Schloss Marchegg: Viel Charme und noch mehr Störche

Das kleine Schloss punktet mit viel Charme.
An der March-Au spielte einst Geschichte. Der König ging, der Adebar kam.

Wo die March einen starken Rechtsknick macht, fühlte sich vor 750 Jahren schon Premysl Ottokar II. wohl: Nach seinem Sieg gegen Ungarnkönig Bela IV. bei Groißenbrunn gründete er die Stadt Marchegg. Sie war die größte befestigte Anlage ihrer Zeit und als Truppensammelplatz für Feldzüge gegen den Osten geplant.

Seit damals scheiterten sowohl die Hussiten als auch die Türken an dem Versuch, die Burg einzunehmen, nach Niklas Graf Salm war sie ab 1640 im Besitz der Familie Pálffy ab Erdöd. Kaiser Joseph II., Maria Theresia oder Franz Stephan von Lothringen waren oft gesehene Gäste. Viel Wasser floss die March herab "um das Eck", die Adeligen gingen, dafür kamen ganz besondere Gäste immer öfter.

Denn noch lieber als auf die Schlossgeschichte verweisen Bürgermeister Gernot Haupt und sein Kultur-Stadtrat Karl Klement auf das Schloss-Umland. Und am allerliebsten reden sie über die Störche. Klement: "Der naturnahe Tourismus ist unsere Stärke. Die Besucher kommen natürlich des Schlosses wegen. Aber auch wegen der Aulandschaft mit den Störchen."

Storch-Hoheit

Schloss Marchegg: Viel Charme und noch mehr Störche
Stadtgemeinde Marchegg für Schlossserie Schlösserreich, Schloss Marchegg und Störche, honorarfrei bei Nennung Credit
Marchegg bezeichnet sich als "Storchenstadt". In den Auen neben dem Schloss lässt sich jährlich die "größte Baum-brütende Storchenkolonie Europas" nieder, wie Bürgermeister Haupt stolz berichtet: "Rund 50 Brutpaare pro Jahr – mehr als im ganzen Burgenland." Schon am Eingang zum Schlossgelände steht daher das Storchenhaus, in dem man unter anderem über Kameras das Treiben in einigen Nestern verfolgen kann. "Im Schnitt hat jedes Paar drei Jungtiere, manchmal bis zu fünf", sagt Haupt und wird vom Stadtrat unterbrochen: "Hatten wir nicht schon einmal sechs?"

Jedes Jahr um den 20. März kommen die Tiere an, Mitte Juli werden die Jungen flügge, um den 20. August verabschieden sie sich nach Afrika. Zu dieser Zeit reisen viele Vogelinteressierte an, auch weil in den Marchfeld-Auen 84 Prozent aller heimischen Vogelarten vorkommen.

Angreifbare Geschichte

Neben Storch und March, auf der immer am Wochenende rund um den 21. Juni das Lichterschwimmen mit 1000 Kerzen stattfindet, ist aber doch das Schloss der Star Marcheggs. Seit 2009 erzählt die Ausstellung "Es ist ein gutes Land" die Geschichte rund um Schlachten, Frauen am Hofe und Ottokar als Erbauer. Ebenso interessant ist das Heimatmuseum, in dem mit alten Gegenständen der Gemeinde gezeigt wird, wie man früher lebte.

Schloss Marchegg: Viel Charme und noch mehr Störche
Stadtgemeinde Marchegg für Schlossserie Schlösserreich, Schloss Marchegg und Störche, honorarfrei bei Nennung Credit
Das passt zur Aura, Marchegg ist unter den Marchfeldschlössern das ärmlichere Schloss – aber mit dem Charme des Angreifbaren.

Der Herbst ist im Marchfeld eine belebte Zeit. Kommendes Wochenende lädt Schloss Orth zur Lagerfeuer-Romantik in den Turnierhof (20. 9.2015, 14–18 Uhr), am gleichen Tag gibt Schloss Hof das Marchfelder Erntedankfest (ab 9.30 Uhr). Zur Weihnachtszeit erstrahlen Schlösser im Kerzenschein, von 4. bis 6. 12.2015 ist im Schloss Marchegg der „Marchfelder Advent“ im Park und im Schloss-Speicher. Termine und Infos auf www.schloesserreich.at

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