Tripit: "Social Media hat das Reisen verändert"

Tripit: "Social Media hat das Reisen verändert"
Der kalifornische Internetservice Tripit hilft seinen Nutzern bei einer einfachen und unkomplizierten Reiseplanung. Mittlerweile ist der Dienst, der 2007 startete, auch in Europa populär geworden. Die futurezone hat Tripit in San Francisco besucht und mit Produkt- und Marketingchefin Nancy Ramamurthi über Tripits Zukunftspläne, die Auswirkungen von Social Media auf die Reisewelt und den Spagat zwischen kostenlosem und kostenpflichtigem Service gesprochen.

futurezone: Wenn Sie Tripit für all jene, die den Service noch nicht kennen, in ein, zwei Sätzen beschreiben müssten, wie würden Sie die Plattform auf den Punkt gebracht erklären?
Nancy Ramamurthi: Für jeden, der reist, ist Tripit ein kostenloser Service, der dabei hilft, einfacher und stressfreier ans Ziel zu kommen. Nicht jeder von uns ist organisiert, Tripit übernimmt die Organisation für seine Nutzer. Es reicht aus, zu wissen, wie man E-Mail benutzt. Den Rest macht unser Service und die User haben von überall aus Zugriff auf ihre Reisedaten - auch von unterwegs aus via Smartphone.

Tripit bietet neben seinem Gratis-Angebot auch eine kostenpflichtige Business-Variante an. Welche Zusatzfeatures werden hier geboten und für wen sind die Premium-Accounts überhaupt interessant?
Wir haben ein Angebot, das nennt sich "Tripit Pro". Wir sehen es als Service für prinzipiell jeden, der häufig bzw. regelmäßig reist und eine Art persönlichen Reise-Assistenten haben will, der alles organisiert und einen immer und überall auf dem Laufenden hält. Da gibt es dann beispielsweise Features, die darüber informieren, wenn sich ein Flug verspätet, oder die Option, die Reisedaten automatisch mit seiner Familie und seinen Freunden zu teilen. Manchmal vergisst man vielleicht, irgendwelche Infos vor einem Trip weiterzugeben, das kann dann auch unser Service übernehmen. Wir nennen die Funktion auch scherzhaft "Ehe-Retter", so weiß dann nämlich der Partner, in welchem Hotel der andere gerade ist, bekommt die Telefonnummer und alle wichtigen Infos dazu.

Wie groß ist der Anteil der Tripit-Nutzer, die einen kostenpflichtigen Pro-Account haben?
Wir geben solche Zahlen eigentlich nicht bekannt. Aber die Pro-Accounts machen derzeit etwa ein Drittel unserer Umsätze aus.

Nimmt Tripit diesen Teil des Geschäfts künftig stärker ins Visier, wie wichtig ist der Business-Bereich für das Unternehmen?
Ich würde nicht sagen, dass das unser Hauptaugenmerk ist. Zunächst einmal sind die freien Angebote sehr wichtig für uns und dass so viel Leute wie möglich Tripit nutzen. Und auch, wenn es um unsere Pro-User geht, sind die kostenlosen Funktionen das Kernelement unseres Services. Unsere oberste Priorität ist es, die Reisen unserer User in allen Details zu organisieren und das so einfach wie möglich. Im zweiten Schritt geht es uns darum, zu überlegen: Was brauchen die Leute beim Reisen noch und wie können wir das technologisch für sie lösen.

Wenn Sie das Thema Reisen heute ganz allgemein anschauen, würden Sie sagen, dass das Internet und soziale Netzwerke die Art der Menschen zu reisen verändert haben?
Ja, definitiv, Social Media hat das Reisen total verändert. Die Leute können und wollen ihre Reisen und ihren Urlaub teilen. Früher war das nur eingeschränkt bzw. schwieriger möglich. Mit Plattformen wie Tripadvisor, eine der ersten im Reisebereich mit User-Generated-Content, hat sich das alles schon stark geändert. Heutzutage, mit Facebook, Twitter und Services wie unserem ist es viel einfacher für die Leute geworden, Informationen von und zu ihren Reisen zu mit anderen zu teilen, aber auch, um an Informationen, beispielswiese Empfehlungen, zu gelangen.

Mit dem Aufstieg von Smartphones hat das Ganze noch mehr an Fahrt gewonnen: Ich kann heute von überall aus auch auf Reisen mit anderen in Kontakt treten oder mich mitteilen. Gleichzeitig glaube ich, dass wir vor allem im mobilen Bereich technologisch noch ganz am Anfang stehen und noch weit nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen. Unsere Branche ist noch sehr jung und Reisen ist eine sehr soziale Angelegenheit. Ich denke, Tripit spielt bei der Entwicklung hier ganz vorne mit, aber da wird es in Zukunft sicherlich noch ganz viel Innovation geben.

Woran denken Sie da zum Beispiel?
Ich denke da etwa ganz stark an den Bereich "Location", also alles, was ortsbezogen ist, was mit dem aktuellen Aufenthaltsort des Users zu tun hat, gepaart mit Echtzeitinformation. Mir fällt zum Beispiel NFC ein, und Technologien, die den Kontext verstehen, in dem sich ein Nutzer gerade befindet, also die Parameter Ort und Zeit werden definitiv eine wichtige Rolle einnehmen.

Tripit, das im Jahr 2007 als kleines Start-up angefangen hat, wurde mittlerweile von der Online-Reisefirma Concur übernommen. Was hat sich dadurch für Tripit als Unternehmen verändert?
Wir haben jetzt mehr Geld! Nein, wirklich, es war gut für uns und hat die gesamte Idee hinter Tripit in keiner Weise verändert oder negativ beeinflusst. Concur kommt ja auch aus dem Reisebereich und war da eigentlich von Anfang an ein Vorreiter. Tripit passt in ihr Portfolio sehr gut hinein. Concur ist vor allem im Business-Bereich sehr stark aufgestellt und verfügt dort über große und wichtige Kunden, dazu zählt beispielsweise auch der Cloud-Computing-Anbieter Salesforce.

Welche Märkte sind für Tripit derzeit die wichtigsten, wo hat der Service die größten Nutzer-Gemeinden?
Unser größter Markt derzeit sind auf jeden Fall die USA. Etwa 65 Prozent unserer User stammen aus den Vereinigten Staaten. Darüber hinaus haben wir aber inzwischen auch eine starke, internationale Nutzer-Gemeinde, mit Usern aus ca. 150 verschiedenen Ländern. Die stärksten internationalen Märkte sind für uns all jene Nationen , in denen auch Englisch gesprochen wird, weil unser Angebot bisher in keine anderen Sprachen übersetzt wurde. Wir sind also auch in Großbritannien, Kanada und Australien sehr gut aufgestellt.

Gibt es denn Pläne, dass Tripit in naher Zukunft auch in anderen Sprachen verfügbar sein wird?
Ja, solche Pläne haben wir. Letztlich wollen wir ein komplett globaler Service werden und Tripit in diversen anderen Sprachen anbieten. Konkrete Angaben können wir dazu aber derzeit noch nicht machen, wir befinden uns mitten in der Planungsphase. Tripit entwickelt sich sehr gut, bevor wir aber stärker in neue Märkte gehen, wollen wir am Service noch einige grundlegende Verbesserungen vornehmen.

Welche dieser neuen Märkte stehen ganz oben auf der Liste von Tripit?
Der deutschsprachige Markt zählt auf jeden Fall zu jenen mit hoher Priorität für uns. Aber auch ein französisches oder japanisches Angebot haben wir im Fokus.

Dürfen sich Tripit-User in nächtser Zukunft auf neue Features freuen, wenn ja, welche Neuerungen sind geplant?
Wir starten eigentlich laufend neue Funktionen und verbessern unseren Service, konkret können wir dazu aber im Vorhinein nichts verraten. Generell wird es in nächster Zeit aber vor allem um Innovationen im mobilen Bereich, also bei unseren Apps gehen.

In der Vergangenheit gab es häufiger Probleme mit dem Weiterleiten von Buchungsmails, Daten wurden nicht automatisch ausgelesen und die Nutzer mussten alles händisch nachtragen. Besonders bei der Implementierung von AirBnB-Buchungen gab es Nutzerbeschwerden. Hat Tripit diese Probleme mittlerweile besser im Griff?
Wir versuchen natürlich, zu 100 Prozent perfekt zu sein, aber das gelingt nicht immer. Die Reiseindustrie ist eine der am stärksten fragmentierten in der Welt, sprich, es gibt hunderttausende verschiedene Anbieter. So ist auch die technologische Herausforderung sehr groß, die Daten von allen immer perfekt zu übernehmen. Wir arbeiten sehr hart daran, jede eingesandte E-Mail auch korrekt zu übernehmen. Auch mit AirBnB funktioniert das mittlerweile sehr gut.

Sieht sich Tripit als Konkurrenz zu traditionellen Reiseanbietern bzw. Reisebüros?
Nein, gar nicht. Im Gegenteil, wir arbeiten mit sehr vielen sehr gut zusammen. Wir sind eher sowas wie die Schweiz in der Sache, also ein neutraler Mitspieler. Wir sehen uns vielmehr als Ergänzung zu Reisebüros denn als Konkurrenten.

Eine abschließende Frage: Wenn Sie verreisen, was würden Sie keinesfalls jemals zuhause lassen, was ist die wichtigste Sache, die Sie im Urlaub dabei haben müssen?
Ich würde tatsächlich sagen, das Wichtigste für mich ist mein Tripit-Reiseplan. Ich persönlich bin nicht besonders gut organisiert, umso wichtiger ist ein solcher Service für mich. Tripit ist für mich auf Reisen ganz ehrlich unabdingbar.

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