Spuren unbekannter Organismen in New Yorker U-Bahn

Spuren unbekannter Organismen in New Yorker U-Bahn
Jede zweite DNA-Probe nicht bestimmbar - Hinweise auf Beulenpest und Milzbrand entdeckt.

Rund fünfeinhalb Millionen Menschen benutzen die New Yorker U-Bahn - pro Tag. Forscher untersuchten die Stationen und Bahn-Garnituren nun auf zellulärer Ebene. Dabei fanden sie neben insgesamt 637 bekannten Bakterien-, Pilz-, Viren- und Tierarten auch beinahe genauso viele DNA-Spuren, die "keinem bekannten Organismus zugeordnet werden können".

In einer Art Landkarte für Mikroben veröffentlichte das Team um Christopher Mason die teilweise überraschenden Ergebnisse. Der Forschungsleiter gibt jedoch gleich Entwarnung: "Es besteht keinen Grund, die U-Bahn zu meiden oder Schutzhandschuhe zu tragen." Nur zwölf Prozent der gefundenen Bakterienstämme können Krankheiten hervorrufen. Dabei fanden sich jedoch in 27 Prozent der Proben auch Antibiotika-resistente Keime, zwei Proben mit Spuren von Milzbrand sowie drei Proben mit DNA-Fragmenten des Beulenpest-Erregers. Der Fund bedeute aber nicht, dass die Bakterien immer noch intakt wären, versichert Mason. Die Fragmente treten in sehr geringer Konzentration auf und seit dem Projektbeginn im Juni 2013 sei außerdem kein Fall von Pest in New York dokumentiert worden.

"Sprung ins Ungewisse"

Die Studie zeigt dennoch deutlich, wie wenig die Wissenschaft über Ansammlungen von Mikroorganismen in Städten weiß. Neben der Gefahr eines Hotspots für ansteckende Krankheiten könnte die Vielfalt auch helfen, gefährliche Keime zu verdrängen. "Wir wagen hier den Sprung ins Ungewisse", sagt Manson über seine Forschung. Die Wissenschaftler glauben, dass Mikroorganismen in, um und auf dem Körper mehr zur Gesundheit des Menschen beitragen, als bisher angenommen. "Allein die Abwehr all der infektiösen Bakterien ist eine Spitzenleistung des körpereigenen Immunsystems", findet Manson.

Die Studie ermittelte nicht nur die reine Mikrobenbelastung, sondern auch deren geographische Verbreitung. Dabei sind die Organismen je nach U-Bahnlinie mehr oder weniger vielfältig. Im Stadtteil The Bronx wurden etwa die meisten Keimarten gefunden, gefolgt von Brooklyn, Manhattan und Queens. "Dadurch zeichneten wir ein molekulares Porträt der Stadt", sagt Co-Autor Cem Meydan. "Ein weiterer Schritt in der Entwicklung wäre nun eine Live-Überwachung, um potentiell gesundheitsgefährdende Erreger sofort aufzuspüren." Geplant ist bereits die Ausweitung des Projekts auf weitere 14 US-Bundesstaatden - darunter New Jersey, Florida, Texas und Kalifornien. So ließe sich erstmals ein Vergleich zwischen nationalen Großstädten erstellen. Die genaue Verbreitung einzelner Mikrobenarten in der New Yorker U-Bahn kann bis dahin auf der Webseite Pathomap.org interaktiv nachverfolgt werden.

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