Wer Dekolleté zeigt, wird im Job bervorzugt

Wer gewillt ist Dekolleté zu zeigen, der hat beim Bewerben bessere Chancen.
Eine Studie deckt den Zusammenhang zwischen weiblicher Zeigefreudigkeit und den Chancen auf ein Vorstellungsgespräch auf.

Wer obenrum gut ausgestattet ist, der hat es beim Bewerbungsgespräch leichter. Die Rede ist allerdings nicht vom Köpfchen, sondern vom Dekolleté. Laut einer Untersuchung, die an der Universität Bristol publiziert wurde, wird eine Bewerberin eher zum Vorstellungsgespräch eingeladen, wenn sie am Bewerbungsfoto Ausschnitt zeigt.

400 Bewerbungen, 2 Bilder

Herausgefunden hat das der Kognitionspsychologe Sevag Kertechian. Der an der Universität Paris-Sorbonne als Doktorand tätige Wissenschafter hatte über einen Zeitraum von drei Jahren insgesamt 400 Bewerbungen von Frauen für Jobs im Vertrieb und Rechnungswesen im Großraum Paris verschickt. Für die Bewerbungsmappen wählte Kertechian jeweils zwei unterschiedliche Fotos der Frauen aus. Während die Damen auf einem Bild relativ zugeknöpft wirkten, trugen sie auf dem zweiten Foto ein Oberteil mit Ausschnitt. Der Inhalt der Bewerbung selbst war bei beiden Versionen identisch. Im Übrigen sahen sich die weiblichen Lockvögel sehr ähnlich und wiesen vergleichbare Qualifikationen auf. Kertechians Forschungsinteresse galt den Reaktionen der Arbeitgeber.

Sexismus im Bewerbungsverfahren bestätigt

Die zentrale Erkenntnis der Untersuchung: Die offenherzigen Bewerberinnen wurden im direkten Vergleich ganze 19 Mal häufiger eingeladen. Bei Stellenanzeigen im Rechnungswesen waren die dekolletierten Damen besonders beliebt. Hier gingen insgesamt 68 zusätzliche Einladungen ein. Bei Vertriebsjobs reagierten immerhin 61 Unternehmen positiv auf das Bewerbungsfoto mit Ausschnitt.

Kertechian selbst zeigte sich von dem Ergebnis seiner Studie ernüchtert. Sein Kommentar: "Ein tiefer Ausschnitt beeinflusst deutlich die Auswahl im Bewerbungsverfahren, und zwar unabhängig davon, ob die Frau mit Kunden oder im Büro arbeitet". Das Ergebnis sei "schockierend und negativ, aber nicht überraschend". Und: "Es zeigt, dass es Bedarf nach mehr Forschung gibt". Unerforscht sei in diesem Fall beispielsweise der Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der unternehmensinternen Recruiter und der Chance auf ein Bewerbungsgespräch. Dies wolle er in einem zweiten Forschungsschritt erheben, so Kertechian.

Eine israelische Untersuchung hatte 2012 die Erkenntnis zutage gefördert, dass attraktive Frauen deutlich seltener zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden als attraktive männliche Mitbewerber oder Frauen mit einem durchschnittlichen Äußeren. Möglicher Grund dafür ist der Studie zufolge die Tatsache, dass besonders attraktive Bewerberinnen im Nachteil sind, wenn eine Frau in der Personalabteilung die Entscheidungsmacht trägt. Hierbei seien Argwohn, Neid, Vorurteile oder Konkurrenzgedanken mögliche Einflussfaktoren. Attraktive Männer genössen bei Frauen hingegen einen Bewertungsbonus.

Wer Dekolleté zeigt, wird im Job bervorzugt
Die Bewerbungsfotos, die im Zuge der Studie verschickt wurden.

Kommentare