Sag mir, woher die Blumen sind

Auf der Wildfire Flower Farm am Naivasha-See nordwestlich von Nairobi, Kenia. Millionen Rosen werden von hier Jahr für Jahr nach Europa transportiert
Silke Peters legt die Wurzeln des Zierpflanzenhandels frei und kommt zu einer ernüchternden Erkenntnis.

Seit ich deinen Namen kenne, Blümchen, lieb ich dich, lautet eine fernöstliche Weisheit. In abgewandelter Form könnte man aber auch dichten: Blümchen, seit ich weiß, unter welchen Bedingungen du produziert wurdest, schenke ich lieber Zeit als deine verderbliche Schönheit. "Der Trend geht extrem zu Mitnahmeprodukten, es werden fast nur mehr fertige Sträuße im Supermarkt gekauft", sagt Sachbuchautorin Silke Peters. Das scheint auch eine aktuelle Online-Befragung der Firma Perfecto4U zu bestätigen: Blumen rangieren bei den beliebtesten Valentinstag-Geschenken nur auf Rang 4.

In Peters neuem Buch "Blühende Geschäfte" legt die Pflanzendetektivin die Wurzeln einer Branche frei, die ihr Handelsnetz kreuz und quer über den Globus spannt. Vor 200 Jahren wären Schnittblumen im Winter, in unseren Gefilden, undenkbar gewesen. Heute bekommt man den Bund Tulpen zu jeder Jahreszeit. "Unsere Kaufgewohnheiten haben sich von den Wachstumsprozessen entkoppelt", sagt Peters, "wir sind der Natur entfremdet, sehen es geradezu als ein Menschenrecht an, immer alles zu bekommen, das setzt Anbieter unter Druck."

Billige Arbeitskräfte

Die sitzen entlang des Äquators, in Afrika und Lateinamerika, in Ländern, die auch der "Wintergarten Europas und der USA" genannt werden. Die Auslagerung der Blumenerzeugung gibt es seit den 70er-Jahren. Das liegt zum einen daran, dass Rosen viel Wärme und Licht brauchen, zum anderen an den billigen Arbeitskräften. Der Kapitalaufwand für Rosenanbau in Holland liege um ein Dreifaches über jenem in Kenia.

Der Job im Glashaus befreie Rosenpflückerinnen zwar nicht aus der Armut, aber er sorge für ein eigenes Einkommen, wichtig in Haushalten, in denen die Männer ihr Geld in Alkohol investieren. Mit dem Ersparten könnten die Arbeiterinnen etwa ihr Dach abdichten. "Viele der Frauen hätten sonst keine andere Wahl, als ungeschützt in privaten Haushalten oder als Prostituierte zu arbeiten." Auch sei auf den Rosenfarmen nicht nur stumpfe Erntearbeit gefragt, sondern Menschen mit bestimmten Fähigkeiten sind gesucht, "für das Pflanzen, Kultivieren, Ernten und Verpacken, ebenso wie Ingenieure, Agrarwissenschaftler und Techniker", sagt Richard Petri, der in Äthiopien und Uganda Stecklingsbetriebe aufgebaut hat.

Was halten Sie von Fairtrade im Supermarkt, Frau Peters?"Das bringt nur minimale Verbesserungen." Der Massenmarkt beruhe auf der Ausbeutung der Arbeiterinnen, die Verantwortung dafür könne man nicht allein auf den Konsumenten abwälzen, fehlende politische Rahmenbedingungen aber ignorieren.

Rückverfolgbar

In der Schweiz ist man einen Schritt weiter. Dort gibt es einzeln gekennzeichnete Fairtrade-Rosen im Blumenhandel. "Diese kommen aus Ecuador, sie werden dort nach einer aufwendigen Aufzucht geschnitten und gezupft, dann wird jede Rose wird einzeln gekennzeichnet, bevor sie nach Europa transportiert wird", erläutert Veronika Polster von Fairtrade. "Der Florist bindet die Rosen in Sträuße ein. Um zu erkennen, welcher Teil des Straußes fair gehandelt wurde, ist das Label auf der Rose wichtig." Qualität kostet: konkret beim Fairtrade-Partner "Blume 3000" rote Rosen 9,80 Euro, pro Stück.

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