Packen wir’s ein!

Rolls of Christmas wrapping paper with ribbons, bows and scissors
Die Kulturgeschichte der alten Schachteln und bunten Papiere

Spanholz. Das war einst der Stoff, in dem schöne Dinge verpackt und quer durch Europa transportiert wurden. Genauer gesagt, waren es Spanholzschachteln. Erst im 19. Jahrhundert kamen Verpackungen aus Karton oder Pappe auf. Gegeben hat es das Kartonpackerl, das mit Holz- oder Kupferstichen beklebt war, zwar schon um 1650, aber nur für einzelne Luxusartikel. Sie dienten ausschließlich dem Verpacken feiner Waren, wie Konfekt, Tabak oder Kosmetikartikeln. Erst mit der einsetzenden Massenproduktion konnten Dinge des täglichen Gebrauchs, Lebensmittel und Geschenke in billig zu produzierenden und flexiblen Materialien verschickt und verkauft werden.

Noch älter als Kartonverpackungen sind Verpackungstechniken mit Geschenkpapier. Die Chinesen benutzten das gerade erfundene Papier Anfang des 2. Jahrhunderts zur Behübschung ihrer Geschenke. In Europa wurde lange nicht verpackt, um 1500 war Tapetenstoff in Mode. Erst im viktorianischen Zeitalter (1837–1901) machte es sich die britische „Upper class“ zur Gewohnheit, ihre Präsente in buntes Papier zu wickeln und mit Spitzen oder Schleifen zu versehen. Zu jener Zeit wandelte sich das christliche Geburtsfest zu einem häuslichen Bescherfest. Heute ist das Schenken zum bestimmenden Element des Weihnachtsfestes geworden.

Das Volk musste sich anfangs mit braunem Packpapier begnügen. Auf alten Weihnachts-Abbildungen ist deutlich zu erkennen, dass selbst das ein Gut war, das sich nur wenige leisten konnten. Weihnachten in Armut – das zeigte sich laut Nora Witzmann vom österreichischen Museum für Volkskunde in Wien an einem Holzkreuz, in dem ein dürrer Christbaum steckte – ohne Behang. Auch Kerzen fehlten in vielen Stuben, was besonders schmerzte, denn: „Der Kerzenschein des Christbaums war etwas Besonderes in der dunklen Zeit des Winters“, erläutert Witzmann. Die Geschenke, wenn es überhaupt welche gab, wurden meist unverpackt vor dem Baum aufgestellt. In vielen Stuben hing der Christbaum in alter Zeit übrigens von der Decke.

Den Papier-Rohstoff lieferten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Lumpen, also Stoffreste aus Baumwolle, Hadern genannt. 1850 wurde ein chemisches Verfahren entwickelt, aus Holz Papier zu erzeugen. Papier konnte nunmehr in Bahnen produziert werden. Das Geschenkpapier wurde erschwinglich, und wandelte sich vom Luxusgut zum Massenartikel.

Weihnachtspapier seit 1877

Wann es das erste mit weihnachtlichen Motiven bedruckte Einwickelpapier gegeben hat, ist unklar. Eine der frühen Anbieter von weihnachtlichem Einschlagpapier war der schlesische Papierfabrikant Haynau in den 1870er-Jahren. Geschenkpapier gab es in verschiedenen Varianten, von grau bis bunt. Das Seidenpapier riss zwar leicht ein, konnte aber nach Gebrauch aufgebügelt werden. Heute ist es ebenso verschwunden wie das einfache „Schrankpapier“, das nur noch in Spezialgeschäften erhältlich ist.

Der Höhepunkt des Geschenkpapier-Umsatzes ist überschritten: In den 1980er- und 1990er-Jahren habe man Geschenkpapier noch „stoßweise“ verkauft, sagt Claudia Jeisel von Sax & Co in Wien-Neubau. Andreas Auer ist Obmann des Bundesgremiums Papier- und Spielwarenhandel der Wirtschaftskammer Österreich. Er sagt, der Rückgang beim Geschenkpapier betrage zwischen 20 und 30 Prozent, seit der Euro-Einführung. Die Umsätze seien allerdings annähernd gleich geblieben, da der Preis von früher 5 bis 10 Schilling pro Bogen auf heute rund 5 Euro gestiegen sei. Bequeme neue Zeiten: Statt die teure Rotweinflasche aufwendig in Seidenpapier einzurollen, genügt heute ein bedrucktes Papiersackerl als Verzierung.

...KURIER-Zeichner Michael Pammesberger ein eigenes Weihnachtsgeschenkpapier entworfen hat, das dieser Ausgabe beiliegt? Mit einer Spende für das Gratis-Geschenkpapier können Sie das Kinderhospiz Sterntalerhof unterstützen. Das Magazin vom Sterntalerhof mit Erlagschein liegt dem KURIER heute ebenfalls bei. Info:

www.sterntalerhof.at

... Eden’s Paper den Nachhaltigkeitstrend auf die Spitze treibt? Das Gemüse-Geschenkpapier der britischen Agentur BEAF gibt es in den Sorten Paradeiser, Zwiebel, Karotte, Brokkoli und Chili. Das Papier ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Sie können es in einem Topf mit Erde geben, die im Papier enthaltenen Samen andrücken und warten, bis die Keimlinge da sind (www.kickstarter.com). die Waldviertler Papiermühle Mörzinger (www.papiermuehle.at) von 1789 bis heute Büttenpapier aus alten Hadern produziert?

...zu Weihnachten rund zehn Prozent mehr an Papierverpackungen in den Mistkübeln landen?

Die Verpackung soll verhüllen, kann dem Geschenk selbst aber noch eins draufsetzen. So hielt es – der Überlieferung nach – schon der Kaiser von China. Kaiserliche Geschenke, sogar Briefe, an hochgestellte Persönlichkeiten wurden in gelbe Seide gehüllt.

Der gemeine Japaner greift hingegen zum traditionellen furoshiki. Diese gemusterten quadratischen Tücher mit Mustern werden kunstvoll gewickelt und vielfältig genutzt: von der Verpackung der täglichen Mahlzeit in der Bentobox bis zum Einsatz als Tragebeutel.

Das Bschoadbinkerl

Bei Haas & Haas Porta Dextra (Wien 1, Ertlg. 4) greift man diese asiatischen Gebräuche heuer auf. In der Mühlviertler Weberei Kitzmüller entstanden Tücher in drei Größen und Designs (ab 6,90 €). Kunstvoll gewickelt, werden diese „Binkerl“ Teil des Geschenks. So erhält das österreichische „Bschoadbinkerl“ neue Bedeutung.

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