fürs Riechen. Und was machen die Meister des Schnüffelns? Sie stecken ihre Schnauze in Sachen, die uns Menschen stinken.
"Das ist keine Verhaltensauffälligkeit und auch keine Verhaltensstörung. Sondern ein Vergnügen – für Hunde", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, dass das "ganz, ganz viele Vierbeiner machen". Sie erklärt, warum sich Hunde neue Gerüche zulegen, wieso sie von Natur aus mitunter streng riechen, und wie ihr Fell richtig gepflegt wird.
Mitteilung
Herausgeputzt von Ohr bis Pfote – und schon wuzelt sich der Hund über die nicht nur grüne Wiese, reibt den Rücken im Dreck oder wälzt sich dort, wo es am meisten muffelt. Auch Wölfe legen dieses Verhalten an den Tag. Lange wurde vermutet, dass die wilden Verwandten des Hundes ihren Eigengeruch zu überdecken versuchen, um mit der olfaktorischen Tarnung näher an ihre Beute heranzukommen. Heute gilt als wahrscheinlich, dass die Tiere mit einem ungewohnten Geruch die Aufmerksamkeit des Rudels auf sich ziehen wollen und so konkrete Botschaft übermitteln.
"Hunde sollen sich im Dreck wälzen dürfen, das ist normal. Etwas anderes ist es, wenn sie sich in Kot oder Aas wälzen", sagt Schratter. Das muss nicht sein. Und lässt sich auch verhindern: "Entweder Sie legen Ihrem Hund beim Spazieren die Leine an. Oder sie beobachten ihn ganz genau." Nimmt der Hund eine konzentrierte Haltung ein, senkt er die Nase, neigt er den Kopf zur Seite und sucht mit dem Hals Bodenkontakt, ist schnelle Reaktion gefragt. Der Hund steht kurz davor, in das für ihn so unwiderstehliche Duftbad einzutauchen. Spiel kann ihn jetzt ablenken, die Leine bremsen.
Nasses Fell
Auch Haustiere ohne Ausflug ins Aromatief beleidigen mitunter die menschliche Nase. Vor allem nasses Fell fällt in die Kategorie Geruchsbelästigung: Hunde verfügen über Talgdrüsen, die einen natürlichen Schutzfilm vor Kälte, Nässe und Bakterien aufbauen. Neben Linol-Ölen entstehen andere organische Säuren und Aldehyde, die wasserlöslich sind. Bei Nässe beginnen sich diese zu zersetzen. Schratter: "Wir Menschen riechen das nicht gerne." Die Duftintensität hängt von Alter, Rasse, Futter und Individuum ab. Langhaarige Tiere hundeln eher als Kurzhaarige. Hunde, die ständig stinken, müssen zum Tierarzt. Die Ausdünstung weist auf Krankheit hin.
Da hilft auch keine Ganzkörperreinigung. Im Gegenteil: Häufiges Baden zerstört den natürlichen Schutzmantel, die Haut fettet schnell nach, von Wohlgeruch keine Spur. "Hunde sollen so oft baden wie nötig und so selten wie möglich", gibt der KURIER-Tiercoach als Faustregel aus. Zwei Wäschen mit einem ph-neutralen Spezialshampoo im Jahr sollten bei regelmäßiger Fellpflege reichen. Es sei denn, das Stinktier ist durchgebrannt.
Haarkleid: Hunde sind mit Stock-, Stichel- oder Rauhaaren ausgestattet. Ihre Deckhaare können lang, kurz, glatt oder wellig sein. Manche Tiere haben Unterwolle. Die meisten stehen – bedingt durch Heizungswärme und elektrisches Licht – permanent im Fellwechsel.
Bürsten: Ungeachtet der Fellbeschaffenheit müssen Hunde täglich gepflegt werden. Die Bürste entfernt ausgefallenes Deckhaar und beugt einer Verfilzung vor. „Schon Welpen sollen an die Fellpflege gewöhnt werden – zum Beispiel mit einem Massagehandschuh, dann empfinden sie das Bürsten später als verstärktes Kraulen“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter: „Die Zuwendung intensiviert die Bindung zwischen Hund und Halter.“
Maschinen: Können Haare nicht ausgekämmt werden, muss das Fell getrimmt werden. Der Hundefriseur zupft abgestorbene Haare und Unterwolle aus – am besten zwei Mal im Jahr. Bei langhaarigen Rassen kann es sinnvoll sein, das Fell zu scheren.
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