Später Umzug vom Haus in die betreubare Wohnung

Christa und Josef Plaimer bereuen ihre Entscheidung nicht.
Neubeginn, Teil 4: Fittes Seniorenpaar entschied sich zu radikaler Veränderung - und ist glücklich damit.

Das vielleicht wichtigste Utensil, die Nähmaschine, hat bereits seinen Platz gefunden: am Fenster im Schlafzimmer, mit Blick ins Grüne. Schon bald wird Christa Plaimer (73) hier sitzen, wenn sie ihrem liebsten Hobby nachgeht.

Noch sind sie und ihr Mann Josef (74) in der „Einrichtungsphase“, wie sie sagen, ab Februar siedeln sie endgültig in die neue Wohnung – in das neue Leben.

Ein halbes Jahrhundert im eigenen Haus

Mehr als 50 Jahre wohnten die Niederösterreicher in einem großen Haus mit Garten, erst mit den drei Töchtern, später mit Tochter und Enkelin. Die fünffache Großmutter liebte die Arbeit im Garten, die mit den Jahren jedoch beschwerlicher wurde. „Mit dem Garten

bin ich pingelig. Ich habe immer gesagt, wenn ich ihn nicht mehr so pflegen kann, wie ich möchte, dann zieh’ ich aus. Mit 70 hat sich dann ein Schalter umgelegt.“

Einmalige Gelegenheit genutzt

In ihrer Heimatstadt im Mostviertel entstanden zu dieser Zeit betreubare, barrierefreie Wohnungen, zentral und dennoch im Grünen gelegen. Eine einmalige Gelegenheit für das Ehepaar – und doch ein großer Schritt ins Ungewisse. Ein Neuanfang mit über 70 – kann das gut gehen?

„Manche haben zu uns gesagt, ‚habts ihr einen Vogel, dass ihr aus dem Haus auszieht‘“, erzählt der pensionierte Gendarm. Seine Frau ergänzt: „Es hat keinen Sinn, an etwas festzuhalten, weil man es einmal mühsam aufgebaut hat. Das Leben ist Veränderung, die muss man annehmen. Man muss in die Zukunft schauen und nicht sagen, wenn man alt ist, ist es vorbei.“

Neues Domizil mitgeplant

Zwei Jahre hatten sie Zeit, das neue Heim mitzuplanen, auszumessen, Möbel auszusuchen. „Es war eine schöne Zeit. Ich hätte nicht gedacht, dass man das im Alter noch einmal erleben kann“, schmunzelt die 73-Jährige. Am emotionalsten sei das Aufräumen und Ausmisten im alten Haus gewesen, das nun von Tochter und Enkelin bewohnt wird – „Leben zamräumen“, nennt es Christa Plaimer. Das Wichtigste, wie die Nähmaschine oder der Computer des Hobby-Historikers, findet aber auch auf 50 Quadratmetern Platz.

Später Umzug vom Haus in die betreubare Wohnung

Die Nähmaschine hat schon ihren Platz gefunden.

Vorteile: Weniger Putz-Zeit

Und die kleinere Wohnfläche bietet auch Vorteile: Statt wie bisher acht Stunden die Woche rechnen die Plaimers nun nur noch mit zwei Stunden Putz-Zeit. „Das ist schon eine gewaltige Erleichterung für ältere Personen“, sagt der 74-Jährige. Eine Bereicherung sind auch die neuen Nachbarn, mit denen bereits eine gemeinsame Silvester-Feier geplant ist. „Noch sind wir in der Kennenlernphase.“

Gartensehnsucht

Obwohl das Projekt Umzug noch nicht ganz abgeschlossen ist, wissen die beiden schon jetzt: „Wir würden diesen Schritt sofort wieder machen.“ Im Frühling, glaubt Christa Plaimer, wird die Sehnsucht nach ihrem Garten zwar wieder größer werden. Sie wird dann einfach im Park spazieren gehen. Der liegt jetzt schließlich direkt vor der Haustür.

Kommentare