Schnurren, Knurren, Wedeln

Übersetzungshilfe. Zum besseren Verständnis sollten Halter die Sprache von Katze und Hund lernen

Wenn Garfield loslegt, ist klar, worum es dem frech-fett-faul-filosofischen Comic-Kater geht: Lasagne, Diäten und was die Welt noch bewegt. Wenn Susi und Strolchi ihre Abenteuer bestehen, versteht das Trickfilmpublikum wortwörtlich, was sich die Lady und der Tramp zu sagen haben. Das echte Tierleben ist anders. Katze und Hund haben ihre eigene Sprache und die müssen Haustierhalter lernen.
„Menschen und Katzen leben seit Jahrtausenden zusammen. Trotzdem ist das Verständnis deutlich schlechter als bei der Hundesprache“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, wie sich Vierbeiner mitteilen und erklärt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beim Schnurren, Knurren und Schwanzwedeln.
Haustiere kommunizieren auf unterschiedlichen Kanälen. Sie benützen den Körper von den Ohren bis zum Schwanz sowie Laute. „Um die Signale richtig interpretieren zu können, muss man den Kontext berücksichtigen“, betont Schratter. Aus dem Zusammenhang gerissene Äußerungen werden schnell falsch aufgefasst. Hebt die Katze die Pfote, kann das eine Aufforderung zum Spiel sein. Die selbe Bewegung kann aber auch Drohung sein. Das eine Mal pratzelt die Katze zum Spielzeug und will ihr Gegenüber einbeziehen, das andere Mal verstellt ihr ein Feind den Weg, Angriff ist der nächste Schritt. Die Situation rundherum schafft Klarheit. Oder: Wedelt der Hund mit dem Schwanz, fühlt er sich entweder wohl oder er warnt mit einem Gefühl der Dominanz seinen Gegner. Der Rest des Körpers gibt Aufschluss über den Sinn der Geste.
Das Repertoire an tierischen Ausdrucksweisen ist umfangreich, die Deutung will gelernt sein. Denn neben den sel-ben artspezifischen Mustern, die für sich genommen unterschiedliche Bedeutung haben, entwickeln Vierbeiner eine individuelle Sprache. In der Unterhaltung von Katze zu Katze z.B. spielen Lautäußerungen eine Nebenrolle. In der Kommunikation mit dem Besitzer miauen manche Katzen weitaus häufiger – eine Anpassung des Vierbeiners an den Zweibeiner. Zudem erschweren rassespezifische Unterschiede das Erlernen der Fremdsprache. Afghanischer Windhund und Manchester-Terrier haben nicht nur optisch wenig miteinander gemein.

Verwirrung

Zu Missverständnissen kommt es auch, wenn Halter die Kenntnisse aus der Hundesprache auf Katzen übertragen und umgekehrt. „Wenn Katzen schnurren und Hunde knurren, klingt das für uns ähnlich. Aber Katzen drücken damit Wohlbefinden aus, Hunde drohen mit dem Signal“, gibt die Expertin ein Beispiel. Legt die Katze die Ohren nach hinten, hat sie Angst, der Vierbeiner steht kurz vor dem Angriff. Angelegte Hundeohren dagegen helfen beim Kleinmachen, das Tier will beschwichtigen.
Zur Verwirrung der Haustierhalter tragen nicht zuletzt Ausdrucksweisen bei, die bei beiden Tierarten tatsächlich gleich sind: Katzen lecken, Hund schlecken ihren Besitzer ab, um auf sich aufmerksam zu machen. Aufgebrachte Katzen sträuben genau so ihr Fell, wie es aggressive Hunde tun. Rollen sich die Vierbeiner auf den Rücken, sind sie entspannt und fordern Streicheleinheiten ein.
„Die Verständigungsmöglichkeiten von Katzen und Hunden sind vielfältig“, fasst KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter zusammen: „Die Vierbeiner verstehen uns schon, aber auch wir müssen konsequent daran arbeiten, sie zu verstehen.“

- Die Katzenpsychologin und Verhaltenstherapeutin Petra Twardokus bietet auf 128 Seiten Übersetzungshilfe für Katze – Mensch Mensch – Katze. Wörterbuch der Katzensprache“ (Verlag Müller Rüschlikon, ca. 10 €).

- Die Tierärztin Barbara Schöning und die Hundeschulebesitzerin Kerstin Röhrs liefern mit ihrem Buch einen Sprachkurs inklusive Fotos. Auf 128 Seiten erklären sie die „Hundesprache. Mimik und Körpersprache richtig deuten“ (Verlag Franckh-Kosmos, überarbeitete Auflage, ca. 15 €).

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