Warum diese junge Frau ihr Sterben auf Instagram dokumentiert

Die Australierin zeigt online ihr Leben mit einer unheilbaren Muskelerkrankung. Ihr Ziel ist die Legalisierung aktiver Sterbehilfe.

Holly Warland ist 27 Jahre alt und weiß, dass sie bald sterben wird. Im Alter von elf Jahren stellten die Ärzte bei der Australierin eine Gliedergürteldystrophie (LGMD) fest. Dabei handelt es sich um eine seltene und unheilbare Krankheit, bei der die Muskeln immer schwächer werden. Dazu kommen Lähmungen und ständige Übelkeit.

In den vergangenen zwei Jahren wurden die Symptome bei Warland immer schlimmer. Seit diesem Zeitpunkt dokumentiert sie ihren Alltag mit ihrer Erkrankung auch in den sozialen Medien. Schonungslos und offen zeigt sie auf ihrem Instagram-Account ihren körperlichen Verfall durch die Krankheit. 

Einsatz für Sterbehilfe

Mit ihren Aktivitäten möchte sie nicht nur auf ihre Erkrankung, sondern auch auf das Thema Sterbehilfe aufmerksam machen. Denn der 27-Jährigen ist es ein Anliegen, selbst über den Zeitpunkt ihres Todes entscheiden zu können und sie unterstützt die Organisation "Dying with Dignity" (auf Deutsch: "Sterben in Würde").

"Ich bin Realistin. Ich weiß, dass es jetzt nur noch bergab geht und deswegen möchte ich die Wahl haben, mich für aktive Sterbehilfe entscheiden zu können. Ein sicherer, schmerzloser Tod, ohne Komplikationen zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt und im Beisein eines Spezialisten, das ist alles, was ich möchte", sagt Warland in einem Video.  

Gesetzliche Hürden

Doch Sterbehilfe ist in Australien verboten. Lediglich der Bundesstaat Victoria hat ein Gesetz zur Sterbehilfe für unheilbare Kranke verabschiedet, das Mitte 2019 in Kraft treten soll. Dieses soll es Patienten erlauben, sich innerhalb von zehn Tagen nach der Äußerung ihres Sterbewunsches legal ein tödliches Medikament zu beschaffen. Dafür müssen sie aber zunächst einen dreistufigen Prozess durchlaufen und zwei unabhängige medizinische Gutachten vorweisen.

Die größte Stütze Warlands in ihrem Alltag ist ihr Freund Luke, von dem sie auch fotografiert wird. "2015 sind wir zusammengezogen, er ist auch zu meinem Pfleger geworden. Wir haben zwei Katzen und schauen sehr viel Netflix. Er war mein Fels. Mit dem Fortschreiten meiner Krankheit mussten wir irgendwann über unsere Zukunft sprechen. Er war bestürzt, aber gleichzeitig auch unterstützend. Dann habe ich meiner Familie und meinen Freunden gesagt, dass ich mein Leben zu einem von mir gewählten Zeitpunkt beenden möchte", sagt sie in dem Video.

"Ich brauche bei allem Hilfe"

Mittlerweile kann die Australierin nicht mehr gehen und muss die meiste Zeit im Bett verbringen. Außerdem hat sie permanent starke Schmerzen. "Ich brauche bei allem Hilfe. Beim Duschen, beim Gang auf die Toilette, beim Essen und beim Schlafen. Ich liege oft rund um die Uhr im Bett, weil mein Körper für alles zu müde ist." Sie wisse nicht, wann sie sterben werde, "aber es gibt einen Punkt, an dem es unerträglich wird zu leben. Ich möchte die Wahl haben, den Kampf zu beenden. Ich möchte einen guten Tod haben."

Situation in Österreich

In Österreich ist Sterbehilfe nicht legal. Durch eine Patientenverfügung kann man aber im Vorhinein festlegen, ob und welche medizinischen Behandlungen man in Anspruch nehmen möchte. Diese kann herangezogen werden, wenn es zu einem eigenen Entscheidungs- oder Handlungsfähigkeitsverlusts kommt. Mit einer Vorsorgevollmacht kann man hierzulande außerdem jemand anderen damit beauftragen, in seinem Namen zu handeln, wenn man dies selbst nicht kann.

Jede Art der Sterbehilfe erlaubt ist in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Unter allen europäischen Ländern ist Polen das einzige, in dem jede Form der Sterbehilfe verboten ist. In der Schweiz haben sich Sterbehilfeorganisationen etabliert. Dort steht die aktive Sterbehilfe zwar unter Strafe, unter bestimmten Bedingungen sind aber alle anderen Möglichkeiten, wie die Beihilfe zur Selbsttötung, wenn keine selbstsüchtigen Beweggründe vorliegen, erlaubt.

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