Warum die Luft für viele Schmetterlinge dünn wird

Warum die Luft für viele Schmetterlinge dünn wird
In Österreich sind 30 Prozent der Tagfalter gefährdet. Was ihnen helfen könnte.

Das Treiben über schneefreien Wiesen ist noch eintönig. Der Großteil der tagaktiven Schmetterlinge überwintert derzeit als Larve. 17 Prozent befinden sich aktuell im Puppen-Stadium, genau so viele sind gar erst Ei. Wanderer kehren später heim, wenn es wärmer geworden ist. Der Zitronenfalter dagegen fliegt bereits. Sein Startvorteil: Er verbringt die kalte Jahreszeit starr als Falter. Durch körpereigene Frostschutzmittel überlebt er unbeschadet bis zu minus 20 C.

Warum die Luft für viele Schmetterlinge dünn wird

Der gelbe Frühlingsbote rangiert nun auch unter den Top Ten, die zum „Schmetterling des Jahres 2024“ gewählt werden können. Gonepteryx rhamni gilt hierzulande als nicht gefährdet. Dabei sind die Schmetterlingsbestände in Europa seit 1990 drastisch zurück gegangen; Hierzulande rund 30 Prozent der Tagfalter bedroht.

„Die Roten Listen sind teilweise älter als zehn Jahre und entsprechen nicht mehr dem aktuellen Wissensstand“, sagt Daniela Lehner von Austrian Butterfly Conservation, die sich dem Schutz der bunten Insekten verschrieben hat.

Schmetterling des Jahres
2023 wurden 125.000 Tagfalter im Citizen Science Projekt „Schmetterlinge Österreichs“ gemeldet; Fans haben 1,1 Millionen Fotolikes vergeben. Nun laden „Blühendes Österreich“ und „Natur im Garten“ zur Wahl des Schmetterlings 2024. Bis 10. März können Interessierte unter bluehendesoesterreich.at/voting-schmetterling-des-jahres ihren Favoriten aus den zehn meist gelikten Arten wählen

Datenbank
Über schmetterlingsapp.at für Smartphone oder Desktop lassen sich Beobachtungen mit wenigen Klicks melden. Die Fotos werden in eine Galerie geladen, die Datenbank ist für die Gemeinschaft wie für Forschende zugänglich 

Verlorener Lebensraum

Während Generalisten wie der Kleine Kohlweißling noch vielerorts flattern, wird die Luft für Spezialisten – darunter der Enzian-Ameisenbläuling, dessen Entwicklung extrem anfällig ist, – dünn. Verbauung, intensive Landwirtschaft und der Klimawandel tragen dazu bei, dass nahezu alle heimischen Schmetterlinge Lebensraum verlieren. 

„Zu den fast 4.000 Nachtfalter-Arten gibt es noch weniger Daten als zu den meisten der etwa 200 Tagfaltern“, bedauert Lehner. Nur selten lassen sich Nachtschwärmer so eindeutig bestimmen wie das braunorange Taubenschwänzchen, kaum einer schillert wie das Grünwidderchen ebenso untertags.

„Schmetterlinge sind seit den großen Dinos auf der Welt“, sagt die Biologin und prognostiziert, dass es die filigranen Überflieger noch länger geben wird; wenn auch in anderer Diversität.

Schutz

Schutz von Seiten der Politik, Landwirtschaft und den Konsumenten ist gefragt. Auch Hobbygärtner können einen Beitrag leisten. Natur im Garten rät, nektarreiche Blütenpflanzen zu setzen. Das reicht von Liguster über Hornklee und Traubenhyazinthe bis Salbei. „Noch wichtiger ist es, Raupenfutterpflanzen zu fördern“, ergänzt Lehner. Und spät zu mähen sowie wilde Ecken zu belassen. Bei Natur im Garten heißt es nicht zuletzt, dass Schmetterlinge gerne auf Baumstämmen, Biotop- oder Totholzelementen rasten. Auf einem freien Platz in der Morgensonne kommen nicht nur Zitronenfalter auf Betriebstemperatur.

Kommentare