Weihnachten: Gefahr für Vierbeiner

Weihnachten: Gefahr für Vierbeiner
Tiercoach: Wer sein Haustier unbeschadet über die Weihnachtsfeiertage bringen will, putzt mit Strohsternen auf und bewahrt Ruhe.

Inge L. hält nicht viel von bunten Elektrokerzen auf dem Christbaum. Trotzdem überlegt die verantwortungsbewusste Mutter heuer auf Tradition und Stimmung zu pfeifen und zu Lichterketten zu greifen: Im Vorjahr sprang eines der beiden Katzenkinder in der Familie auf den hell erleuchteten Baum und fing Feuer.

„Das ist schon extrem“, sagt Zoodoc Thomas Voracek aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Doch der Experte weiß auch, dass Heimtiere von Advent bis Neujahr speziellen Gefahren ausgesetzt sind. „Es gibt drei große Bereiche, bei denen man rund um den 24. Dezember besonders aufpassen muss“, bestätigt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Für die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn zählen Essen, Dekoration und Verhalten zu den saisonalen Risikofaktoren.
Die Geschichte mit der jungen Samtpfote ging übrigens glimpflich aus. Geistesgegenwärtig schnappte die Katzenhalterin den Vierbeiner und erstickte das Feuer mit einem Tuch im Keim. Keine bleibenden Schäden, Lektion vermutlich gelernt.

„Auch für Tiere ist Weihnachten ein Lernprozess“, sagt Voracek: „Das zweite Fest ist schon nicht mehr so interessant.“ Inge L. geht trotzdem auf Nummer sicher – mit Kerzenschein aus der Steckdose.

Weihnachten: Gefahr für Vierbeiner

Essen: Lebkuchen und Schoko sind tabu

Lebkuchen, Windgebäck, Rum-Ringerl: „Die Süßigkeiten am Baum und die Kekse, die herumliegen, sind nicht die richtige Nahrung für Heimtiere“, sagt Thomas Voracek aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Verlockung hin oder her. Eine feiertägliche Extraportion Leckerli oder Knacker dagegen schadet nicht.
Kakaogehalt Naschereien für Menschen sind allerdings tabu. Die sogenannte Schokoladenvergiftung tritt aber nur bei Aufnahme großer Mengen kakaohältiger Schokolade auf und ist außerdem gewichtsabhängig. Die Ausscheidung des für die Symptome verantwortlichen Theobromins dauert länger, für kleine Hunde wird das in seltenen Fällen bedrohlich.
Mehr Vorsicht ist bei Knochen von der Weihnachtsgans und Gräten vom Weihnachtskarpfen geboten. Gerade Geflügelknochen können splittern und zu Verletzungen in Mund, Speiseröhre oder Magen führen. „Erwischt die Katze den vorbereiteten Fisch in der Küche und frisst ihn im Ganzen, wird ihr maximal schlecht. Die Magenverstimmung geht bald vorbei“, scherzt Voracek.
KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter ruft zum vernünftigen Verwöhnen von Vierbeinern auf. Abwechslungsreiche Kost und zu viel Süßes belasten v.a. das Verdauungssystem von Hunden. Tierliebe sollte gesund durch den Magen gehen.

Weihnachten: Gefahr für Vierbeiner

Dekor: Der Baum muss gut befestigt sein

Junge Katzen und Hunde sind verspielt. Glitzernder Weihnachtsschmuck und leuchtende Kerzen ziehen sie magisch an. „Die Probleme gehen mit der Mode. Lametta ist derzeit nicht so populär. Es war und ist aber sehr gefährlich“, sagt Thomas Voracek aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Vor allem Tierkinder neigen dazu, die Welt mit der Schnauze zu erkunden. Bei den dünnen Metallstreifen kann das schlimme Folgen haben. Lametta, einmal gefressen, kann den Darm schädigen oder zu Darmverschluss führen. (Auch Vögel in freier Wildbahn, die Lametta von entsorgten Nadelbäumen picken, können so zu Tode kommen.)
Christbaumkugeln werden zur Gefahr, wenn sie vom (dürren, nadellosen) Zweig fallen und zerbrechen. „Die Scherben können Schnittwunden verursachen“, sagt der KURIER-Tiercoach. Dagmar Schratter rät alternativ zu unbedenklicher Holzdekoration und schönen Strohsternen.
Pflanzengift Auch so manche traditionelle Pflanze der Saison hat es in sich: Weihnachtsstern, Stechpalme und Mistel sind giftig. Naschen Katzen von der blühenden Pracht, wird ihnen übel und sie müssen erbrechen. Halter von neugierigen Vierbeinern sollten gänzlich auf dieses Grünzeug verzichten. Das gilt auch für Sprühschnee für Fensterbilder, er ist ebenfalls toxisch.
„Der Baum selbst ist natürlich auch gefährdet. Er hat nicht die gleiche Stabilität wie im Garten“, warnt Voracek. Eine kletterfreudige Katze oder ein stärker gebauter Hund, der sich knapp am Stamm vorbeidrückt, kann das Nadelgewächs zu Fall bringen. Schratter rät daher Haustierhaltern, auf eine sorgfältige Befestigung zu achten.

Vorsicht ist auch mit Kerzen geboten: „Flackerndes Licht ist für Katze und Hund interessant“, sagt der Zoodoc. Bei echten Kerzen besteht Feuergefahr. Kabeln von elektrischen Kerzen können für frei laufende Nager zum Verhängnis werden.

Verhalten: Hektik überträgt sich auf Tiere

Vierbeiner sind Gewohnheitstiere. Katzen und Hunde haben ein feines Gespür dafür, wenn es rund um sie hektisch wird. Ihre Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus: „Die einen verkriechen sich oder ziehen sich zurück, andere nimmt das mit, sie lassen sich anstecken“, sagt Thomas Voracek, Zoodoc im KURIER-Tiercoach-Team.
Vor allem Hunde leiden unter dem gestressten Verhalten ihrer Besitzer. Adventmarkt hier, Weihnachtsfeier da, Geschenkeeinkauf mitten im Gewühl, Punsch-Glühwein-Tee-Umtrunk zwischen unzähligen Füßen. „Heimtiere brauchen ihre Fixpunkte. Nehmen Sie sich zu Hause zurück“, rät KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Fütterungszeiten sollten eingehalten werden, Gassi gehen muss Routine bleiben.
„Auch für Tiere ist Weihnachten ein Lernprozess“, beruhigt Voracek: „Das zweite Fest ist schon nicht mehr so interessant.“

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