Das sind die Spieleneuheiten 2015

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Vor dem 31. Spielefest stellt der KURIER die interessantesten Neuheiten vor. Eines fällt auf: Flach war gestern.

Die Spielwelten sind dem Brett entwachsen. Der Zug, den man im Spiel des Jahres "Colt Express" überfallen muss, steht als plastische Figur auf dem Tisch, nicht bloß als flaches Bild. Der Trend heißt "Tabletop" und lässt durchaus Rückschlüsse zu, erklärt Ferdinand de Cassan: "Spiele brauchen oft eine Geschichte. Unter den neuen Spielen gibt es nur ganz wenige abstrakte Spiele." In denen nur mit Kugeln oder Steinen ohne Spielgeschichte ein geniales Spielsystem den Spaß ausmacht. Backgammon etwa, oder Halma und Mühle, Reversi und Abalone.

Das eingangs erwähnte Spiel des Jahres mag Cassan trotzdem. Der Mann, der seit 30 Jahren mit seiner Frau das Spielefest organisiert, liebt nämlich Eisenbahnspiele. Seine Veranstaltung (31. Spielefest von 13. bis 15. Nov., je 9–19 Uhr, Austria Center Wien, alle Infos auf www.spielefest.at) wurde zum Mariazell der Brett- und Kartenspielfans. Es ist die wichtigste Orientierung auf einem Markt, der jährlich rund 2000 Neuerscheinungen auf den Tisch bringt.

Lernen pfui, Lizenz hui

Manche davon stechen heraus. "Mmm!" etwa ergatterte heuer die Auszeichnung "Spiel der Spiele" von der Wiener Spieleakademie, die natürlich die Cassans leiten. Weil es ein System hat, in dem Kinder wie Erwachsene gewinnen können, erklärt Ferdinand de Cassan.

Die Kinderspiele "Push a Monster" und "Schatz Rabatz" wurden sowohl von der Spieleakademie prämiert, als auch für den Preis "Kinderspiel des Jahres" in Deutschland nominiert. Wenig Spannendes gibt es heuer bei den Lernspielen, "Alfa Beta" ausgenommen.

Umso mehr dafür bei Lizenzspielen, ganz im Trend der konkreten Spielewelten, von Werwölfen bis TV-Serien. "Die wurden viel besser. Früher waren es Lizenzen, heute sind es Spiele, die sich auch ohne Lizenz verkaufen lassen würden. Star Wars überschattet heuer alles", sagt Cassan. Besonders auffällig ist "Star Wars X-Wing", bei dem man mit Flugzeug-Modellen aus dem Film Schlachten imitiert. Tabletop eben.

Die Dauerstrategie

Eine andere große Neuheit ist schon 20 Jahre alt: Damals kam ein Brettspiel, in dem erstmals alle Spieler immer mitbeschäftigt sind. Mit "Siedler von Catan" war ein junger Klassiker geboren, der seit 1995 den Trend vorgibt: strategische Entwicklungsspiele, bei denen man Städte, Plantagen, Felder oder sonst was aufbaut. Auf dem Spielefest findet heuer die 3. Catan-Europameisterschaft statt, für Cassan das wichtigste Brückenspiel: "Solche Spiele kann jeder spielen, die sind schnell erklärt und man muss nicht wirklich drin sein." Echte Strategiespiele, ja, die seien etwas für Feinspitze, aber oft mit stundenlangem Regelstudium verbunden. "Mombasa" sei da heuer besonders gelungen, sagt Cassan, oder auch "Orléans". Als "Kennerspiel des Jahres" wurde "Broom Service" ausgezeichnet. "Ich persönlich liebe solche Spiele, aber auch leichte, kurzweilige haben großen Reiz. Wichtig ist der Spaß am Spielen", sagt der Herr des Spielefestes. Es gebe nichts Schlimmeres als zwei spielende Menschen, deren Köpfe rauchen, während sie sich schweigend gegenüber sitzen. Wie Schachspieler.

Neben dem Geburtstag der catanischen Siedler finden einige andere Klassiker den Weg zurück auf den Spieltisch. Manche der laut posaunten Revivals wirken zwar eher wie das jährliche Lifting einer faltigen Ikone, "Trivial Pursuit" oder "Monopoly-World-und-wieder-durften-Fans-neue-Städte-dazuwählen" bringen zum Beispiel ständig neue Editionen heraus. Etwas aufregender ist der neue bebende "Jenga"-Turm und die "Activity"-Einzelsieger-Variante. So richtig überschäumende Aufregung empfinden Spieler aus der Generation des Autors dieser Zeilen aber nur bei den Worten: "Stern von Afrika" wurde nach Jahrzehnten wieder aufgelegt.

Als Brett, ganz ohne Top.

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