Tattoos: Das trägt man in Wien

Tattoos: Das trägt man in Wien
Arme, Beine, Hals, Handrücken – Tattoos sind inzwischen überall. Aber vor allem: Sie sind mitten in der Gesellschaft angekommen. Die freizeit auf der Suche nach den schönsten Tattoos des Landes.

Väter tun es. Mütter auch. Töchter und Söhne, Krankenschwestern und Ärzte, Bauarbeiter, Studenten und Lehrer. Sie lassen sich tätowieren. Knapp ein Drittel der Österreicher hat sich schon Tinte unter die Haut stechen lassen, Tendenz rasch steigend. Das zeigt auch der Lokalaugenschein am Wiener Donaukanal.

Ein Hauch von Rebellion

Wir treffen Helene, Nina, Gerald – unterschiedlichste Menschen mit völlig unterschiedlichen Zugängen, die sich bereitwillig fotografieren lassen. Sie sprechen über ihre Tattoos, ihre Motive, den Hauch der Rebellion, der noch immer mit dem Tätowieren verbunden ist. Und den Schmerz, der auch dazu gehört, da sind sich alle einig. "Vier Stunden ist das Maximum für eine Session, länger hält man es nicht aus", sagt Alex. "Sechs", verbessert ihn Luca.

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Alex, 37, Gastronom
Alex ist ein Spätberufener. „Mit 30 hab ich mir den rechten Arm machen lassen.  Im Andenken an meinen  Vater.“ Todessymbole, Erinnerungen an die Endlichkeit. Danach den linken. Flügel und ein Engel. Eine Seite für die Trauer, eine für die Liebe.
 
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Pontip, 25, Maschinenführerin
„Mexicoooo!“, sagt die junge Frau  aus voller Überzeugung.  Auch der Totenkopf auf dem Oberschenkel hat damit zu tun: „Día de los muertos – einer der wichtigsten Tage  im mexikanischen Jahr“, erklärt sie. Ihr schönstes Tattoo? „Eine Rose – aber die kann ich euch leider nicht zeigen ...“
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Ludwig, 48, Krankenpfleger
„In Sozialberufen waren Tätowierungen nie ein Problem. Glaub ich zumindest“, sagt der sympathische Krankenpfleger. Er hat erst mit 44 begonnen, sich tätowieren zu lassen. Wollen tut er schon, seit er 16 ist. Lieblingstattoo? Gibt’s nicht. „Es ist alles eines – und das wächst und wächst ...“
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Nina, 32, Sozialpädagogin
Ihr erstes Tattoo ließ sich die Wienerin mit 23 machen. In Begleitung ihrer Mutter. Am wichtigsten ist ihr der Kolibri auf ihrem Bizeps, sie ließ ihn sich vor sieben Jahren gemeinsam mit ihrer besten Freundin stechen. Leider hielt das Tattoo länger als die Freundschaft.
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Helene, 33, Lehrerin
„Eine spontane Entscheidung“, sagt Helene über ihren Anker. Erst danach fand sie heraus, dass der Anker für Glaube, Liebe und Hoffnung steht. „Das macht mich glücklich. Da hab ich alles richtig gemacht.“ Werden es mehr werden? „Gerne. Aber in meinem Beruf ist das doch noch etwas schwierig ...“
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Alexandra, 31, Kurskoordinatorin
Nein, Mama war nicht erfreut, als sie sich mit 17 zum ersten Mal tätowieren ließ. Ein Stern. Ausgerechnet am Hals. „Ich frag mich nicht monatelang, welches Motiv ich für die Ewigkeit will. Ein paar, die sind echt misslungen. Aber irgendwann hat man auch sie lieb ...“ Ihr liebstes ist ein schönes: Ihr Hund Atari.

Tätowieren ist heute quasi so normal wie zum Friseur zu gehen. Aber wann, wo hat das angefangen? Vielleicht bei den Fußballern, die Anfang dieses Jahrtausends auszusehen begannen wie die Besatzung eines Schmugglerbootes auf Landurlaub. Vielleicht bei der ehemaligen deutschen First Lady Bettina Wulff, die mit einem ordentlichen Peckerl zeigen wollte, dass sie nicht zum Establishment gehört. Oder bei den Hipstern, die gerade als Arschgeweih und Tribal-Tattoo auch die biederste Land-Disco erobert hatten, mit Old-School-Motiven wie Anker, Meerjungfrau und Herz punkteten.

Die Message

Nur, wenn praktisch jeder ein Tattoo hat, wo bleibt die Message dann? Geht sie nicht unter im Getöse der auf Unterarme gestochenen Namen, Zahlen, Blumenranken und Symbole? „Wer sich tätowieren lässt, ist kein Unentschlossener, kein Zweifler“, hat Herbert Hoffmann, einer der frühesten deutschsprachigen Tätowierer einmal gesagt. Und vielleicht ist das ja auch schon die wichtigste Botschaft.

Die freizeit sucht die schönsten Tattoos!

Die besten Bilder werden von uns abgedruckt.

Sie haben auch ein Tattoo, das Ihnen ganz besonders gut gefällt oder das Ihnen aus einem speziellen Grund am Herzen liegt? Schicken Sie uns bis 15. August ein Foto Ihres Lieblingstattoos und schreiben Sie, warum es Ihnen so besonders wichtig ist. Die besten Aufnahmen und Texte werden in einer der nächsten Ausgaben veröffentlicht. Einsendungen bis spätestens 15. August an

freizeit@kurier.at

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