Tiercoach: Showtime

Tiercoach: Showtime
Jede Hunderasse hat ihre speziellen Fähigkeiten, doch nicht jeder Vierbeiner hat das Zeug zum „Hot-Dog“. Wie Tricks daheim gelingen.

Er macht perfekte Figur auf dem roten Teppich: Trainierter Körper, treuherziger Blick, coole Schnauze. Hollywood hat einen neuen Superstar und der Rest der Welt einen Hund zum Verlieben. Jack Russell Terrier Uggie schaffte es vom Beinahe-Tierheimbewohner zum berühmten Schauspieler mit eigenem Twitter und Facebook -Account. Zur Zeit brilliert er in der Tragikomödie „The Artist“. Oscar gibt es für das Tier auf dem Höhepunkt seiner Karriere trotzdem nicht. So wollen es die Regeln der Academy.

„Hunde, die sich optimal nach dem Menschen richten können, eignen sich besonders als Filmhund. Pudel, Mischlinge und kleine Terrier zählen da sicher dazu“, sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, welche Qualitäten einen überzeugenden Darsteller ausmachen und wie Kunststücke daheim einstudiert werden können.

Der Mensch hat das lange Zusammenleben mit dem Hund genützt, um Vierbeiner für unterschiedlichste Aufgaben zu züchten: Hüter, Jäger, Fährtensucher, Blindenhund, Suchtgifthund ... – und Unterhalter. Die „nutzbare Intelligenz“ – also die Fähigkeit, Aufgaben zu verstehen und umzusetzen – hängt damit in erster Linie von der Rasse ab. „Wie schnell und wie willig ein Hund lernt, hat darüber hinaus mit der Persönlichkeit des Tieres zu tun, mit seiner Motivation und der Erfahrung des Ausbildners“, nennt die Expertin die wichtigsten Faktoren auch für zielstrebige Eleven. Alter spielt so gut wie keine Rolle, die Lernmethode dagegen schon. „Dressur ist völlig out. Es geht vielmehr um positive Verstärkung“, erklärt der Tiercoach. Erwünschtes Verhalten wird belohnt – mit Streicheleinheiten oder Leckerlis. Spaß muss sein. Unerwünschtes Verhalten wird ignoriert. Klicker-Training, bei dem das Ausführen eines Befehls mit einem einprägsamen Geräusch bestätigt wird, hat sich bewährt.

Verhaltensweise

Um Kunststücke filmreif aussehen zu lassen, wird auf das im Tier angelegte Repertoire zurückgegriffen. „Fuß heben, Maul aufmachen, man ruft die natürlichen Verhaltensweisen in anderen Situationen ab“, sagt Schratter. Schritt für Schritt. Erst wenn der Hund alle Einzelaufgaben auf Zeichen beherrscht, werden die Verhaltensweisen aneinandergereiht – und voilà: Der Hund geht zum Kühlschrank, öffnet die Türe und holt die Dose heraus. Übung in entspannter Atmosphäre macht den Meister. „Trainingseinheiten zu Hause sollen kurz gehalten werden. Mehr als fünf bis zehn Minuten überfordern den Hund“, sagt die Expertin.

Am besten wird die Lernsequenz ins Spiel eingebaut oder beim Spaziergehen perfektioniert.
Uggie liegt die Schauspielerei offenbar im Blut: Als Welpe soll er ein verrücktes Energiebündel gewesen sein, süß und hoch motiviert. Am Set habe er nie Angst vor Scheinwerfern oder Lärm gezeigt. Die Branche kennt ihn als echtes Arbeitstier – Goldes wert.

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