VKI: Teure Kinderschuhe zahlen sich aus

Trotz verschiedener Modelle schnitten viele Schuhe beim Test eher negativ ab
Kurz vor Schulstart nahm der VKI Schuhe für Kinder unter die Lupe – nur wenige bestanden.

Kinderschuhe zu kaufen ist für Eltern oft kein Spaziergang. Während man versucht, die richtige Größe für einen angemessenen Preis zu finden, wollen die Kleinen unbedingt ein aufregendes Design, möglichst viel Glitzer und blinkende Lichter. Doch so hübsch der Schuh von außen wirkt, viel wichtiger ist, dass der Fuß geschützt wird. Um herauszufinden, welches Modell dafür am geeignetsten ist, hat der Verein für Konsumenteninformation in einem Test 20 Paar Kinderschuhe in den Größen 31 und 35 bewertet. Schuhe zum Schnüren oder mit Klettverschluss von bekannten Marken wie Graceland, Sketchers oder Geox wurden in die Kategorien Qualität, orthopädische Beurteilung, Passform und Schadstoffe eingeteilt und benotet. Nur ein einziger Schuh von der Marke Richter wurde mit „sehr gut“ ausgezeichnet, wie die Tester im Magazin „Konsument“ berichten.

Größe ist wichtig

Bei einem Kinderschuh muss vor allem eines passen: die Länge. „Die Nummer, die auf dem Schuh steht, stimmt oft nicht mit der wahren Größe überein“, erklärt der Orthopäde Hans-Jörg Trnka. Kinder tragen häufig zu kurze Schuhe, da ihre Füße noch formbar sind und sie deshalb den Schmerz nicht wahrnehmen. „Im Gegensatz zu Erwachsenen sagen Kinder nicht, wenn der Schuh zu eng ist. Eltern müssen selbst kontrollieren, ob die Größe passt“, erklärt Trnka. Ein weiterer Kritikpunkt des VKI betrifft die Schuhsohlen. Sie sollten den Fuß nicht nur vor Nässe und Kälte, sondern vor allem vor Verletzungen schützen. Ist die Sohle zu flexibel, hat der Kinderfuß nicht genügend Halt und die Muskulatur wird überlastet. In der Mitte darf sie sich ebenfalls nicht biegen, was bei Modellen von bama, Mustang, Magic Lady, KIDZ und Sketchers der Fall war. Ideal ist eine Sohle, die sich ausschließlich hinter den Zehen biegt und so den Fuß beim Abrollen nicht behindert. Nur die Schuhe von Richter, elefanten und STARWARS haben dieses Kriterium erfüllt.

Viele Chemikalien

Der Test des VKI ergab außerdem, dass häufig Schadstoffe in Kinderschuhen vorkommen. Das Modell von Boyz wies sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) auf, die als gefährlich krebserregend eingestuft werden. Dem VKI zufolge hätte dieser Schuh deshalb nie verkauft werden dürfen. In einer Stellungnahme gab die Firma Boyz kurzerhand bekannt, das betreffende Produkt aus dem Verkauf zu nehmen. Auch bei anderen Modellen wurden Spuren der Kohlenwasserstoffe entdeckt, wenn auch deutlich geringere Mengen.

Resultate

Insgesamt wurden 13 Modelle mit „durchschnittlich“ bis „weniger zufriedenstellend“ bewertet und lediglich fünf mit „gut“. Die Schuhe von Boyz erhielten aufgrund der Schadstoffe ein „nicht zufriedenstellend“. Der Test fiel also größtenteils eher negativ aus. Auffällig ist außerdem, dass der Preis eine Rolle spielt: Schuhe mit der Note „gut“ oder „sehr gut“ gibt es erst ab 50 Euro. Die Schuhindustrie sei dem VKI zufolge dringend gefordert, die Standards für Kinderschuhe zu verbessern. Trnka ergänzt zuletzt noch, dass Eltern ihre Kinder statt in Schuhen häufiger barfuß laufen lassen sollten. Ob auf der Wiese, im Schotter oder im Sand, der Orthopäde betont: „Ein natürlicher Boden ist gesünder als jeder Kinderschuh.“

Wie der Test des VKI zeigt, kann beim Kauf von Kinderschuhen ganz schön viel schief laufen. Um das zu vermeiden, sollten folgende Tipps beachtet werden:

  • Geschäft statt Internet - Vom Bestellen von Kinderschuhen online ist abzuraten. Gerade Kinderfüße sind sehr sensibel, weshalb eine Beratung und Vermessung im Geschäft weitaus sinnvoller ist, als Online-Ware einzukaufen.
  • Einlagen kontrollieren - Bevor der Schuh gekauft wird, sollten Eltern noch im Geschäft die Einlegesohle aus dem Modell herausnehmen und sie an den Kinderfuß halten. Dabei gilt die Faustregel: Vor der längsten Zehe müssen ungefähr 15 Millimeter Platz bleiben. Die Sohlenbreite sollte der Ferse entsprechen und passen.
  • Schablonen mitnehmen - Nicht alle Modelle haben entnehmbare Einlagen. Für diesen Fall sollten Eltern beim Schuhkauf eine Schablone mitnehmen. Diese lässt sich leicht selber machen. Dafür werden die Umrisse des Fußes auf einen Karton gezeichnet und bei den Zehen ein zusätzlicher Rand von 12 bis 17 Millimeter gelassen. Die Schablone muss komplett in den Schuh passen und sich mit der Innensohle decken.
  • Nähte überprüfen - Alle Reisverschlüsse, Ösen oder Nähte am Schuh sollten im Vorhinein überprüft werden. Im Nachhinein könnten sie am Fuß oder Knöchel reiben und zu Hautveränderungen führen. Auch der Schuhrand sollte aus diesem Grund nicht zu hoch oder eng sein.
  • Fester Fersenlauf - Viele Kinder haben sogenannte Knickfüße, eine Fehlstellung, bei der der Fuß nach innen gewölbt ist. Für diesen Fall werden Schuhe mit einem steiferen Fersenlauf empfohlen. Dieser richtet den Kinderfuß geradlinig nach vorne und verhindert, dass er sich beim Gehen nach innen wölbt.
  • Probelauf - Wenn der Schuh sitzt sollte das Kind ein paar mal auf und ab laufen um selbst festzustellen, ob sich etwas unangenehm anfühlt. Außerdem sollten Eltern darauf achten, ob die Knöchel oder Knie während des Gehens nach innen kippen.

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