Weniger Stress in den Ferien

Weniger Stress in den Ferien
Lernen, Lernen, Lernen - auch im Sommer. Nutzt oder schadet das? Der KURIER-Family-Coach klärt auf.

Kinder an die Uni, heißt es jedes Jahr im Sommer. 4300 Kinder setzten sich heuer bei strahlendem Sonnenschein in einen Hörsaal, um einem Professor zuzuhören. Seit Start im Jahr 2003 haben über 20.000 Kinder teilgenommen, es wurden 200.000 Plätze in rund 4.000 Lehrveranstaltungen vergeben und mehr als 4.500 Wissenschafter haben unterrichtet. Damit ist die KinderuniWien das größte Projekt dieser Art in Europa.

"So ein Programm macht vielen Kindern Spaß und wird von ihnen anders erlebt als Schulunterricht", weiß KURIER-Family-Coach Martina Leibovici-Mühlberger. Die Kinderuniversität habe andere Möglichkeiten als die Schule, betont die Beraterin: "Die Lehrer in der Klasse sind an einen Lehrplan gebunden und stehen unter Druck, ihr Programm durchzubringen. In so einem Kurs wird eher gearbeitet wie an einer amerikanischen Schule: Anhand von Beispielen und Experimenten wird ein System veranschaulicht. Ohne dass man den ganzen Überblick haben muss. Das führt auch dazu, dass es unterhaltsamer für die Kinder ist."

Die Ferien seien eigentlich zu Erholung der Kinder gedacht, aber immer mehr Eltern schreiben ihre Kinder in anspruchsvolle Kurse ein. "Viele Eltern wollen die Ferien nützen, um ihren Kindern mehr Wissen zu vermitteln", weiß Leibovici-Mühlberger.

Eltern würden versuchen, ihren Kindern einen Startvorteil gegenüber anderen Kindern zu verschaffen und sie früh mit viel Wissen und Lerneffekten zu konfrontieren. Kinder lernen in den Ferien Englisch, Segeln, Surfen, Naturwissenschaften oder Filme machen. "Aber Lernen im Volksschulalter hat sehr viel zu tun mit Neugier und Freude", erklärt Leibovici-Mühlberger. Sie sieht die intensive Feriengestaltung kritisch: "Ich verstehe, dass Eltern die Ferienbetreuung ihrer Kinder organisieren müssen. Aber es muss nicht immer gleich einen Lernaspekt dabei geben."

Und wie viel Programm halten Kinder aus? "Das müssen Eltern für ihr Kind individuell erkennen. Und sie sollten ihm helfen, seine Bedürfnisse auch umzusetzen."

Interessen

"Jüngere Kinder brauchen bei einem Kurs die Möglichkeit, sich für etwas zu begeistern. Das kann Sport sein oder auch Wissenschaft. Wichtig ist, dass es keinen Druck gibt sondern vor allem Spaß macht", betont KURIER-Family-Coach Martina Leibovici-Mühlberger. Gegen Ende der Volksschule und bei größeren Kindern ist es auch schon gut möglich, die Kinder in ihrem speziellen Interessensgebiet auch zu fordern. Wenn ein Kind ein begeisterter Musiker ist, kann ein besonderer Musik-Kurs durchaus reizvoll sein. Auch wenn es dabei viel üben muss", so Leibovici-Mühlberger. Das gehe aber nur bei den Themen, die dem Kind selbst besonders wichtig sind und bei denen eine Verbesserung eine Bereicherung für das Kind bietet. "Wenn Eltern ihre Kinder ins Englisch-Camp schicken und es keinen Spaß macht, wird es auch nichts lernen. Da wird nur der Ehrgeiz der Eltern befriedigt."

Freiwilligkeit

Wenn Kinder das Gefühl haben, dass sie auch in den Ferien ein vorgegebenes Programm mitmachen müssen, reagieren sie darauf oft mit Ablehnung. Der Konflikt ist vorprogrammiert. Eltern sollten die Zeit mit den Kindern gemeinsam planen, so sind sie auch motivierter. Vereinbaren Sie mit dem Kind, was es gerne möchte und was Sie brauchen. Wenn es sich gar nicht an das Programm halten will? Erklären Sie dem Kind, dass Sie jetzt keine andere Betreuung haben und versuchen Sie, ihm bei einem anderen Programm entgegenzukommen. Es hat wenig Sinn, das Kind in dieser Situation davon zu überzeugen, dass es ja dort so viel Spaß hat. Das weiß das Kind meist besser.

Rückzugsmöglichkeit

Ständig in der Gruppe Zeit zu verbringen, ist auch für Kinder anstrengend. Erwachsene brauchen auch manchmal Zeit für sich. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind auch Zeit zum ruhigen Spielen oder Lesen hat. Da lernt es auch wieder, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Wenn es sich während der Woche nicht ausgeht, weil es betreut werden muss, schaffen Sie vielleicht am Wochenende eine ruhige Auszeit ohne Trubel.

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