Weidel bis Le Pen: Keine Heimchen am Herd

AfD-Politikerin Alice Weidel
Die öffentliche Wahrnehmung von rechtsnationalen Frauen ist einseitiger als ihr Wirkungsbereich.

Sie ist jung, homosexuell und zieht zwei Kinder mit ihrer Partnerin aus Sri Lanka groß. Das Leben von Alice Weidel, Co-Fraktionsvorsitzende der AfD, scheint auf den ersten Blick nicht so ganz mit dem traditionellen Weltbild ihrer Partei zusammenzupassen.

Doch das Klischee vom rechten Heimchen am Herd entspricht nicht der Realität, erklärt Johanna Sigl, Wissenschaftlerin an der Leuphana Universität Lüneburg und Teil des Forschungsnetzwerks Frauen und Rechtsextremismus. Die Rolle von Frauen in nationalistischen und rechtsextremen Organisationen sei in den vergangenen Jahrzehnten stark unterschätzt worden, Frauen seien Teil der extremen Rechten und nichts, „was irgendwie auch dazugehört". Dass Frauen als weniger gefährlich wahrgenommen werden, spiele den Rechten durchaus in die Hände: "Die extreme Rechte bedient sich hier an den Vorstellungen, die sie in der Gesellschaft vorfindet."

Verharmlosung

Die öffentliche Wahrnehmung von Frauen in dieser Szene als Mitläuferin oder "Freundin oder Frau von …" wertet Sigl als „hochgradig problematisch“. "Politische Frauen werden dadurch entpolitisiert. So können sie länger ungestört wirken und handeln, was die Gefahr erhöht, die von ihnen ausgeht.“ Dieses geläufige Bild erschwere nicht nur die realistische Einschätzung des Gefährdungspotenzials und Präventionsmaßnahmen, sondern auch die Ausstiegsarbeit mit ihnen. Die Angebote an Frauen im rechten Milieu sind divers. Eine Karriere zu verfolgen sei genauso akzeptiert, wie sich für ein Leben als Mutter und Hausfrau zu entscheiden. Die explizite Anerkennung der Mutter sei laut Sigl so attraktiv, weil Frauen in unserer Gesellschaft häufig einer Doppelbelastung durch Familie und Beruf ausgesetzt sind.

Frauen wie Marine Le Pen ( Front National) oder eben Alice Weidel in Führungspositionen rechtsextremer Parteien seien dennoch Einzelfälle. Sie würden in politischen Ämtern in der Rechten vorrangig der Wählerinnen- Erweiterung dienen. "Sobald sie als Konkurrenz wahrgenommen werden, laufen sie Gefahr, aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit zurückgewiesen zu werden.“

Auch wenn unterschiedliche Gruppierungen versuchen würden, "einen nationalen Feminismus für sich zu propagieren", und vorgeben, sich für Frauenrechte stark zu machen, ist ein "rechter Feminismus" für Sigl nicht möglich. "Exkludierende Solidarität und das ausschließliche Engagement für die eigenen Positionen kann nicht feministisch sein", meint sie.

Erst im Februar veranstaltete die AfD einen "Frauenmarsch", der von Kritikern als Rassismus unter dem Deckmantel des Feminismus bezeichnet wurde. Vor wenigen Tagen sorgte Weidel mit ihrer Rede im Bundestag für Empörung, bei der sie über "Kopftuchmädchen und sonstige Taugenichtse“ sprach.

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