Sie erklären Wissenschaft so, dass sie jeder versteht

Ein lächelnder Mann blickt über eine Reihe von Flaschen mit blauen Deckeln.
Seit 25 Jahren wird der Wissenschafter des Jahres gekürt. Sie bilden den perfekten Kontrapunkt zu Fake News.

Was haben ein Experimentalphysiker, ein Genetiker, ein Philosoph, ein Chemiker, ein Weltraumforscher, ein Verhaltensbiologe, eine Archäologin, eine Mikrobiologin und eine Umwelthistorikerin gemeinsam? Viel, wenn sie Anton Zeilinger, Josef Penninger, Konrad Paul Liessmann, Nunu Maulide, Wolfgang Baumjohann, Kurt Kotrschal, Sabine Ladstätter, Renée Schoeder und Verena Winiwarter heißen.

Sie alle wurden innerhalb der vergangenen 25 Jahre zum „Wissenschafter des Jahres“ gekürt. Ein Grund zum Feiern, wie der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten fand, der diesen Preis seit 1994 an Forscher vergibt, die sich um die leicht verständliche Vermittlung ihrer Arbeit verdient gemacht und so das Image der österreichischen Forschung gehoben haben.

Wissenschafter des Jahres: Einige bekannte Gesichter

Ein Mann im Laborkittel gießt eine Flüssigkeit in einen Messzylinder.

Nuno Maulide

Er hat erst 2018 den Preis erhalten - seine Vorlesungen sind legendär.

Ein lächelnder Mann blickt über eine Reihe von Flaschen mit blauen Deckeln.

Josef Penninger

Der Genetiker gehört nicht nur zu den berühmtesten Forscher des Landes, er erklärt auch anschaulich.

Ein Mann bedient einen Laptop, der auf einem blauen Quad montiert ist.

Wolfgan Neubauer

Er bringt Archäologie und virtuelle Realität zusammen.

Ein Mann mit Brille gestikuliert und schaut nach oben.

Konrad Paul Liessmann

Der Philosoph, den fast jeder Österreicher kennt.

Ein Mann mit Brille und Bart betrachtet eine blühende Orchidee.

Georg Grabherr

Der Ökologe hat die Flora des Alpenraums erforscht.

Ein Mann berührt mit seiner Nase die Nasen von zwei Wölfen.

Kurt Kotrschal

Er ist auf Du und Du mit den Wölfen.

Eine Frau erklärt anhand von Karten die Veränderungen eines Flusslaufs.

Verena Winiwarter

kennt alle Umweltsünden der Gegenwart und der Vergangenheit.

Eine Frau in einem Blazer steht vor einem antiken Relief mit mythologischen Figuren.

Sabine Ladstätter

Sie erforscht das antike Ephesos.

Ein Mann mit Brille sitzt an einem Tisch in einem Labor.

Anton Zeilinger

Der Physiker der Nation.

Eine Frau gestikuliert mit ihren Händen vor einem Bücherregal.

Renée Schroeder

Die Molekularbiologin der Sonderklasse.

Dabei sei es früher gar nicht so einfach gewesen, Forscher in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, erinnert sich der Erfinder des Preises, Christian Müller von der Austria Presseagentur. Statt Auskunft bekam Müller hin und wieder ein „Tut-Tut“ zu hören, weil der angerufene Professor einfach auflegte, als er „Presse“ vernahm.

Nicht so der Pathologe und Alternsforscher Georg Wick, der der erste Preisträger war. „Es war eine große Ehre, es gab aber keinen Präzedenzfall dafür“, sagt der spätere Präsident des Wissenschaftsfonds FWF. Einzig seine Mutter sei ein wenig enttäuscht gewesen, habe sie doch gedacht, er würde „diesen schwedischen Preis“ (den Nobelpreis) bekommen. Lautes Lachen im Saal der Aula der Wissenschaften in Wien, wohin 13 der 26 ausgezeichneten Wissenschafter gekommen waren, um Anekdoten aus dem Forscherleben zum Besten zu geben.

Die Umwelthistorikerin Verena Winiwarter, Preisträgerin 2013, hat es etwa mit einem Griff in die Handarbeits-Trickkiste geschafft, Gesellschaftsschichten auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen, die sich sonst vielleicht nicht getraut hätten, auf eine „Wissenschafterin des Jahres“ zuzugehen. Pressefotos von ihr mit Strickzeug bauten gewissermaßen Kontakt-Barrieren ab. Tatsächlich, sagt sie, habe sich in Sachen Wissensvermittlung viel verändert. In den 1970er-Jahren habe es den einen oder anderen Soziologen bestimmt noch „extrem gestört, verstanden zu werden“.

Der amtierende „Wissenschafter des Jahres“, der Chemiker Nuno Maulide, hat im Gegensatz dazu am Jahresbeginn einen 15-minütigen Auftritt in der „ZiB 24“ launig absolviert. Von so viel Redezeit können Politiker oft nur träumen.

Apropos Politiker

Wissenschaftsminister Heinz Fassmann gratulierte ebenfalls und regt an, „laut darüber nachzudenken, ob nicht die Presseförderung an wissenschaftliche Berichterstattung gekoppelt werden sollte“. Der Wissenschaftsjournalismus sei „ein wichtiger Transporteur“ von Erkenntnissen, die auf wissenschaftlicher Basis gewonnen wurden. In Zeiten von Fake News sei es „falsch, dort zu sparen“. Maulides Vorgänger als „Wissenschafter des Jahres“, Komplexitätsforscher Stefan Thurner, ist jedenfalls überzeugt, dass „die Wissenschaft das einzige Ökosystem ist, in dem alternative Fakten nicht überleben können.“

Who’s who

Weitere Ausgezeichnete: Gendermedizinerin  Alexandra Kautzky-Willer, Weltraumforscher Wolfgang Baumjohann, Physiker  Rudolf Grimm, Allergieforscherin Fatima Ferreira, Germanist Wendelin Schmidt-Dengler, Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, Mathematiker  Rudolf Taschner, Theologe Ulrich Körtner, Transplantationschirurgin Hildegunde Piza, Sozialforscher  Christoph Badelt, Prionen-Forscher Herbert Budka, Mars-Forscher Rudolf Rieder und Heinrich Wänke sowie Zeithistoriker Stefan Karner.

 

Kommentare