Wandern mit Hunden
Wandern statt baden. Wenn die Kälte Blätter welken lässt und in Herbstfarben taucht, stehen traditionell ausgedehnte Fußmärsche auf dem Programm. Zur Freude der meisten Vierbeiner nutzen jetzt viele Zweibeiner die schönen Sonnentage an der frischen Luft.
"Alle Hunde lieben die Bewegung. Sie sind prinzipiell gute Spaziergänger", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergartens Schönbrunn hält das Wandern für eine wunderbare Freizeitaktivität. Wie bei jeder Sportart, die gesund betrieben wird, gibt es aber Einschränkungen. Zoodoc Thomas Voracek aus der Tierärztlichen Ordination im Tiergarten erklärt, warum Welpen weite Strecken nicht vertragen, wann Hunde an die Leine sollen und was sinnvoll in den Rucksack gepackt wird.
Route
"Die Wanderstrecke muss der Ausdauer des Tieres entsprechen", sagt der Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Ein Pekinese kann nicht dieselbe Route zurücklegen wie ein Border Collie. Ein Irischer Schäferhund geht nur dem Besitzer zu Liebe auf längere Distanz mit. Eine Englische Bulldogge kann schon bei einem kurzen Ausflug Atemprobleme bekommen. Beagle und andere Jagdhunde dagegen sind kaum zu halten. Die Vierbeiner ermüden später als die Zweibeiner.
Die Belastbarkeit hängt nicht nur von der Rasse ab. "Man muss auch das Alter des Tieres berücksichtigen", sagt Voracek. Das weite Gehen kann Hunde überanstrengen, die jünger sind als ein Jahr. Die Vierbeiner laufen meist ein Vielfaches des Weges. Welpen sind schnell erschöpft, die Überbeanspruchung kann zudem Gelenke und Knorpel schädigen. "Das ist wie bei Kindern, die Leistungssport ausüben", erklärt der Tierarzt. Auch betagten Hunden ist ein ausgedehnter Spaziergang in unwegsamem Terrain nicht zumutbar. Die vielen Lebensjahre und gesundheitliche Probleme schwächen. Hitze tut auch gesunden Hunden nicht gut: Ein Gipfelsturm in starker Herbstsonne belastet den Kreislauf über die Maßen. Höhenluft dagegen ist kein Thema. Ebenso wenig wie Pfotenschutz. Auf Waldwegen und Wiesen sind Outdoor-Schuhe für Hunde überflüssig. Klettern ist übrigens für alle Rassen tabu. Absturzgefahr.
Leine
"Wildernde Hunde dürfen von Jägern abgeschossen werden", warnt der Experte aus dem KURIER-Tiercoach-Team und rät dazu, den Liebling in unbekanntem Gebiet an die Leine zu nehmen. Außerdem: "Es ist für den Besitzer auch nicht lustig, wenn der Hund für ein paar Stunden weg ist." Neugierde und Jagdinstinkt sind bei den meisten Vierbeinern stark ausgeprägt. Eine Reh-Fährte verlockt, Wildwechsel ist unwiderstehlich, der Reiz nachzulaufen zu groß. Auch beim Queren einer Weide sollte der Hund kurz gehalten werden. Kommt es dort allerdings zu einem gefährlichen Kuh-Kontakt (siehe Broschüre) , kann sich der Hund abgeleint schneller in Sicherheit bringen. Aus Rücksicht auf andere Wandersleute muss die Leine jedenfalls griffbereit sein.
Verpflegung
Wasser im Marschgepäck ist ein Muss, Flasche und Schüssel gehören in den Rucksack, nicht überall bringen Bächlein neben dem Pfad Erfrischung. Snacks für Zwischendurch liefern Energie. "Es soll kein opulentes Mahl sein, kleine Portionen sind besser. Ein bisschen Trockenfutter ist leicht und verdirbt nicht", sagt der Zoodoc. Auch Obst bringt Kraft. Der Vierbeiner soll den Ausflug gesättigt starten, von einer Fütterung unmittelbar vor Aufbruch rät Voracek aber ab: "Der Hund will sich sonst zum Verdauungsschläfchen unter den nächsten Baum legen." Das ist dann wohl nicht im Sinne des Wandertags.
Wegweiser: 35 Touren für Vierpfoter
Der neue Band "Wandern mit Hund" führt in die Wiener Hausberge. Christine und Michael Hlatky haben 35 Routen zusammengestellt, die von Wien aus in maximal zwei Autostunden erreichbar sind: Vom Ötscher bis zum Geschriebenstein, über Rax bis in die Wachau. Zu jeder Tour gibt es Infos über Weidevieh, Jagdschutzzonen, Verfügbarkeit von Wasser und Schatten sowie die Dauer und Schwierigkeit des Ausflugs. Ebenfalls enthalten: Tipps für das Verhalten im Gelände, die Ausrüstung, Ernährung sowie medizinische Hinweise. Kral Verlag, 176 Seiten, 14,90 €.
So kommen Sie sicher an Weidetieren vorbei
Vorsicht, Weide in Sicht: "Da gibt es immer wieder Probleme", sagt Zoodoc Thomas Voracek aus dem KURIER-Tiercoach-Team: "Am besten, Sie weichen mit dem Hund der Herde in einem möglichst großen Bogen aus." Kühe macht die Begegnung mit dem Vierbeiner, der sie angeblich an einen Wolf erinnert, aggressiv. Schafe sehen in dem Hund unter Umständen ihren tierischen Hüter. Pferde sind von Natur aus ängstlich, Ziegen wiederum überaus neugierig. "Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man als Wanderer mit Hundebegleitung viel Aufmerksamkeit auf sich zieht", sagt der Tierarzt.
Auch der Verein "Tierschutz macht Schule" kennt die Gefahren, die beim Zusammentreffen von Weidetier und Mensch bestehen, alljährlich kommt es zu schrecklichen Unfällen. Er hat daher eine Broschüre "Fit fürs Kuh-Rendezvous?" herausgebracht – mit "Tipps für sichere Begegnungen mit Weidetieren".
Der "Herden-Knigge", der sich vor allem an Wanderer und Mountain-Biker richtet, rät zum Abstand halten – erst recht, wenn ein Hund dabei ist: "Auch wenn Ihr Hund Ihrer Meinung nach ,brav" ist und nicht bellt, kann er für Kuh & Co. eine Provokation darstellen." Daher gilt grundsätzlich Leinenpflicht. Das verhindere zudem, dass der Hund das Vieh hetzt.
Ein Stock als Verlängerung des Armes schützt den Zweibeiner, ein Leine-los bei Kuh-Attacken verringert das Verletzungsrisiko des Vierbeiners. Tipp aus dem Heftchen, das den Kontakt mit Kühen, Schafen, Pferden und Ziegen abdeckt und ein lehrreiches Quiz enthält: "Trainieren Sie Ihren Hund darauf, dass er auf Kommando wegläuft. Das verhindert, dass er sich in Gefahrensituationen bei Ihnen versteckt."
INFO: "Fit fürs Kuh-Rendezvous?" ist gratis, Bestellung unter office[a]tierschutzmachtschule.at
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