Warum der Mensch auch Stille aushalten muss

Das knatternde Geräusch der Ratschen ersetzt das Läuten der Glocken.
Sie ist oft die Voraussetzung, um Neues zu erleben.

Auf den ersten Blick wirkt der Karsamstag wie die öde Pause zwischen den Höhepunkten der Karwoche. Am "Tag der Grabesruhe" kehrte im historischen Jerusalem nach Verhaftung, Verhören, Verspottung und Kreuzigung die stille Trauer um den Tod des Messias ein. Seine Anhänger waren ausgebrannt, seine Feinde satt vor Glück.

"Heilige Momente"

Für Dominik Orieschnig von der Diözese Eisenstadt sind gerade solche Schwellenzustände "heilige Momente" für innere Veränderung: "Christen harren in einer Art Spannung der Auferstehung. Solche Übergänge muss man aushalten." In der heutigen, sehr gedrängten Zeit fällt es jedoch schwer, untätig auf die bessere Zukunft zu warten. "Dabei übertreten wir solche Schwellen immer wieder, beim Erwachsenwerden, vor einer neuen Beziehung, einem neuen Beruf. Das sind alles kleine Formen von Auferstehung." Der geht immer ein Sterben voraus. Das muss der Mensch ertragen.

Schweigende Glocken

Die heutige Stille wird mancherorts noch durch Wache an Ostergräbern unterstrichen. "Oft sieht man da sogar eine Figur darin liegen. Das Christentum ist eine sehr körperliche Religion, es geht um die Auferstehung des Fleisches." Vor allem wird Stille durch die schweigenden Glocken ausgedrückt. Der Legende reisten sie nach dem Gloria in der Gründonnerstagsliturgie nach Rom. Und kommen erst zum Gloria in der Auferstehungsmesse heute Nacht wieder. Derweil wird geratscht – eine Tradition seit dem 3. Jahrhundert.

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