Screeningprogramm läuft schleppend an

Das Screening-Programm soll mindestens 90 Prozent der Karzinome in einem möglichst frühen Stadium entdecken.
Bisher gab es 20 Prozent weniger Untersucherungen als im Vergleichsjahr 2011.

Seit Anfang dieses Jahres gibt es in Österreich ein strukturiertes, kostenloses Brustkrebs-Screeningprogramm zur Mammakarzinom-Früherkennung. Nach offenbaren Anfangsschwierigkeiten läuft das Projekt jetzt immer besser, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Senologie (ÖGS; Brustgesundheit) in Wien.

2011 waren bis einschließlich der 32. Kalenderwoche in ganz Österreich 430.750 Mammografien (Früherkennung und Verdachtsfälle) durchgeführt worden. Heuer waren es im gleichen Zeitraum insgesamt 350.193 (229.656 bei Verdachtsfällen, 120.537 für Screening ohne Symptome bzw. Verdacht). Diese Zahlen nannte die Wiener Radiologin Alexandra Resch, Vizepräsidenten der Senologie-Gesellschaft. Für solche Programme sei eine Beteiligung der in Frage kommenden Frauen von 70 Prozent angestrebt, derzeit liege man aber nur bei etwa 20 Prozent.

Anfangsschwierigkeiten

"Wir liegen etwa 20 Prozent hinter den Zahlen vor Start des Mammografie-Screeningprogramms. Aber wir sind im Aufholen", bestätigte der Bundesfachgruppenobmann der Radiologen in der Österreichischen Ärztekammer, Franz Frühwald. Speziell die nach den Anfangsschwierigkeiten erfolgten Adaptierungen mit Freigabe der E-Card für eine solche Untersuchung alle zwei Jahre, Erinnerungsschreiben etc. hätten sich positiv ausgewirkt.

Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren können in Österreich alle 24 Monate mit ihrer E-Card zur Früherkennungsmammografie gehen; eine Einladung oder Zuweisung zur Untersuchung ist nicht notwendig. Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren bzw. ab 70 Jahren können sich bei der Telefon-Serviceline oder online auf www.frueh-erkennen.at zum Programm anmelden und mit der Einladung und ihrer E-Card zur Untersuchung gehen. Während Alexandra Resch von einem erst erreichten Anteil der Screening-Untersuchungen an allen Mammografien von rund 50 Prozent sprach, verweist man bei den Programmverantwortlichen von der Sozialversicherung auf einen bereits erreichten Anteil von 66 Prozent.

Weiterhin Festhalten am Programm

"Unsere Gesellschaft befürwortet eindeutig die Einführung des Mammografie-Screeningprogramms. Es steht fest, dass es zu einer eindeutigen Qualitätsverbesserung gekommen ist. Als besonderen Erfolg werten wir, dass es gelungen ist, zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung sofort an die Mammografie anzuschließen. Dafür werden wir international bereits beneidet", sagte ÖGS-Präsidentin Angelika Reiner. Letzteres soll die Genauigkeit der Untersuchung bei dichtem Brustgewebe erhöhen. Auch die Doppelbefundung durch zwei Radiologen und Ausbildungsmaßnahmen werden als wesentlicher Fortschritt gesehen. Insgesamt geht man davon aus, dass pro 1.000 Mammografien fünf bis sieben Karzinome entdeckt werden.

Bessere Statistik gefordert

Bei etwa zwei Prozent der Frauen, die zum Mammografie-Screening gehen, ist eine Biopsie zur weiteren Abklärung eines Verdachts notwendig. Das Programm soll mindestens 90 Prozent der Karzinome in einem möglichst frühen Stadium entdecken. Hundert Prozent sind in der Medizin faktisch nirgendwo möglich. Die Brustgesundheitsspezialisten fordern allerdings eine verbesserte Krebs- und Krankheitsstatistik mit spezifischen Registern. Der Wiener Chirurg, Leiter des Brustgesundheitszentrums am Wiener AKH, Michael Gnant: "Wo ich Sorge habe, das ist, ob wir jemals - beispielsweise in 20 Jahren - nachweisen können, dass wir damit Leben gerettet haben."

Hier soll es zu weiteren Verbesserungen kommen. Auch ein Werbebudget soll mit Oktober dieses Jahres laut den Programmverantwortlichen schlagend werden. Der "Kulturwandel" von ehemals durch die Ärzte veranlassten Überweisungen zur Mammografie und dem nunmehr ohne Überweisung funktionierenden System bedürfe viel mehr Information, meinte Frauenarzt Michael Medl von der ÖGS. Hier gebe es noch immer Wissensdefizite bei den Frauen, den Gynäkologen, Allgemeinmedizinern und Radiologen. Auch hier soll es bald zu einer weiteren Verbesserung kommen: Via E-Card soll für den Arzt erkennbar werden, wann die nächste Mammografie vorgesehen ist. Auch an der Verbesserung der Organisation der Befundübermittlung vom Radiologen zum Arzt des Vertrauens wird gearbeitet.

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