Student teilt auf Twitter Geschichte über eigene Ignoranz
Manchmal ist man so mit sich selbst beschäftigt, dass man die Welt um sich herum kaum wahrnimmt. In einem solchen Zustand ist es nicht unwahrscheinlich, dass man sich seinen Mitmenschen gegenüber unaufmerksam verhält. Davon berichtet auch Twitter-Nutzer Thomas McFall auf der Mikrobloggingplattform. Konkret schildert er ein Erlebnis, das ihm seine eigene Ignoranz vor Augen geführt hat. Der 19-Jährige studiert an der Youngstown State University im US-Bundesstaat Ohio und ist es gewohnt, im Managementkurs immer am gleichen Platz zu sitzen.
Vom Sitznachbarn genervt
Einige Zeit lang setzte sich immer der gleiche Auslandsstudent neben ihn, wie McFall auf Twitter berichtet. Im Normalfall sei dieser immer schon vor ihm im Klassenzimmer gewesen und entfernte seinen Bücherstapel und andere Habseligkeiten eilig vom Schreibtisch, sobald sich McFall seinem Platz näherte. Der Student habe kaum Englisch gesprochen und stellte McFall jeden Tag die rhetorische Frage, ob er bereit für den Unterricht sei. Dann gab er ihm ein High Five.
McFall sei immer wieder verärgert darüber gewesen, weil der Auslandsstudent seine Sachen über den gesamten Schreibtisch verteilt hatte. Innerlich habe er sich gefragt, wie es für jemanden so schwer sein kann, die eigenen Sachen auf der eigenen Seite des Tisches zu behalten.
Eines Tages kam McFall schließlich zu spät in den Klassenraum und erfuhr so etwas über die Hintergründe des Verhaltens. Er konnte beobachten, wie sich ein Typ auf seinen Platz setzen wollte. Der Auslandsstudent sagte daraufhin zu ihm: "Tut mir leid. Mein Freund Thomas sitzt hier." In diesem Moment habe McFall realisiert, dass ihm der Mitstudent mit seinen Habseligkeiten jeden Tag den Platz reserviert hatte. Er hatte ihn die ganze Zeit über als Freund gesehen, während McFall ausschließlich damit beschäftigt war, über sich selbst nachzudenken.
McFall entschied sich daraufhin dazu, mit ihm Mittagessen zu gehen. Bei diesem stellte sich heraus, dass der Auslandsstudent aus dem Nahen Osten nach Amerika gekommen ist, um hier zu studieren. Sein Plan sei es, nach der Ausbildung wieder in die Heimat zurückzukehren. Er arbeitet Vollzeit und schickt das Geld, das ihm übrig bleibt, an seine Frau und seine beiden Kinder. McFall stellte ihm die Frage, wie es ihm in Amerika gefällt. Er antwortete, dass er seine Familie vermissen würde, es aber aufregend sei, hier zu sein. Er sagte außerdem, dass nicht alle Amerikaner so nett zu ihm seien wie Thomas.
"Denkt nicht nur über euch selbst nach"
Diese Erfahrung habe McFall zu einer Erkenntnis gebracht: "Seid nicht wie ich und denkt ständig nur über euch selbst nach", schreibt er auf Twitter. "Ich habe beinahe ein ganzes Semester dafür gebraucht, meinen Kopf aus meinem Hintern zu bekommen und zu realisieren, dass dieser Typ einfach nur versucht hat, Freundschaft mit mir zu schließen. Doch besser spät als nie, würde ich meinen."
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