Oralsex: Von wegen Gleichbehandlung

.
Fellatio oder Cunnilingus: Wie junge Menschen Oralsex wahrnehmen.

Wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht, herrscht auch in den Schlafzimmern noch ganz schön viel Nachholbedarf. Und das, wie pikant, speziell beim Oralsex, wie nun eine neue Studie (veröffentlicht in The Journal of Sex Research ) an der University of the Pacific zeigt. Ruth Lewis und Cicely Marston, beide Soziologinnen, fanden heraus, dass sowohl Männer als auch Frauen Cunnilingus als weitaus größeres Ding betrachten, als Fellatio. Der Hauptgrund dafür: die anhaltend negative Wahrnehmung weiblicher Genitalien – und zwar aus Sicht beider Geschlechter.

Der "schwierige" Cunnilingus

Für die Studie wurden 71 heterosexuelle Frauen und Männer zwischen 16 und 18 Jahren zu Ihrer Meinung, Oralsex betreffend, befragt. Es zeigte sich, dass die jungen Menschen sehr widersprüchliche Assoziationen und Ideen zu diesem Thema hatten. Abgesehen davon, dass Cunnilingus als heikler empfunden wird, wird er auch von beiden Geschlechtern als widerlicher eingeordnet, im Vergleich zu Fellatio. Sowohl die jungen Frauen als auch die jungen Männern vertraten die Meinung, dass der Oralsex beim Mann üblicher und einfacher wäre. Dazu kommt, dass sich viele Männer im Rahmen der Studie nicht nur negativ zu Cunnilingus äußerten, sondern ganz allgemein über das weibliche Geschlechtsorgan. Die Vagina wurde als ekelhaft beschrieben. Von solchen Bildern und negativem Feedback sind die Frauen indirekt in ihrer Selbstwahrnehmung betroffen: Viele Frauen empfinden sich als unschön und haben Angst, sich und ihre Vulva zu exponieren. Auch, was die Bereitschaft zu Oralsex angeht, gibt es starke Geschlechterunterschiede: Während die jungen Männer – vorwiegend aus dem Großraum London, übrigens – zugaben, dass sie in Stimmung sein müssten, um Oralsex an ihren Sexpartnerinnen zu praktizieren, tendieren junge Frauen dazu, es trotzdem zu tun – auch wenn ihnen gar nicht danach ist. Viele der jungen Frauen beschrieben sogar Strategien, um diese Erfahrung erträglicher zu machen. Bereits im Jahr 2015 zeigte eine ähnliche Studie den signifikanten Oralsex-Unterschied zwischen Männern und Frauen. Frauen sind mehr als doppelt so oft bereit, ihre Partner oral zu befriedigen als umgekehrt.

Die Autoren der Studie sind sich einig, dass das Problem u.a. in der falschen Sexualerziehung wurzele:“ Es wäre wichtig, Sexualerziehung nicht nur an Themen wie „Krankheit“ oder „Schwangerschaftsverhütung“ festzumachen, sondern auch, wie man einander auf gleicher Augenhöhe begegnet und wechselseitig Gutes tut.

Kommentare